Jan

21

Michaela und Stefan

Sa., 21.01.12, (Törnbeginn)
Trampenderweise haben wir unseren Einsteige-Hafen Le Marin auf Martinique erreicht. Erstaunlicherweise eine gute Art und Weise sich hier fort zu bewegen – Daumen raus (bzw. Zeigefinger) und los. Aber eine noch elegantere Reiseart erwartet uns mit erstem Klirren der Taue im Wind und salziger Meerluft – der Hafen.

Le MArin

Le MArin

In der „Mango Bay Bar“ sind wir verabredet und schon springt Skipper Martin mit hellblauem Shirt an Land. Corinna und Mike gehen von Bord, noch ganz begeistert, wir ‚schiffen uns ein‘. Damit wir zwei Wochen auf See autark überstehen, wird zuerst Proviant gebunkert – zwei Einkaufswagen voll, die wir direkt von Supermarkt-Steg ins Beiboot laden. Auf einen Haufen recht viel, für zwei Wochen eher sparsam.

Einkaeufe_LeMarin

Einkaeufe_LeMarin

Sekunden vor einem heftigen Regenguss erreichen wir blu:kat und verstauen. Mit Motorkraft geht’s nach St. Anne, zum Ankerplatz für die Nacht. Abendessen gibt’s an Bord: Hühnchen in Weißweinsauce mit Zucchini und Pasta. Da es auf See schon halb sieben dunkel ist geht’s um neun schon in die Koje – bei noch ungewohntem Schaukeln.

Jan

22

Michaela und Stefan

So., 22.01.12
Der erste Morgen an Bord beginnt mit frischem Baguette, Café und diversen Beilagen durchaus frankophil. Türkisblaues (oder grünes?) Wasser lockt zum Schwimmen. Das Beste daran ist die warme Dusche danach – unten auf der Treppe im Karibiksonnenschein, herrlich. Mit dem Schlauchboot geht’s nach St. Anne, eine kleine sonnenmüde Stadt mit schönem Hafen.

StAnne_Hafen

StAnne_Hafen

Danach geht’s zurück an Bord und es heisst zum ersten Mal ‚Segel hoch‘. Vorerst nur das Vorsegel (aber das große) und vor dem Wind geht’s nord-westlich in Richtung Fort de France – vorbei am schönen Felsen Le Diamant. Davor finden wir die wunderschöne Petit Anse d’Arlet zum Ankern für die Nacht.

Tauwerk1

Tauwerk1

Ich lerne den Pahlstek, so einen Knoten für feste Schlingen und übe bis er klappt.

sundown-petit

sundown-petit

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind die ‚Sundowner‘ gemixt und die waldige dunkle Bucht lädt ein zur Betrachtung des makellos hellen Sternenhimmel.

Jan

23

Michaela und Stefan

Mo., 23.01.12
Der zufällige Blick unter die Wasserlinie beim morgendlichen Bad erschrickt: Man sieht ja alles!!! Sand, Pflanzen – das Wasser ist klar und die Sonne scheint. Perfekter Zeitpunkt zum Schnorcheln. Schnell ist passendes Equipment gefunden und angelegt. Mit „Entenfüssen“ und Schnorchel geht’s gen Ufer. Aber auch schnorcheln will gelernt sein und die Bürowaden ermüden schnell nach ein paar hundert Metern Schwimmstrecke.

Ankern-petit

Ankern-petit

Zurück an der steuerbord-seitigen Badeleiter bemerke ich noch einen Schnorchler: Martin macht sich an der Außenwand von blu:kat zu schaffen. Mit dem Spachtel werden Seegras und Algen entfernt – die Fische unterm Rumpf freuen sich über das unverhoffte reichhaltige Büffet. Gegen drei wird der Anker eingeholt – was ich wieder einmal in der Ankerkiste erlebe bei meiner Aufgabe, die Ankerkette ordentlich zu stauen. Dabei gilt es, die Kette in alle Ecken zu verteilen, damit unter dem Spill kein „Fitz“ entsteht. Mit Dieselkraft geht’s nach Anse A L’ane, einer schönen Bucht vis-a-vis von Fort de France. Zum Abendessen gibt’s leckere Pasta mit Thunfisch im Weißwein-/Zitronensauce.

