Jun

8

ANNETTE

Mit Rührei und frischem Baguette aus dem Dorf begann ein heißer Atoll-Tag für uns!

Bereits morgens hatten wir rundum strahlenden Sonnenschein, welcher unser Katamaran-Thermometer im Lauf des Tages auf bis zu 37° ansteigen ließ.
Ein wenig schnauften wir schon aufgrund dieser Südsee-Temperaturen. Allerdings machte das Planschen im Meer dafür nur umso mehr Spaß.

Wir schnorchelten über dem Riff vor dem Dorf und mussten dabei jedoch leider erleben, dass Rick (unser Perlen-Guide vom Vortag) Recht hatte: die Korallen waren weitestgehend abgestorben. Verwunderlich, dass überhaupt noch hübsche Fische im klaren Wasser unterwegs waren.

Nachdem wir bis zum frühen Nachmittag ausgiebig die absolute Stille von Takaroa genossen hatten, verließen wir um 16:30 Uhr das Atoll.
Martin lenkte die VAVA-U geschickt zwischen den Riffen und den Strömungsverläufen hindurch auf die ruhige See hinaus.

Wir konnten kaum glauben was wir außerhalb des Atolls vorfanden. Für unsere Nachtfahrt nach Manihi stand der pazifische Ozean schon fast still.
Kein Wind, keine Wellen! Was dazu führte, dass wir kein Segel setzen konnten und mit einer Geschwindigkeit von 4,5 Kn in den Sonnenuntergang hinein „motorten“.

Das war für mich ein absoluter Traum! Einmal wollte ich diese See ruhig erleben, sehen wie das sonst so aufgewühlte Meer stillstand.
Gemeinsam nahmen wir auf dem Trampolin sitzend Abschied von Takaroa und von einem sehr heißen Tag.

Markus, der uns noch einen phantastischen bayrischen Kartoffelsalat zu den Cordon Bleus zauberte, füllte unsere Mägen und so konnte sich jeder entspannt auf seine Schicht in der Nacht freuen. Bis auf einen Regenschauer gegen 23 Uhr verlief die Nacht so, dass wir ohne Segel Kurs auf Manihi nahmen.

Jun

7

ANETTE

In der Nacht legte der Wind noch einmal an Stärke zu, so dass Martin um Mitternacht das Segel verkleinerte. Alle zwei Stunden weckten wir ihn zum Schichtwechsel auf, damit er unseren Kurs und die Segelstellung kontrollieren konnte.

Um 5 Uhr morgens war es dann soweit: wir sahen Land! Am Kim war ein Licht zu sehen, das vermutlich vom Flughafen der Insel her leuchtete und man konnte das Brechen der Wellen am Riff des Atolls erkennen. So aufregend war das! Nach so vielen Stunden auf See wieder Land zu sehen, noch dazu im Sonnenaufgangslicht, ist mehr als nur eindrucksvoll gewesen. Wie ein Magnet zog es unsere Blicke an und so ging Martins Fernglas reihum, damit wir das flache lange Land, welches von der Ferne nur aus Sandstrand und Grünstreifen zu bestehen schien, bestaunen konnten. Aber auch ein großes Schiffswrack am Strand begeisterte uns durch seine Größe.

Als uns das Atoll seine Einlauf-Öffnung mit einem befestigten Inselabschnitt und einer kleinen sich dort erhebenden Kirche zeigte, holten wir um 7:15 Uhr das Segel ein. Nichts Schöneres hätte es an diesem Morgen geben können, als mit der Aussicht auf einen sommerlichen Atoll-Tag auf dem Deck des Katamarans zu stehen und die Vorbereitungen für einen Landgang zu treffen. Vorerst ankerten wir vor der Einfahrt, richteten dabei das kleine Dinghy, in das Martin und Markus den Motor einhängten und stärkten uns mit einem ausgiebigen Frühstück im Schatten des Cockpits.

Im Anschluss daran erwies sich unser Kapitän Martin als hervorragender Katamaran-Arzt! Denn mit äußerster Perfektion entfernte er Chris seine 15 Fäden vom Nähen, die er sich bei einer Verletzung auf Moorea an seiner linken Hand eingefangen hatte. Martin bewies eine extrem ruhige Hand, so dass wir uns auch medizinischer-seits in absolut zuverlässiger Hand wussten.

