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Beim Morgenfrapé im Kafenion treffen Simmerl und ich auf einen Einheimischen, der uns einen Bildband mit alten Aufnahmen der Insel, vor allem Portraits ihrer Bewohner zeigt. Auf meine Bitte um Erläuterung einiger Fotos, erhalten wir eine lebendige und sehr persönliche Führung durch die Inselgeschichte von 1940 bis 1970. Wir hören von einer blühenden Dorfgemeinschaft, unabhängig und in der Lage, von ihren eigenen Produkten zu leben. Von Familiengeschichten und Bräuchen, Freude und Trauer, alles wunderbar illustriert von den eindrucksvollen Portraits des Fotografen Vasilis Manikakis. Dann der Schnitt und die Zerstörung des Dorfes und seiner Lebensgemeinschaft durch ein schreckliches Erdbeben und die Vollendung der Zerstörung durch die Bulldozer der Militärjunta.
Erdbeben
Und wir hören vom täglichen Kampf, die Insel am Leben zu halten und dem Willen ihrer Bewohner, sie wieder zu dem zu machen, was sie einst war. Tief beeindruckt danken wir unserem Führer für diese Zeitreise, der, wie sich im Gespräch herausstellt, der Sohn des Fotografen, Vyron Manikakis, ist.
Zurück am Boot finden wir auf der Gangway eine Morgengabe, Feigen und einen Blumenstrauß. Unser Hafenpolizist? An wen auch immer, danke für den bezaubernden Abschiedsgruß.
Gegen Mittag legen wir ab in Richtung Sigri auf Lesbos. Der Wind weht mit 20 bis 25 Knoten, wir sind unterwegs mit Fock und einem Reff im Groß. Der Rest ist schnell erzählt. Ich werde seekrank, Totalausfall. Kurzfristig macht auch Simmerl mir meinen Eimer streitig, erholt sich aber rasch wieder.
In der südlichen Einfahrt von Ormos Sigri grüßt ein Wrack vom Felsen, fast wie ein Mahnmal. Im letzten Abendlicht wirkt Sigri einsam, fast abweisend, sehr nördlich. So sind auch die Wassertemperaturen, nur noch 25°C. Ich überlege ernsthaft, ob ich auf das Abendschwimmen nicht verzichte.
Wrack
POS am Abend: 39°13.273’N, 025°51.196’E, Ankern in Ormos Sigri auf Lesbos
Etappe: 49 sm; davon unter Segel: 45 sm unter Motor: 4 sm
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