Anse_Dufour

Anse_Dufour

Jan

24

Michaela und Stefan

Di., 24.01.12

Anse A L'Ane_MArtinique-1

Anse A L'Ane_MArtinique-1

Nach dem Frühstück geht’s an Land – wir wollen den Sandstrand genießen, ein Muschelmuseum besuchen (welches dann aber ganz woanders war) und – am wichtigsten – mal wieder unsere i-Geräte ans W-LAN hängen. Bei der gestrigen Herfahrt haben wir spannende Höhlen entdeckt, die wir beschließen nun zu erkunden: Mit Motorboot befahren wir die Küste südöstlich und finden zwei Höhlen wieder.

Martin-dinghy

Martin-dinghy

Schön wie eine Filmkulisse – hellblaues Wasser perlt zwischen dem Fels, Fischschwärme ziehen über den Sand und ich bereue keine Taucherbrille dabei zu haben. In der Höhle finden wir tausende Fledermäuse die ein- und ausfliegen, aber eher abhängen. Schön! Zurück zum Ankerplatz und in rasanter Fahrt im Beiboot über die Bucht nach Fort de France – einkaufen, Landgang und maritimes Zubehör plus Angelköder kaufen. Außerdem muss der Seenotsender repariert werden, er sendete ständig ohne Not – Fabrikationsfehler. Die Getränkenot bekämpfen wir zum Sonnenuntergang mittels Mojito – Rum mit Minzsirup und Rohrzucker und crushed ice. Die Sternbilder, die wir daraufhin erkunden, sind trotzdem natürlichen Ursprunges und dank der Hilfsprogramme unserer i-Geräte schnell entschlüsselt.

mojito_1

mojito_1

Jan

25

Michaela und Stefan

Mi., 25.01.12
Während Martin den Seenotsender zum Austausch bringt wird die allmorgendliche Frühstückstafel gedeckt – eine große Pfanne Spiegelei mit Zwiebeln und Tomaten stärkt uns für das was da kommt: die Weiterfahrt nach St. Pierre. Der Wind frischt auf und in der Bucht von Fort de France sind Vor- und Großsegel gesetzt.

angeln_fdf

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Die Fahrt nutzen wir zum ersten Einsatz der neuen Angelköder: ein 100g buntschillerndes Herings-Imitat, weiß-blaue Gummi-Calamares und ein Tauchfisch mit Drillingshaken. Doch die Unterwasserwelt ist verwöhnt – kein Biss geschweige denn ein Fisch lässt sich verlocken. Das Thunfisch-Steak muss noch warten. Bei mittlerem Wind kommen wir gut nach St. Pierre und ankern 16.45 Uhr vor der ehemaligen Hauptstadt der Insel Martinique, die 1902 von einem Vulkan komplett zerstört wurde. Dieser – der Mount Pelé – erhebt sich auch drohend als Kulisse eines schönen Stadtspazierganges, bei dem wir die Ruinen des Vulkanausbruches erkunden – unter anderem ein Theater und das Gefängnis, in dem der angeblich einzige Überlebende des Vulkanes gerettet wurde: er saß wegen Trunkenheit ein.

prison_stp

prison_stp

Dies vor Augen schmeckt der Campari-Orange nochmal so gut, Michaelas gefüllte Paprikaschoten sowieso.