Direkt danach winkten wir einen Einheimischen herbei, der gerade mit seinem kleinen Boot an unserem Katamaran vorbeizog. Mit unserem überschaubaren französischen Wortschatz fragten wir ihn um Einlauferlaubnis bzw. auch um den besten Weg in das Atoll. Der nette Mann bat uns daraufhin einfach ihm nachzufahren! Schnell lichteten wir den Anker, so dass Martin die VAVA-U sicher zwischen den Riffen in das Atoll bringen konnte. Beim Einlaufen sahen wir die starke Strömung, die sich hier zum offenen Meer hin bildete. Begrüßt wurden wir von mehreren schnorchelnd abtauchenden Männern, die in ihrem Atoll „auf Jagd gingen“ – wir wollten uns später ansehen, was sie da taten. Vorerst waren wir an einem guten und sicheren Ankerplatz interessiert, der uns zudem eine phantastische Aussicht bot. Um 9:25 Uhr fanden wir dann in der Nähe des kleinen Dorfes an einem Riff unseren Platz.

 

Direkt danach ging es auch schon aufs Dinghy um zum kleinen Dorf der Insel zu kommen, dem Takaroa Village. Aus den Häusern der Bewohner klang Musik und überall begegneten wir wahnsinnig freundlichen Menschen, die uns als Besucher herzlich empfingen. In einem kleinen Shop bestellten wir uns Baguette für den nächsten Morgen und lernten schon wenig später die nette junge Ela kennen, die uns durch das Inseldorf führte. Ela war 20 Jahre alt und die Schreibkraft der Schule. Sie zeigte uns voller Stolz den Lieblingsort der Dorfbewohner: ein überdachtes offenes Gebäude, das über und über kunstvoll mit Muscheln geschmückt war, welche Gemälde an die Wand zauberten. Dort würden sich jeden Tag die Menschen versammeln. Ein paar Ecken weiter kamen wir dann auf die Idee die heimische Schule aufzusuchen, denn mit Ela war die Verständigung etwas holprig und wir waren auf der Suche nach mehr Informationen zur Insel. Der Lehrer der Insel sollte jedoch Englisch sprechen können. „Le Prof“ konnte uns dann von seinem Klassenzimmer aus hervorragend weiterhelfen. Von ihm erhielten wir Tipps zu Schnorchel-Spots, der Grünen Lagune und eventuellen Perlen-Züchtern.

Aber auch die Schule an sich war ein Erlebnis: die kleinen Schüler stellten uns sich vor und zeigten all ihre kindliche Begeisterung zu unserem Besuch! Auf dem Weg durch das Dorf kamen wir auch bei Frauen vorbei, die in ihrem Haus Souvenirs herstellten. Sie bastelten mit Muscheln Schmuck, nähten Roben und vieles mehr. Vorbei an den zwei hübschen Kirchen des Dorfes, nahmen wir wahr, dass einige Häuser leer standen. Die Menschen waren weggezogen.

Am Nachmittag folgten wir den Informationen des Dorflehrers indem wir mit unserem Dinghy zum Schnorchelplatz fuhren, der mitten im Atoll lag. An einer flacheren Sandbank mit Korallenfelsen ankerten wir um vom Boot aus ins Wasser zu hüpfen und die Unterwasserwelt zu entdecken. Vor allem Fähnchen-Falterfische umzingelten die Korallen, doch auch andere bunte Gesellen waren zu sehen. Allerdings waren sie schrecklich schreckhaft. Vielleicht lag dies daran, dass nur wenige Meter vorher die Insulaner mit Harpune auf Jagd gingen. Wir hatten auf dem Weg halt gemacht bei den Tauchern, die uns schon bei der Einfahrt zugewunken hatten. Gingen wir noch davon aus, dass es sich um Perlentaucher handelte, stellten wir bald fest, dass sie mit neuen großen Harpunen große hübsche Fische erbeutet hatten. Vielleicht hauten deshalb die Fische schneller vor uns ab als wir dies von anderen Tauch-Spots gewohnt waren.

