Juni

15

Am Sonntag wollten Martin und ich gleich in der Früh die 35 km mit den E-bikes zurück radeln, um das Auto zu holen. Doch der Wettergott meinte es nicht gut. Nach der langen Hitze sollten am Vormittag schwere Gewitter und heftiger Regen auf uns zukommen. Es regnete tatsächlich ein bisschen und wir verschoben das Ganze auf Mittags. Fritz und Rudi wollten ein bisschen ins Dorf spazieren und wir fuhren um zwölf sogar bei Sonne, aber herrlich abgekühlt, los. Die wunderschöne lange Strecke führte uns am alten Rhein Rhone Kanal entlang.

Da merkt man gar nicht die weite Strecke und genießt einfach nur die Natur. An zwei alten Schleusen waren Cafés , das hat man bisher überhaupt nicht gesehen. Eines hatte einen richtig tollen verwachsenen, romantischen Garten, den man besichtigen konnte.

Als wir am Auto ankamen, schafften wir es gerade noch, die Räder ins Auto zu heben. Dann kam ein kurzer Wolkenbruch und wir konnten teilweise gar nichts mehr sehen.
Martin fuhr das Auto wieder ein paar Kilometer von der Anlegestelle voraus, damit er sich die Haltemöglichkeiten beim Zurückradeln anschauen konnte. Es hat sogar aufgehört zu regnen.
Aber wir hatten ein zweites Mal Glück an diesem Tag. Am Boot angekommen, die Räder verstaut , fing es an, wie vorhergesagt, zu schütten und hörte so schnell nicht mehr auf. Es war erst später Nachmittag. Wir beschlossen, mit Fritz und Rudi Kniffel zu spielen.
Ich hatte Würfelglück und hab die Partie gewonnen. Dann holte Martin die Wizard Karten raus und erklärte Fritz und Rudi die Spielregeln. Wir haben schon viel gelacht, bevor wir überhaupt angefangen haben zu spielen. Nach einer Proberunde ging’s los. In Runde 6 oder 7 war ich im Minus, da meinte Rudi ganz trocken.., gell, du bist lieber in der Küche beim Kochen…..( statt Karten zu spielen). Das war der running Gag durch den ganzen Abend.
Später gabs noch den Tatort via Internet weil durch die hohen Bäume am Kanal hat die SAT Antenne kein Signal gefunden, bevor wir alle müde in die Kojen gingen.

Juni

14

Um 9.00 hieß es Leinen los. Das Passagierschiff Napoleon hatte nämlich auch eine Reservierung an dem Steg angebracht und wollte am Mittag dort anlegen.
Außerdem hatten wir eine lange Strecke von über 35 km vor uns. Der Skipper meinte so ca 6 Stunden.
Da hatte er sich gründlich verschätzt. Noch waren wir auf dem Canal de Neuf-Brisach in Richtung Rhein, als uns dann die Napoleon bei strahlendem Sonnenschein mit ihren Gästen auf dem Deck begegnete. Über Funk nahm der Kapitän Kontakt mit Martin auf, dass er an einer geeigneten Stelle anhält und wir dann vorbeifahren können. Bei wenig Wasser und der Enge des Kanals ist das schon eine Meisterleistung. Mit fröhlichem Hallo und Winken von den Gästen und Hupen von Martin passierten wir das Passagierschiff.

Nach ein paar Kilometern kam eine kleinere Schleuse , dann ging es auf den Rhein. Das ist schon eine andere Dimension, wenn uns die riesigen Frachter überholen oder wenn wir mit denen in einer Schleuse anlegen. Auf den Kanälen ist die Vlinder immer der Hingucker wegen ihrer beachtlichen Länge, aber neben den Frachtschiffen wirkt sie wie ein kleiner Kahn.


Auf dem Rhein muss Martin immer die Schleusen anfunken, ob wir mit einem der großen Schiffe mit reinfahren dürfen. In der ersten großen Schleuse waren wir mit der Mondial, die Schrott geladen hatte. Bei den Größenverhältnissen ( z. Bsp. Schleuse Marckoldsheim : 180 m lang, 22,70 m breit und Hubhöhe 13,80 m) dauern die Schleusenvorgänge etwas lönger.

Oft muss man warten und die Großen fahren zuerst rein. In der zweiten waren wir dann mit der Vesper, da konnte ich nicht sehen, was die geladen hatte.


Nachdem es 14 m abwärts ging und sich die Tore öffneten, sollte es endlich ein kurzes Stück weiter wieder zurück auf den Rhône au Rhin Canal gehen. Martin funkte den Schleusenwärter an. Leider sprach er nur französisch, aber wir hörten raus, dass es Probleme gab und wir nicht vor 17.00 Uhr durchfahren könnten. Ups, schnell suchte Martin eine Stelle zum Festmachen, was auf dem Rhein gar nicht so einfach ist. Durchs Fernglas entdeckte er zwei Dalben, an denen wir zumindest noch die eineinhalb Stunden bleiben konnten. Leicht genervt gab’s erstmal Kaffee und Kuchen an Bord bei ca 35 Grad. Danach fuhren wir ein Stück weiter bis vor die Schleuse. Da konnten wir nochmal kurz festmachen, es sollte ja um 17.00 Uhr weitergehen.