Jan

26

Michaela und Stefan

Do., 26.01.12
Schon gestern stand das Tagesprogramm für heute fest: auf den Vulkan rauf! Nach dem Frühstück geht’s an Land und zur Tourist-Info, die uns den Weg zum Bus nach Morne Rouge weist – ein Ort am Fuße des Mount Pelé. Dort angekommen ist der Weg einfach zu finden, mit der Spitze in den Wolken erhebt sich der Vulkan über dem Ort.

mt-pele

mt-pele

Die Bergstraße wird dann aber doch zu steil und die Perspektive, noch zwei Stunden zu wandern, zu deprimierend. Abhilfe schafft unser altes Martinique-Rezept: Daumen raus. Schon nach 3 Minuten sitzen wir zu dritt auf dem Rücksitz eines alten Renault Clio, der sich nun zu fünft den Berg hoch kämpft. Ehrlichen Herzens danke ich dem netten Fahrer überschwänglich, denn die Bergwanderung, die uns nun erwartet, verlangt doch einiges an Kraft. Entschädigt werden wir mit einem herrlichen Blick unterhalb der Wolkendecke – sogar blu:kat sieht man 15 km entfernt als blau-weißen Punkt im Meer. Über steile Stufen und glitschige Felsen steigen wir auf 1245 Meter und umrunden den Vulkankrater. Geschafft!

Mount Pele_Wanderwege

Mount Pele_Wanderwege

crew-ontop

crew-ontop

Der Rückweg ist fast noch anstrengender, zum Glück findet sich wieder eine Fahrgelegenheit und nach gegen 16.00 Uhr sind wir zurück an Bord. Abends gibt’s es ein, zwei frische Gläser Cidre und ein Grill-Hühnchen aus dem Backofen.

Jan

27

Michaela und Stefan

Fr., 27.01.12
Für heute ist die Überfahrt nach Dominica geplant – wir verlassen also die EU und die Euro-Zone: Martin fährt zum Ausklarieren nach St. Pierre und der frische Wind lädt ein, alle Segel zu setzen. Mit Vor- und Großsegel geht’s dann zügig voran an der Südspitze Martiniques vorbei hinaus auf den Atlantik.

ueberfahrt

ueberfahrt

Die Fahrt wird immer rasanter und die Wellen werden immer höher – zum Glück versuche ich mein Glück wieder beim Angeln, das lenkt von der heftigen Schaukelei ab. Nur ab und an ergießt sich das Meer mit heftigem Schwall über blu:kat und auch mich – die Sonne trocknet alles jedoch schnell und hinterlässt eine feine Salzkruste auf der Haut wie als Beweis für die stürmische Überfahrt. Auch zwischen den Inseln will sich jedoch kein Angelglück einstellen – die rosa Leine wird eingerollt, genauso wie die neongelbe Sehne. Vor Roseau wird stattdessen die grün-gelb-Papageien Flagge der Inselrepublik gehisst, gemeinsam mit der gelben die besagt: wir reisen ein.

mast-dominica

mast-dominica

Armwedelnd kommt uns in der Bucht vor Roseau ein Motorboot mit einem Einheimischen entgegen: „I am Pancho, I will organise a landing for you.“ Für 10 US$ dürfen wir dann am Steg der Drop-Anchor-Bar im sonst voll belegten Bucht festmachen. Als Dank will er kein Geld, sondern uns die Insel zeigen – Wasserfälle und heiße Quellen gegen cash. Warum nicht? Pünktlich um sechs geht’s ans Mixen der Sundowner – im Gegensatz zu unserem Törn zeigt die Havanna Club-Flasche bereits Halbzeit, aber die Piná Coladas sind superlecker.

sundown-roseau

sundown-roseau

Jan

28

Michaela und Stefan

Sa., 28.01.12
Pünktlich 10.00 Uhr ist Pancho mit dem Motorboot zur Stelle uns abzuholen. Auf der Straße wartet dann sein Freund, der uns mit Kleinbus und sonorem Englisch die Insel zeigt. Zuerst geht’s jedoch zum Hafen und zum Check-In, schließlich sind wir ja gestern eingereist und Dominica ist ja ein neues Land für sich mit neuer Währung, den East-Carribean Dollars. Martin erledigt die Formalitäten während gegenüber im Fischereihafen zwei riesige Marline, Schwertfische, angelandet werden.

marlin1

marlin1

 

marlin2

marlin2

Er gibt sie also doch! Hemingway hatte Recht und ich nur die falsche Ausrüstung  Im Bus geht’s weiter zu den Trafalgar-Wasserfällen, den heißen Quellen und weiter durch den triefenden Regenwald. Alles Grün strotzt hier nur so von Leben und Frucht.