 

Als wir alle wieder aufs Boot geklettert waren, ging es für uns weiter zur „Grünen Lagune“ des Atolls. Dieses lag atemberaubend still von einer riesigen Palmenbucht umgeben, die, wie wir beim Aussteigen aus dem Boot merkten, eine Badewanne hervorbrachte. Das Wasser war nicht nur warm, sondern heiß, was den unzähligen Seegurken zu gefallen schien. Martin brachte uns noch auf die Idee an diesem Sandstrand ein paar Kokosnüsse ins Boot zu werfen ?? Gesagt, getan! Und schon ging es mit der Ausbeute weiter.

 

Auf der anderen Atoll-Seite erhofften wir eine Perlen-Zucht besuchen zu können. So hielt Martin am ersten Häuschen, welches auf Stelzen ins Wasser gebaut war an, da wir dort einen Mann gesehen hatten von dem wir uns Auskunft wünschten. Als der nette Kerl auf meine Nachfrage hin uns völlig unerwartet auf sein Häuschen einlud um das Bearbeiten von Perlen zu sehen, konnten wir seine Aussage kaum glauben. Dieses Anlegen am ersten Häuschen des Atolls schien mehr als ein Zufall gewesen zu sein: es war ein Jackpot!

Zügig kletterten wir auf den Holzsteg, denn wir waren mit unserer Nachfrage auf die VAIMA River Pearl Farm gestoßen.
Drei Männer bearbeiteten die Austern, einer davon hieß „Rick“. Rick war mit einer Australierin verheiratet und konnte uns daher eine perfekte englischsprachige Führung geben. Wir sahen dabei zu wie die Austern in einem ersten Schritt mit einem Spachtel von Muschelbewüchsen befreit wurden und kurz danach ein wenig geöffnet wurden, um deren Eignung zur Aufzucht festzustellen. Geeignete wurden an den nächsten Mitarbeiter weitergereicht, die anderen ausgeschabt und für den Weiterverkauf an Chinesen hergerichtet. Die Chinesen waren scharf auf diese Art von Potenzmittel.

Im nächsten Zimmerchen der Hütte saß ein wahres Perlenbefruchtungs-Genie: wie in einem kleinen OP wurden die Austern von ihm nur einen Spalt weit geöffnet und mit ganz feinen Instrumenten eine kleine gelbe Perle aus dem Mississippi River in einen schleimigen Beutel injiziert. Diese kleine Perle würde in den folgenden eineinhalb Jahren zu einer prachtvollen schwarzen Perle umschlossen werden.
Um im Meer fest angebracht werden zu können, wurde die „befruchtete“ Auster mit einer Bohrmaschine am Rand durchlöchert und mit einem Faden an ein Gestell gehangen. Hochinteressiert stellten wir Frage um Frage und erfuhren damit das der Auster-Befruchter ca. 400 Stück pro Tag schaffte. Rick berichtete uns aber auch von einem rückläufigen Geschäft.
Die Verschmutzung der Meere hatte auch vor dem Atoll nicht Halt gemacht, so dass nur noch ein kleinerer Teil der Bucht klar genug war um hier einwandfreie Ware zu liefern. Dies hatte auch dazu geführt, das Menschen die Insel verlassen mussten um woanders Arbeit zu finden. Nun hatten wir auch die Erklärung weshalb so viele Häuser leer standen.

Anstatt um die 600 Menschen lebten nun nur noch ca. 500 im Dorf von Takaroa. Zum Abschied schenkte uns Rick noch zwei Hälften, die eigentlich für die Chinesen gedacht waren. Sie sollten nun das Boot schmücken.

Mit Kirchengeläut im Atoll gingen wir auf den Tuamotus zum Sonnenuntergang über. Wir waren uns alle einig: es war ein wundervoller Tag gewesen!

Jun

6

ANETTE

Unser zweiter Tag auf See war ein absoluter „Genuss-Segeltag“ bei einem angenehmen Sonnen-Wolken-Mix!

Zwischendurch glitten wir mit durchschnittlich 5 Kn übers Meer, so dass jeder ganz entspannt schlafen, lesen, Musik hören, die frischen Früchte essen oder ganz einfach, die Stille genießend, auf die Wellen schauen konnte.

Gemeinsam träumten wir uns mit den Südsee-Reiseführern in die Tuamotus hinein und bekamen dabei von Felix den Schwäbisch-Intensivkurs.