Die Lichter waren immer noch auf rot. Oder doch nicht?? Sie hüpften lustig auf rot/grün, wieder zurück auf rot und gingen schließlich ganz aus. Ohje, das hieß nichts gutes. Martin versuchte, den Schleusenwärter anzufunken. Der ging gar nicht mehr ans Telefon. Ich konnte über eine Leiter und einen Steg aussteigen und machte mich auf den Weg zum Schleusenhäuschen. Martin konnte mit dem Fernglas sehen, dass jemand da war. Ein anderer Mann diskutierte schon mit dem Verantwortlichen und übersetzte mir , dass die „neuen“ Schleusentore sich nicht öffnen ließen und er auf den Elektriker wartet. Wie lange das dauert, könne er nicht sagen. Mittlerweile waren wir schon über 9 Stunden unterwegs.
So langsam stellten wir uns auf eine Nacht auf dem Rhein ein.
Ich wartete immer noch in der Schleuse, und hoffte, dass sich was tat. Der VNF Mitarbeiter telefonierte emsig mit dem Elektriker, drückte dauernd ohne Erfolg irgendwelche Knöpfe. Der nette Mann, der auch auf seinen Freund mit einem kleinen Boot wartete, lud uns sogar zum grillen ein, falls wir nichts an Bord hätten. Plötzlich ruckelte es und die Tore setzten sich in Bewegung.

Endlich konnte es weitergehen. Die Vlinder fuhr in die Schleuse und ich stieg wieder zu. Wir hatten noch keinen Liegeplatz. Da, wo Martin gedacht hatte, ging es nicht, weil es zu flach war. Schließlich kam ein Fluttor, ähnlich wie eine Schleuse, wo wir festgemacht haben. Keine ideale Lösung, aber nach 10 Stunden war uns das erstmal piepegal .
Ich fuhr mit dem kleinen Klapprad den Kanal entlang, ob es irgendwo eine geeignetere Stell gab. 200 Meter weiter schien der Kanal etwas tiefer zu sein. Gesagt getan fuhren wir noch die paar Meter und machten mitten in der Natur an zwei Bäumen fest. Puuuuh, solche Tage braucht‘s echt nicht öfter. Um 20:00 Uhr waren es immer noch über 30 Grad. Fritz und Rudi wollten noch ein bisschen laufen, bevor wir um neun endlich unser Abendessen genießen konnten und alle dann erschöpft in die Kojen gingen.

Juni

13

Am Freitag hieß es nach 4 Tagen Colmar und vielen schönen Eindrücken Leinen los Richtung Kunheim. Das war wieder sehr mühselig durch den Canal de Colmar. Viel Grünzeug , wenig Wasser und noch Gegenverkehr machten es Martin schwer, vorwärts zu kommen. Durchschnittsgeschwindigkeit 2 km/h . Da überholten uns sogar die Fußgänger. 2 x mussten wir sogar halten und das Ruder von den ganzen Schlingpflanzen zu befreien.


Im Canal de Neuf Brisach ging es endlich mit normaler Geschwindigkeit weiter und wir erreichten gegen 16.00 Uhr unsere Anlegestelle in Kunheim. Und es hat geklappt mit der Reservierung ala Skipper. Der Steg war frei. Ein Boot, das uns überholt hatte, lag ganz vorne. Hier gab es Bänke und Tische im Schatten, wo wir gleich unseren Kaffee und Kuchen genossen. Fritz und Rudi beschlossen, ein bisschen zu laufen. Martin schnappte sich eine Isomatte und legte sich in den Schatten und ich beobachtete im Liegestuhl die Enten. Hier hielten auch viele Radler und Spaziergänger. Es gab immer was zu sehen
Später genossen wir auch das Abendessen, Spaghetti Bolo und Salat draußen auf dem schönen Platz unter den Bäumen, bevor uns die Schnaken ins Boot trieben.

Juni

12

Heute stand mal Bewegung und das kleine Dorf Eguisheim auf dem Plan. Das ist nur 9km entfernt und ist auch mit den normalen Rädern ganz gut zu erreichen, da es hier ziemlich flach ist. Zuerst mussten wir durch die Stadt, bevor es über Radwege und durch einen schönen Waldweg nach Eguisheim ging .

Dort angekommen, bummelten wir über die gepflasterten Straßen und Gassen. Mitten auf dem Marktplatz steht ein bunt geschmückter Brunnen vor der romantischen Kapelle St. Leon XI . Ein kleines charmantes Dorf, typisch elsässisch mit alten Gebäuden, mit den Spitzdächern, den bunten Farben und den Fachwerkhäusern. Und auf vielen Dächern sind riesige Storchennester mit jungen Störchen, die auf Futter von den Eltern warteten. Das mittelalterliche Dörfchen ist nicht so arg überlaufen, was es noch sympathischer macht.


Nach der Stadtbesichtigung haben wir noch Pause in einem kleinen Restaurant gemacht, bevor wir wieder mit den Rädern Richtung Colmar starteten.