Trafalgar Wasserfälle _Dominica-9

Trafalgar Wasserfälle _Dominica-9

 

wasserfalle

wasserfalle

Zurück in Roseau ist alles in heller Aufruhr weil 14.00 Uhr der Karneval beginnen soll. Überall sind Pick-ups und Lastwagen geschmückt – helau, alaaf! Wir verholen blu:kat an eine Boje (Mooring) und endlich ist mal Zeit für eine Siesta. Mit Kopfhörern auf dem Trampolin liegen und die Sonne genießen. Michaela nutzt die Zeit zum Kuchenbacken – wir haben uns den legendären Rübli-Kuchen gewünscht. Zwei Stunden später steht er wirklich vor uns – Kaffeetrinken für morgen ist gesichert. Nachdem drei Caipirinhás vertilgt sind wird das Abendessen gemacht: Rosmarinkartoffeln mit frisch gepflücktem Kraut aus dem Inselgarten, Joghurt-Zwiebel-Dip dazu plus Ofenhähnchen und Zwiebelsauce. Wieder zu viel, aber superlecker.

Jan

29

Michaela und Stefan

So., 29.01.12
Nach dem Frühstück, dessen schwerste Entscheidung wie immer war: „Eier? Keine Eier? Wenn ja, wie?“ geht’s an Land um erneut Roseau zu genießen. Die Einwohner haben das wohl am Vorabend ausgiebig getan, denn überall sieht man die Spuren des nächtlichen Karnevals samt vereinzelter Überlebender die im Reggea-Schritt auf der Straße torkeln. Ansonsten herrscht Sonntagsruhe in der Inselhauptstadt, ab und zu unterbrochen von frenetischen Gesängen aus einer der Eckkirchen, wo zu Gospel und mit lautem Klatschen eine deutlich lebensfrohere Art des Christentums praktiziert wird.

roseau_ruhe

roseau_ruhe

Doch wir wollen weiter: Leinen los von der Boje, die etwas verheddert waren, und mit Dieselkraft geht’s nordwärts die Küste rauf. Wieder eine Gelegenheit, neue Angelstrategien auszuprobieren – leider ohne beißenden Erfolg. Mit schönem Palmenstrand kommt Méro in Sicht, hier ankern wir und lassen den Restnachmittag verstreichen. Martin nutzt die klare Sicht um den Rumpf von blu:kat wieder mal zu pflegen.

mero

mero

Die Nachmittagsruhe ist eine gute Gelegenheit, die erste Woche am Bord Revue passieren zu lassen, bloggenderweise und Foto-aussuchenderweise (wenn es dieses Wort überhaupt gibt). Michaela bemerkt soeben, dass sie sich seit 14 Tagen nicht die Haare gekämmt hat (Grüße an Elke und die liebe Oma) – ein echtes Zeichen von Erholung. Mit dieser Erkenntnis geht’s ans Abendessen: Rindersteak mit Salat und Kartoffeln für die Carnivoren, für die Vegetarier an Bord gibt’s statt Kuh den Rest Joghurt-Dip – verlängert und verschärft. Schmeck’n lass’n!

Jan

30

Michaela und Stefan
Mo., 30.01.12
Das Frühstück bringt uns Sonnenschein und damit Ausflugswetter. Wir beschließen noch etwas auf (bzw. vor) Dominica zu verweilen und uns an Land umzusehen. Mit dem Dinghi geht’s nach Méro, dem verschlafenen Örtchen vor dem wir ankern. Genauso verschlafen wie es von See aussieht ist es auch. Wir fahren weiter südlich die Küste hinab zur Mündung des Layou-River. Dieser führt derzeit aber zu wenig Wasser, um ihn hinauf zu fahren. Genug an diesem Ort – wir motoren weiter.