Nur all zu gerne nahmen wir „dahanne“, „hanoi“ und „haja“ in unseren Wortschatz auf.

Am frühen Abend versammelten wir uns zum Wolkenbilder-Raten nach einem bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang. Neben Pferdeköpfen, Elefanten und Simpson-Figuren taten sich noch viele weitere vergängliche Gebilde vor uns auf.

 

Wir bestaunten die Venus, die hinzukommenden Sternenbilder und gingen hoffnungsvoll in unsere vermutlich letzte Nacht auf See, denn wir wollten am kommenden Morgen am Atoll von Takaroa eintreffen.

Jun

5

ANNETTE

Um 4 Uhr in der früh löste ich Chris von der Wache ab und übernahm zur Sonnenaufgangsschicht bis um 6 Uhr. Es war mein erster Tagesbeginn auf See, eine absolute Premiere!

Schon ab 5 Uhr sah ich am Horizont hinter mir, dass die Dunkelheit mehr und mehr verschwand und sich die Sonne zu uns auf den Weg zu machen schien. Während um mich herum alle endlich Schlaf gefunden hatten, durfte ich ein Farbenspiel beobachten, dass den Himmel in zartes gelb, grün und hellblau tauchte. Die zarten Wölkchen am Himmel wurden dabei in ein rosa Licht versetzt, dass ich schon gar nicht mehr genau wusste wo ich zuerst hinschauen konnte. Ringsum das Wasser, kein Land in Sicht und das stete Wiegen der Wellen. Ziemlich zeitgleich hierzu sprangen rechts von mir zwei fliegende Fische weit über das Meer. Genau für solche Momente waren wir alle hier! Mehr als nur zufrieden gab ich die Wache an Markus ab, um nun ebenfalls meine Augen wieder schließen zu können.

So verlief dann unser erster richtiger Tag auf See. Jeder schlief wann er konnte um fit für die Schicht zu sein und genoss währenddessen den Blick aufs Meer. Konstant trieb uns der Wind mit 7-10 Kn voran, so dass wir um 14 Uhr, als unsere ersten 24 Stunden vorüber waren, bereits 190 sm zurückgelegt hatten. Normalerweise schien man das „Etmal“, also die Anzahl der Seemeilen innerhalb von 24 Stunden, von 12 bis 12 Uhr zu berechnen, wir zählten jedoch ab unserer Abfahrtszeit in Tahuata, also von 14 bis 14 Uhr.

Ein absolut sonniger Nachmittag suchte sein Finale in einem grandiosen Sonnenuntergang, den Chris und ich Seite an Seite auf der weichen weißen Liegematte an Steuerbord genossen.

Derart viele friedliche Momente reihten sich im Wippen der Wellen aneinander, so dass wir sehr entspannt in unsere zweite Nacht auf See gingen, welche sich ebenfalls so ruhig und konstant fortsetzte wie der Tag. Diesmal hielt ich Wache zur Mondaufgangsschicht und sah mit unglaublich viel Ehrfurcht dem halbroten Feuerball zu, der wie eine riesige im Himmel hängende Schale in Erscheinung trat, wie er begann die Nacht zu erhellen. Aber auch die See strotzte in Dunklen nur so vor Schönheit!
Das von uns verwirbelte Wasser perlte immer wieder in neonblauen Farbtönen, denn die Reibung brachte den fluoreszierenden Plankton zum Leuchten.

Jun

4

Seit gestern ist die Crew der VAVA-U wieder komplett.

Mit Anette und Chris als neue Mitsegler und Markus und Felix vom Pazifiktörn starten wir durch die Marquesas zu den Tuamotus-Atollen und weiter dann bis Papeete auf Tahiti.

Weil wir gestern beim Einkauf auf Hiva Oa zwar fast alles für unsere nächsten drei Wochen bekommen haben, aber leider keinerlei Früchte, versuchen wir es heute hier auf Tahuata.

Also dann, später wieder mehr und schaut doch gelegentlich auch mal auf meinem anderen Blog vorbei, den wir wieder täglich mit Positionsmeldungen und kurzen Statesments per Funkmail „füttern“.