Auf dem Heimweg hielten wir noch vor einem Supermarkt, der auch to good to go anbot. Das hab ich gleich gecheckt und wir konnten noch aus der Wurstabteilung eine Tüte retten. Zum Abendessen gab’s dann eine leckere Pastete, einen Wurstsalat und einen Reissalat mit Thunfisch.

Und dann haben wir auch mal wieder die Schwäne gefüttert, die jetzt schon mit ihren Schnäbeln an die Bordwand klopfen um sich bemerkbar zu machen.


Martin und ich fuhren das Auto nach Kunheim voraus und schauten uns den Liegeplatz für den nächsten Tag an. Schlau wie der Skipper nun mal ist 🙂 , hat er an dem Steg ein Schild mit „Reserviert für Vlinder“ hingeklebt. Schauen wir mal, ob das so klappt. Dann fuhren wir mit den E-bikes die 17 km zurück nach Colmar aufs Boot.

Juni

11

Tag der Planänderungen

Am vormittag sind wir nach dem Frühstück mit dem Auto nach Riquewihr gefahren. Riquewihr ist eine Stadt an der Elsässer Weinstraße im Osten Frankreichs. Ihre Kopfsteinpflasterstraßen sind von Fachwerkhäusern mit Weinhandlungen und Käsekellern gesäumt. Im Dolder, einem Turm aus dem Jahr 1291, ist das Musée du Dolder mit seinen jahrhundertealten Waffen untergebracht. Der war leider geschlossen. Aber den Diebesturm aus dem 14. Jahrhundert, der einst als Gefängnis diente, haben wir uns angeschaut. Da ist ein Museum drin, in dem man Folterinstrumente , eine restaurierte Küche und Gerätschaften zur Weinherstellung besichtigen kann.


Eigentlich wollten wir noch das Örtchen Ribeauville besichtigen. Da es recht heiß war, beschlossen wir , erstmal zum La Montagne des Singes, dem Affenberg, zu fahren. Da gibt es schöne schattige Wege zum Laufen. Dort leben ca 200 Berberaffen in einem ca 24 ha großen Wald fast in Freiheit. Wir hatten das Glück, eine Fütterung miterleben zu dürfen. Die Affen fressen ca 180 kg Gemüse und Obst täglich, und noch dazu Insekten und Körner. Es wird auch alles in Deutsch erklärt und verschiedene Fragen an die Besucher gestellt. Das war sehr informativ und die Affen schön anzuschauen. Die lassen sich nicht aus der Ruhe bringen Die Jungtiere spielten in den Bäumen und die Alten hielten Siesta. Wir rätselten …Wer schaut jetzt wen an??? Die Affen die Besucher oder die Besucher die Affen 🙂


Dann nochmal eine Planänderung. Nach dem Affenberg wollten wir ja endlich in das schöne Ribeauville:-), aber von weitem haben wir eine tolle Burganlage gesehen. Also, Google wurde befragt und da es nicht weit weg war, entschieden wir spontan , die paar Kilometer nach Chateau du Haut Koenigsbourg zu fahren . Auf dem Parkplatz konnte man noch nichts sehen, aber als wir oben angekommen sind, erhob sich dieses imposante Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert auf einer Höhe von 755 Metern. Schon der Ausblick über die ganzen Weingegend von dem Berg war einfach gigantisch . Der mächtige Eindruck, den die Haut-Koenigsbourg erweckt, beruht sowohl auf ihrer Ausdehnung über einer Fläche von 1,5 ha als auch in der Aufeinanderschichtung riesiger Sandsteinmengen. Drei große Epochen haben Ihre Errichtung geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhundert nach über zweieinhalb Jahrhunderten Verödung wurde die Burg von dem Archtitekten Bodo Ebhardt von 1900-1908 wieder hergerichtet, mit dem Ziel aus der Burg keine kaiserliche Residenz, sondern ein Museum des Mittelalters zu machen.
Martin und ich wollten die Burg auch von innen besichtigen, Fritz und Rudi schauten sich den Bau von außen an. Ich kann nur sagen , wir waren sehr beeindruckt und total begeistert. Falls ihr mal in die Gegend kommt, unbedingt mit einplanen. Da es schon spät war, haben wir leider die Audioführung nicht mehr bekommen, dafür waren fast keine Besucher mehr da. Die Beschreibungen sind überall auch auf Deutsch. Aber lasst einfach die Fotos auf euch wirken. Die Burg ist ganz toll restauriert . Es gibt einen Rittersaal, ein Jagdzimmer, einen Waffensaal und noch viele andere schöne Räume.
Überall waren riesige Kachelöfen. Allein die Vorstellung, wie das knistert, wenn es kalt, fühlt sich total heimelig an. Die Besichtigung dauert ungefähr eine Stunde. Total geflasht und immer wieder mit einem Blick zurück gingen wir zum Auto. Ribeauville wird uns heute nicht mehr sehen 🙂


Beim leichten Abendessen mit den Resten von einem Flammkuchen vom Mittag, Tomate Mozzarella und einem Salat ließen wir den Tag nochmal Revue passieren.