Layou-River

Layou-River

Die Prince Rupert Bay bei Portsmouth ist unser nächster Ankerplatz. Hier gibt es schon mehr zu sehen – eine sehr lazy-karibische Reggae-Stimmung in den kleinen Lädchen und an der Bucht, wo ein Hurrikan vor Jahren seine Spuren hinterlassen hat.

Frachter Portmouth

Frachter Portmouth

Ein Schild an Pappa Joe’s Bar mit dem Hinweis auf zwei Rum-Punsch für 10 ES$ lässt uns spontan den Sundowner an Land verlegen. Herrlich so mit dem Blick auf die Bucht zu sitzen – vor uns legt ein stolzer Fünfmaster ab und der Regen ein Trommelkonzert hin. Zum Abend gibt’s ein karibisch-indisches Curry mit Reis – herrlich mit so viel Koch-Know-how an Bord zu segeln.

Portsmouth

Portsmouth

Jan

31

Michaela und Stefan
Di., 31.01.12

 

Fruehstueck

Fruehstueck

Wir können es kaum glauben – es regnet! Wir sind von den letzten Wochen so sonnenverwöhnt, dass es fast unglaublich scheint. Noch unglaublicher sind allerdings die fernen Minusgrade daheim. Heimatliches Feeling verbreitet auch das wohl einzige Vollkornbrot der Karibik – gebacken an Bord von blu:kat von Martin unter Einsatz aller Körper- und Geisteskräfte: Der Backraum des Gasherdes hatte nämlich selbigen aufgegeben, bzw. ein Temperaturfühler. Da ließ sich der verregnete Vormittag gleich zum Zerlegen des Juno-Schmuckstückes nutzen. Leider ohne 100%-igen Erfolg – der Fühler bleibt außer Funktion und der Backofen damit auf Handbetrieb.

unter Segeln

unter Segeln

Der leicht aufklarende Himmel gegen Mittag lässt uns gen Norden Segel setzen. Wir verlassen das grün-gelbe, nass-warme Inselreich und machen uns auf die zweite größere Atlantik-Passage. Naja, nur nach Guadeloupe und nur vier Stunden. Aber mit Genua, Großsegel im ersten Reff und gehörig Wellen und Wind – für uns Erlebnis genug. Ich nutze diese Chance, erneut die großen Thunfische und Goldmakrelen mit meinen Ködern zu erschrecken. Ich probiere sie diesmal in der Reihenfolge einer kurzen gestrigen Abstimmung in Facebook nach den besten Erfolgsaussichten: zuerst den grünen Gummifisch, dann meinen favorisierten Stahl-Hering und schließlich den weiß-blauen Gummi-Calamares. Alles in allem wie immer beim Angeln: spannend, entspannend … aber raus kommt nüscht dabei.

S/Y Hetairos 66x10m

S/Y Hetairos 66x10m

Stattdessen kommt’s runter – nämlich fetter Pladderregen kurz vor den Ilet des Saintes, unserem Zwischenziel für heute. Das gibt richtiges Segel-Feeling: Gicht von unten, Regen von oben, Wind im Gesicht und blu:kat „sturmgepeitscht“. Neben uns kämpft sich ein schicker Brite ebenso durch die Wellen – ein schlanker Segler, dem man die adlige Herkunft schon 20 Meilen gegen den Wind ansieht. Stolz zieht die „Hetairos“ dann auch vor uns vorbei. Wir ankern mitten in den Ilet de Saintes in einer kleinen Bucht die ‚Anse a Cointe‘ heißt, wobei wir leider nicht ermitteln können was ‚Cointe‘ sind. Und – huch – wer legt sich da in British-Racing-Green backbord neben uns vor Anker? Unser schlanker Bekannter von heute Nachmittag. Da hat scheinbar doch jemand auf die Peilung geachtet, die Martin immer so absetzt, und nochmal „bessergeankert“. Wir prosten mit Rübli-Kuchen und High Tea hinüber – unser Abendessen wird jedoch weniger royal, dafür sehr lecker, mit Cuba Librè, Spaghetti – Tomatensauce und einem erstaunlichen vegetarischen Cheddar-Käse aus Neuseeland, den wir in dankendem Andenken an unsere Vor-Crew Corinna und Mike gerieben und drüber gestreuselt haben. Diese Kohlenhydrat-Bomben treiben uns frühzeitig in die Kojen – im derzeit wohl wärmsten Teil Europas. Bon soir!