Hier der LINK dazu: https://www.sailblogs.com/member/vava-u/

Jun

4

ANNETTE

Morgens vom Wind geweckt zu werden, der durch die Luke über dem Nachtlager hereinwehte, war sagenhaft schön. Es ließ mich schon ein wenig schmunzeln vom Bett aus nach oben blickend die Deutschland- und Bayern-Flagge am Mast im morgendlichen Wind wehen zu sehen. Es war eine tolle erste Nacht gewesen, da die VAVA-U uns langsam in den Schlaf gewankt hatte.
Begeistert nun an der gemütlichen großzügigen Sitzecke im Cockpit frühstücken zu dürfen und dabei auf die Bucht Tahuatas zu sehen, lockte uns schnell aus unserer Kabine heraus. Aufgrund der eingekauften Leckereien speisten wir fürstlich und waren somit fit für unseren Ausflug in die Baie de Vaitahu.

Für unseren großen Trip fehlten uns noch ausreichend Obst-Vorräte für die kommenden Tage. Da wir diese in einer der Nachbarbuchten im Ort Vaitahu zu glauben fanden, fuhren wir zu fünft mit dem Dinghy übers Wasser. Während Martin dort seinen organisatorischen Arbeiten in einem Wifi-Lokal nachging, versuchten wir auf der Insel Obst zu organisieren. Schnell wurde klar, dass nur ganz wenige Menschen auf der Insel Englisch sprachen. Somit musste ich mit meinen wenigen Brocken Französisch versuchen ein paar Kontakte zu knüpfen, denn einen „Einkaufsladen“, wie wir ihn hierfür kannten, gab es dort nicht.

Am Dorfplatz hatten sich ein paar Einheimische versammelt, auf die wir nun hilfesuchend zugingen. Wir erklärten, dass wir für die kommenden Tage auf See Bananen, Mangos, Papayas, Sternenfrüchte und Limonen suchten. Dies führte schließlich dazu, dass wir zu viert in den Pick-up eines Inselbewohners einstiegen, der uns weiterhelfen sollte. Gemeinsam fuhren wir ein paar Serpentinen des Dorfes hinauf bis zu seinem einfachen Häuschen, welches von Obstbäumen umgeben war. Etwas irritiert schauten wir jedoch allesamt, als der „Farmer“ uns seine Pflückhilfen an Holzstäben gebunden in die Hand drückte anstatt uns das Obst einfach in den Pick-up zu packen. Er wiederum schien sich zu wundern warum wir uns nicht einfach holten was wir wollten. Irgendwie versuchte ich ihm zu erklären, dass wir weder das Aussehen der Bäume noch den Reifegrad der Früchte erkannten und uns damit schwer zu würden selbst zu wählen. Die Botschaft kam jedoch nicht an. Somit mussten wir uns selbst durch seine Farm wühlen bis wir das ein oder andere Essbare für uns erkannten. Das aufwändigste waren seltsamerweise die Bananenstauten, denn vieles war bereits abgeerntet.

 

Auf mehreren umliegenden Grundstücken gingen wir auf Suche und wurden dabei sogar gefragt ob wir Whiskey auf unserem Boot als Tauschmittel dabeihätten. Auch stolperten wir bei unserer Ernte auch über zwei Schweine, die zwischen den Obstbäumen ihren Freilauf hatten. Irgendwann gelang es uns Bananen reif und grün, Papayas, Limonen und einen ganzen Sack voller Pampelmuse zusammenzutragen. Das stellte uns schon einmal zufrieden. Dennoch waren wir überglücklich, dass wir an einem entfernteren Baum auch noch einige Sternenfrüchte entdeckten. Mit dieser Ernte machten wir uns zurück an den Hafen, wo Martin auf uns wartete und wir dem Lokalbesitzer auch noch eine Tüte voller Orangen abkauften. Alle miteinander nutzten wir noch eine letzte Möglichkeit um Wifi zu bekommen, bevor wir uns zurück zur VAVA-U aufmachten. Das Reisefieber hatte uns gepackt, wir wollten so schnell wie möglich los.

