Dez

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Tag 17 – Mo 05.12.11
POS 00:00 UTC: 16 27,924N und 045 01,769W
Wind 120 20Kn, KÜG 255, FÜG 7-8Kn (GrII + Fo)
Etmal 149sm

By Rainer
Logbucheintrag Erdenzeit UTC 02.23
Es sieht zwar aus, als ob ich heute Nacht als erster schreibe, aber ich schreibe als dritter. Daher ist schon alles gesagt. So verwirrend kann das mit Reihenfolge und Zeit sein. Zeit ist das Stichwort, da mein Körper und Geist zurzeit zeitlos sind. Wir leben in der UTC oder auch Universal Time Coordinated genannt. Das ist die Zeit, die auf dem Nullten Längengrad, also in Greenwich, UK gilt. Einfach ausgedrückt, wir sind immer von der Zeit her in Großbritannien. Das versteht aber mein Körper nicht, da draußen 28 Grad herrschen und ich nur noch in Badehose rumlaufe. Aller 15 Grad Länge laufen wir ein Zeitstunde hinterher. Wir haben gerade den 45. Längengrad übersegelt. Das wiederum heißt, dass Ortszeit nicht 02.29 UTC ist sondern 23.29. Das folgert wieder, dass ich das Datum meines Blogeintrages ändern müsste auf weiter Sonntag den 04.12.2011. Aber ich lebe in UTC und das wichtigste ist, ich LEBE pur und rein und spüre es. Damit ist mir die Zeit vollkommen egal und auch ob mein Blogeintrag der erste ist, aber meine Crewfreunde in den folgenden schon das beschrieben haben, was vor meiner Zeit passiert ist. Ein Glück habe ich meinen Gingertee mit Limone neben mir zu stehen :
Ende Logbucheintrag Erdenzeit UTC 02.37

Uhrzeiten

Uhrzeiten

By Stefan
Täglich laden wir Wetterdaten aus Boston vom Hydrographischen Institut, USA auf Kurzwelle mit schredderndem Ton herunter. Nach 14 Tagen sind wir auf klarem West Kurs inmitten dieses endlosen Ozeans und dieselbe Route bedienten die unmenschlichen Europäischen Sklavenhändler vom 16. bis 19. Jahrhundert, um versklavte afrikanische Arbeiter die unmenschlich harte Arbeit auf den Karibischen Zuckerrohr Plantagen verrichten zu lassen. Viele kamen schon beim Transport ums Leben, ihre Knochen übersäten den atlantischen Meeresgrund. Ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Karibik.
Mit jeder Seemeile die wir den Subtropischen Inseln näher kommen, in denen es keine Jahreszeiten durch Temperaturunterschiede gibt, steigen die bisherigen trockenen Temperaturen langsam auf konstante 25 – 28 Grad C an. Die Luftfeuchtigkeit hat zugenommen. Ich kann nur noch bei offener Türe und ohne T-Shirt schlafen. Alles verschwimmt zu einer klebrigen Masse, Bett, Gehirn, Himmel, Wasser, Küchengerüche.

Abends legt sich ein feuchtes Tuch über das Schiff, wie abgedeckte Möbel in einem alten Schloss. Bei Sonnenaufgang hängen die dunklen Passat Wolkenfetzen schwer über blu:kat. Der rotorange (bei mir ist der immer gelb morgens. Rainer) Feuerball taucht aus dem Ozean, ein neuer Tag beginnt und entfernt langsam die feuchten Tücher. Mittags erscheinen die Stratos Kumulus Wolken wie leichte, weiße Tupfer die uns auf unserem West Kurs weiter begleiten. Cabora Bassa, bald.

dicke Regenwolken

dicke Regenwolken

By Michael
Da hat es uns heute Nacht aber richtig erwischt. Schon tagsüber konnten wir bei gutem Wind (14-16 kn) zwei Regenfronten ausmachen, die aber an uns vorübergezogen sind. Die Außenpolster waren bereits sicher verstaut, die Angel eingeholt (immer noch kein Fisch gefangen!) und die Luken geschlossen. Gegen 22.30 UTC frischte der Wind merklich auf. Schon bald hatten wir 26 – 28 kn Wind, der in Böen bis auf 34 kn zunahm. All hands an Deck. Wetterjacken an, Lifebelt angelegt und dann haben wir zu zweit die Genua geborgen und auf dem Vorschiff verzurrt. Schoten umgesteckt und die Fock aufgezogen. Danach gleich 2. Reff in das Großsegel. Der Rest der Crew bediente die Winschen, gab lose auf Schoten und Fallen und setzte dann alles wieder durch. Der Regen und die überkommende Gischt hat uns bis auf die Haut durchgenäßt. Das Wasser stand uns in den Schuhen, aber bei 25 Grad Außentemperatur können wir das aushalten. Mit verkleinerter Segelfläche ritten wir die Regenfront ab. Inzwischen (0200 UTC) hat sich alles wieder beruhigt. Der Nachthimmel ist immer noch wolkenverhangen, und die eine oder andere Böe mit Wind um die 20 kn geht durch. Mal sehen, wie das Wetter heute bei Sonnenaufgang aussehen wird. Vielleicht können wir das Reff wieder ausstecken und die Genua setzen. Wir wollen ja vorwärts kommen gen Westen.

2-Reff im Gross und Fock

2-Reff im Gross und Fock

POS 12:00 UTC: 15 57,012N und 045 58,104W
Wind 100 20Kn, KÜG 245, FÜG 6-7 Kn (GrII + Fo)
Etmal 139sm

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