Feb

1

Michaela und Stefan
Mi., 01.02.12

Dachluke

Dachluke

Die Nacht empfing uns mit starkem Wind und Wellengang, so dass auch der Morgen recht früh begann: Mit Schaukeln im Kopf der prüfende Blick aus der Dachluke – noch dämmerig. Trotzdem ist etwas anders. Und prompt – Motorengeräusche! Ich springe aus der Koje in Hemd und Hose und an Deck. Vor mir ragt dicht am Heck die Steilküste der Anse a Cointe. Der Anker hat sich über Nacht gelockert und Martin fuhr blu:kat gerade wieder in sicheres Gewässer. Dort setzten wir sicherheitshalber zwei Anker, mit verschlafenen Augen gar nicht so trivial. Das Frühstück hatten wir uns also verdient.

Hafen Terre-de-Bas

Hafen Terre-de-Bas

Mit dem Beiboot ging‘s danach an Land nach Bourg auf der Insel Terre de Haut, zunächst erst mal „einreisen“ und dann spazieren, Kaffee trinken und die Regengüsse abwarten, die immer wieder niedergingen. Zurück an Bord folgte ein weiterer Ausflug zur Nachbarinsel Terre de Bas, wo Michaela und Martin weiter dem fröhlichen Regen-Hopping gefrönt haben, auf dem Rundweg über die Insel, der glücklicherweise mit tollen Ausblicken und Unterständen gespickt war. Begegnungen mit Lebewesen beschränkten sich hier auf Ziegen und Hühner.

Irokesen-Hahn

Irokesen-Hahn

 

Irokesen-Ziege

Irokesen-Ziege

Auf dem Rückweg beim Eis-Einkauf bekam Michaela gratis eine Staude Banänchen dazu, frisch und gelb und zuckersüß. Zurück an Bord wurde daraus gleich Bananensplit, nebst Kaffee und Kuchen, und kurz darauf folgendem Sundowner-Cocktail plus Kartoffelpuffer mit Räucherlachs ein thematisch eher kulinarischer Rest-Nachmittag, getreu dem alten Seefahrer-Motto: ‚Mast und Schotbruch‘ – denn gemästet wurden wir auch ohne Schotbruch.

Abend-Terre de Bas

Abend-Terre de Bas

Feb

2

Michaela und Stefan
Do., 02.02.12
Doppelt hielt besser. Was sich an der Hosennaht bewährt, gilt wohl auch für das Ankern, und so liegt blu:kat heut Morgen ruhig und sicher in der Bucht. Guten Gewissens wird nochmal aufgebrochen um in Bourg frische Lebensmittel zu erstehen: Baguette, Milch und etwas Obst und Gemüse. Ich versuche mich am Schnorcheln unterhalb der gestrigen Steilwand, doch der Wellengang lässt mich schnell aufgeben. Dann doch lieber wieder auf ‚große Fahrt‘. Wir durchqueren die Ilet de Saintes noch mit Motorenhilfe, vorbei an der ‚Star Clipper‘ – einem Kreuzfahrt-Nachbau des legendären Segelschiffes „Preussen“ – und setzen (fast) alles was wir haben an Segelfläche gen Guadeloupe.