Um 12 Uhr waren wir wieder in unserer Bucht, verstauten die Einkäufe, machten alles abreisefertig, was auch bedeutete, dass letzte Säuberungen am Katamaran unter Wasser vorgenommen werden mussten. Als Alles seetauglich und die Luken verschlossen waren, liefen wir um 13:37 Uhr aus.
Erst wollten die Winde um die Insel herum uns nicht so richtig in Fahrt kommen lassen, doch als wir weit genug vom Land entfernt waren, erreichten wir im Schnitt ca. 8-9 Kn.

Als Neuhinzugekommene erhielten Chris und ich unsere Sicherheitsunterweisung und wurden wie Felix und Markus auch in den Schichtplan eingeteilt, der uns helfen sollte in den nächsten vier Tagen sicher in den Tuamotus anzukommen. Alle zwei Stunden wollten wir uns ablösen um Wache zu halten.

Gegen Abend hin bekamen wir dann richtig Schub: mit Windstärken bis zu 22 Kn, was in etwa Windstärke 5 zu entsprechen schien, wurde die VAVA-U auf bis zu 10 bis 11 Kn beschleunigt. Gerade für uns, als Neuzugestiegene, war dies wie von Null auf Hundert! Somit konnte auch der eindrucksvollste Sonnenuntergang nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit aufkommender Übelkeit im Dunklen zu kämpfen hatten. Dazu klatschten und donnerten die Wellen mit von mir nie gehörter Lautstärke an den Katamaran.

Aber auch der Rest an Bord entschied sich in dieser Nacht nicht in der Kabine zu bleiben. Jeder suchte sich einen gemütlichen Platz im Cockpit oder im Salon, um zwischen den Wachen in eine Art Dämmerungszustand zu fallen. Da der Mond sich erst gegen Mitternacht zeigte, fuhren wir von 20 Uhr ab in die absolute Finsternis hinein. Dies war dann auch der Beginn meiner Schicht: von 20 bis 22 Uhr ließ ich mich abwechselnd auf der Steuerbord- und Backbord-Seite auf den weißen Sitzen nieder und hielt Ausschau ob sich an der Kim Lichter zeigten.

Martin hatte uns zu Beginn viel erklärt, wir lernten das der Horizont Kim hieß, dass man Sterne erst eine handbreit über der Kim wahrnahm und wir uns daher vor allem auf diesen Streifen konzentrieren sollten. Andere Boote würden wir in diesem dunklen Streifen an ihren rot, weiß oder grünen Leuchten erkennen. Die erste Nacht war aufregend! Keiner schlief wirklich tief, sondern war auf abenteuerliche Art und Weise mit sich selbst beschäftigt. Entschädigt wurden wir von einem sagenhaft detailreichen Sternenhimmel und einem leuchtenden hellen Mond zur Mitternachtszeit, der das dunkle Meer zum Glitzern brachte.

Jun

3

By ANNETTE

Mit unglaublich viel Vorfreude kamen wir (Chris & Annette) auf der VAVA-U in Atuona´s Hafen auf der Insel Hiva Oa an. Wir konnten kaum fassen, dass der abenteuerlichste Abschnitt unserer Weltreise nun beginnen sollte.
Mit dem Weltumsegler Martin und seinen beiden Mitreisenden, welche sich schon seit den Galápagos-Inseln mit an Bord waren, wollten wir in den kommenden 21 Tagen von Hiva Oa nach Tahiti selben und dabei die Tuamotus passieren. Während dieser Tour sollten wir mehrere Tage kein Land sehen, für uns beide eine völlig neue Erfahrung! Daher spürten wir schon ein wenig Adrenalin durch unsere Adern fließen als wir den schicken weiß-grünen Katamaran vom Ufer aussahen.
Da lag sie: die VAVA-U! Unser Zuhause für die nächsten3 Wochen.

 

Als Martin uns entdeckt hatte, holte er uns sofort mit seinem großen Dinghy (motorisiertes Beiboot) vom Ufer aus ab, welches ebenfalls in grün-weiß zu seinem super schicken Boot passte. Wahnsinn! Alles hatte tatsächlich geklappt: sowohl Martin als auch wir waren bei unseren Weltreisen am vereinbarten Treffpunkt ohne Zwischenfälle angekommen!