Star-Clipper

Star-Clipper

Der offene, weite Atlantik bestärkt mich, doch noch einmal mein Glück beim Angeln zu versuchen – diesmal mit einem Tauchfisch-Imitat der so echt schwimmt, dass ich selbst erschrecke und denke, da ist ein Fisch dran. Da muss doch auch ein Thunfisch reinzulegen sein … und prompt erhalte ich zumindest einen Biss auf den Köder, jedoch ohne Erfolg, wie auch beim zweiten ‚Schnapper‘. Da blieb mir nichts weiter als stolz die Blessuren des weiss-orangen Kumpels zu betrachten und fürderhin einzig den Wellengang zu genießen.

zerbissen

zerbissen

Das Auf und Ab der bleigrauen Wogen in der Dämmerung vor Guadeloupe, das ist schon ein Spektakel. Das Einholen und Einräumen der Fock bei rasanten 3 Meter-Schwüngen in der tosenden Gicht ebenfalls. Im Dunkeln ankern wir vor der Küste und der Ilet du Gosier genießen Michaela’s fantastische Pina Colada, gefolgt von Buletten mit Möhrchen – was für eine Mischung.

bleigrau

bleigrau

Feb

3

Michaela und Stefan
Fr., 03.02.12
Kristallblaues Wasser von türkisener Farbe und perfekter Sonnenschein laden ein zum Frühstück in der Plicht. Der Leuchtturmstandort von gestern Abend erweist sich bei Tageslicht als superromantisches Palmenidyll wie aus dem Reisekatalog.

Golier

Golier

Herrlich! Da müssen wir hin! Nicht nur wir, denn unvermittelt knattert ein Rettungshubschrauber über unsere Köpfe hinweg zu dem Inselchen, um dort Personen zu retten. Ein Notfall? Wohl eher eine Seenotrettungsübung, spannend anzusehen.

Seenotübung

Seenotübung

Michaela und Martin zieht es daraufhin aufs Vorderdeck in die Sonne. Mir gibt eine derartige Nähe zu den hiesigen Rettungsorganen jedoch Mut für ein schon lange geplantes Unterfangen: das Besteigen des blu:kat-Mastes. Ausgestattet mit doppeltem Sicherheitsgeschirr und dreifacher Kamera-Ausstattung geht’s in die Höhe – Sprosse für Sprosse. Ein herrlicher Ausblick, schon auf „Halbmast“. Als alle Fotos geschossen sind entschließe ich mich für die Rückkehr aus 11 Metern Höhe – schön genug, hoch genug.

blu-kat von oben

blu-kat von oben

Aus luftiger Höhe sieht die Trauminsel vor uns noch verlockender aus, vor allem die vom weißen Meeresboden grün schimmernden Meeresflecken – ein Tauchparadies! Nach kurzer Einweisung brechen wir im „Mini“-Beiboot auf zur Insel und zum Schnorcheln. Am Korallenriff, nur 2 Meter unter mir, tummelt es sich wie im großen Aquarium im Zoo: bunt-schillernde Fische überall: kleine schwarze, gelbe, gestreifte … Wahnsinn. Schade dass ich keine Unterwasserkamera habe, aber so gehört dieser Moment ganz mir allein – auch schön. Martin nutzt dieses Live-Kino, in dessen Mitte wir Ankern, auch für einen Schnorchelausflug, natürlich nicht ohne auch gleich etwas am blu:kat-Rumpf zu putzen.

Schnorchelputz

Schnorchelputz

Abendessen ist heute mexikanisch – Chili mit und ohne Carne sowie Grapeirinha, eine Spontanerfindung von Michaela, um mit Hilfe einer frisch gepressten Grapefruit den Rest unserer Literflasche Havanna Club Especial zu leeren, mjam.