Außerdem spürten wir beide sofort, dass wir uns bei ihm in guten Händen wussten. Auf dem Hinterdeck, dem Cockpit angekommen, lernten wir dann auch unsere beiden Mitreisenden Felix und Markus kennen, die bereits ordentlich Segel-Erfahrung in den vergangenen Wochen hatten sammeln dürfen. Da wir durch unseren Flug quasi pünktlich zum Aufbruch angereist waren, hatten die Beiden uns auch den Großeinkauf für die Seetage am Morgen abgenommen. Danke Felix & Markus. Überhaupt wurden wir herzlich aufgenommen und fühlten schon in den ersten Minuten beim gemeinsamen Frühstück, dass das Alles gut passen würde.

Nachdem wir in die Schiffstoilette, die Außendusche und sonstige Abläufe an Bord eingewiesen wurden, ging es für uns auch schon los. Schnell stellten wir unser Gepäck in unsere super geräumige Kabine, damit wir beim Auslegen aus der Baie Taaoa jede Sekunde aufsaugen konnten. Das erste Verlassen eines Hafens hatte schon etwas Besonderes, es war mehr als nur ein Auslaufen – es war für uns der Beginn des größten Abenteuers unserer Weltreise! Bei Sonnenschein motorte Martin uns an den hohen Bergen vulkanischen Ursprungs entlang und mit riesiger Freude stellte ich fest, dass das Meer hier dieselbe grandiose blaue Farbe wie um Tahiti hatte. Denn das leuchtende Blau wurde auch hier von vielen türkisen Schlieren durchzogen. Allen war die Aufbruchsfreude anzusehen, denn jeder von uns blickte auf die Küste und die vorgelagerte Insel Tahuata, deren Bucht Iva Iva für diesen Tag unser Ziel war.

Ob man unsere Freude auch einige Meter unter uns spürte? Jedenfalls waren wir kaum auf See als ich unsere Willkommensboten im Meer entdeckte. In etwa drei Delphine sprangen seitlich am Boot vorbei. „Delphine!“, rief ich voller Begeisterung aus und lockte damit auch die Anderen heran. Felix wusste, dass sie vor allem dem Boot voraus mitschwammen und so entdeckten wir ca. 10 Delphine, die uns für eine ganze Weile auf unserer Fahrt begleiteten. Wenn das nicht mal ein perfekter Einstieg in diesen Törn war ??

Wenig später setzte Martin dann das erste Mal das Segel, was uns nur noch Wellen und Wind wahrnehmen ließ und wir damit mit einem „Schönwetter-Segeln“ genussvoll in den Törn starteten. Die Felsküste von Tahuata rückte immer näher, so dass wir deren wundervolle mit Palmen geschmückte Buchten einsehen konnten.

Martin steuerte die Baie Iva Iva an, die den breitesten Sandstrand zu haben schien und außerdem eine ruhige Lage für die Nacht versprach.
Ab 15 Uhr genossen wir gemeinsam den Nachmittag indem wir um das Boot herum schnorchelten, Standup-Paddeling ausprobierten, auf den Trampolinen in der Sonne badeten und als die Drohne einmal steigen ließen um auch wirklich jeden Blickwinkel der schönen Bucht festzuhalten. Wir fühlten uns wundervoll leicht, waren angekommen auf der VAVA-U und genossen nach einem zauberhaften Sonnenuntergang mit Blick auf den pazifischen Ozean die selbstgemachten Thunfisch-Spaghetti à la Martin.

Jun

1

In der letzten Woche, während VAVA-U eine kleine Pause auf Tahuata zwischen den Törns eingelegt hat sind ein paar Neuerungen entstanden.

Es gibt jetzt auf Deck für die Vorsegel jeweils an BB und STB eine neue elektrische Winsch, die den Komfort und die Sicherheit erhöhen sollen.

Unter Deck ist für die umfangreiche Bordapotheke ein eigener neuer Stauraum entstanden. Platz dafür gab es in der Rückenlehne der Sitzgruppe im Salon.

Ansonsten wurde wie immer in solchen Pausen einiges an Wartungs- und Servicearbeiten durchgeführt, so das VAVA-U wieder 100-prozentig fit ist für die nächsten Monate in denen wir in French Polynesien (Gesellschaftsinseln, Tuamotus und Marquesas) unterwegs sein werden.

Willkommen an Bord!
Skipper Martin