Michadrink

Michadrink

Feb

4

Michaela und Stefan
Sa., 04.02.12 „offizielles“ Törnende

karibikwolken

karibikwolken

Unser letzter „offizieller“ Törntag begrüßt uns mit einem strahlenden Himmel nach dem klärenden morgendlichen Regenguss und einem perfekten Regenbogen. Michaela hat ihn als Erste entdeckt – sie hat nämlich im Freien geschlafen, im Trampolin unterm Sternenzelt. Wir ankern weiterhin vor der idyllischen Ilet Gosier mit ihrer Postkartenansicht und weißem Palmenstrand. So zum Greifen nahe lassen wir uns Zeit mit dem Erkunden, zumal Wochenende ist und auch die Guadelouppen (oder Guadeloupanesen?) die Insel entdeckt haben. Uns egal – wir baden und bereiten in aller Ruhe das kleine Beiboot vor: die türkisfarbenen Stellen im Meer rufen zum Schnorcheln. Unter Wasser dann breitet sich eine Pracht aus: -zig verschiedene Fischarten in allen Farben schillern durchs Wasser, wirklich eine schöne Stelle zum Unterwassergucken.

vive la france

vive la france

Der Rest des Nachmittags vergeht dösenderweise auf dem Vorderdeck in der Sonne, die dann bei Michaela auch prompt ihre roten Spuren hinterlässt. Autsch! Martin macht sich über die Struktur des blu:kat-Blogs und kategorisiert dieses und jenes. Damit die schönen Erinnerungen noch besser zu finden sind. Abends gibt’s den obligatorischen Sonnenuntergangs-Drink samt Lachs und Gemüse im Reisbett.

Feb

5

Michaela und Stefan
So., 05.02.12
Es ist Sonntag und wir sind von der Urlaubscrew zur arbeitenden Mannschaft mutiert. Glücklicherweise wird auch auf blu:kat am Tag des Herrn eher geruht als geschuftet, so dass wir den sonnigen Tag weiterhin vor dem herrlichen Panorama der Ilet Gosier lesender- und sonnenderweise vertrödeln.

blukat_von_unten

blukat_von_unten

Beim Baden entdecke ich riesige Fischschwärme unter dem Schiff, worauf ich mir den Traum eines jeden Anglers erfülle – Angeln direkt von der Pfanne aus: blu:kat hat nämlich in der Küche eine Luke am Boden, die für den Noteinstieg gedacht ist und vom erhöhten Teil zwischen den Rümpfen direkt über dem Wasser endet. Hier probiere ich einen Mini-Gummifisch mit riesigen rosa Augen und schon nach 30 Sekunden zappelt es an der Schnur: ein exotisch aussehender silberner Fisch hatte wohl Appetit. Wir nicht – er wird in die Karibik entlassen. Ein zweiter hat sogar eine schöne gelb-schwarze Struktur am Rücken, viel zu schön zum Essen (und zu klein).

partyinsel

partyinsel

Gegen Mittag erheben sich dumpfe Basstöne von unserem Inselchen: was bei uns der VW-Club sind hier wohl die Schnellboote, die sich tönenderweise am Strand versammeln, um Party zu machen. Wir liegen in der Windschneise und hören uns das an, allerdings nur bis vier. Dann heisst es ‚Anker hoch‘ und abdrehen nach Pointe-a-Pitre. Dort ankern wir in der Bucht vor dem Trockendock, in dem blu:kat in der nächsten Woche einen neuen Unterwasseranstrich bekommen soll. Im Abendsonnenschein schimmern heute gülden der ‚Sekt de la Grenadine a la Kiwi‘. Die Luft ist erfüllt von der ersten Ahnung des Zitronenhähnchens in Weißweinsauce (ja! Ich kann es noch aus dem Kopf) – so lässt es sich leben.

Feb

5

Törnzusammenfassung

Martinique - Guadeloupe Januar-2012

Link zum Törnblog: Martinique - Guadeloupe Januar-2012

Angelaufene Häfen/Buchten:

Le Marin, St. Anne, Petite Anse Arlet, Anse A Lane, St. Pierre auf  Martinique
Roseau, Mero, Portmaouth auf  Dominica
Bourg auf Terre de Haut, Ilet des Saintes
Ilet Golier und Pointe a Pitre auf Guadeloupe

Gesegelte Strecke: 144sm
Max. Speed: 9,1Kn
Max Wind: 32Kn
Bemerkungen:
Wanderung auf den Vulkan PELE