Feb.

20

Irene

Das Aufwachen gestaltet sich so ruhig und gemächlich wie unsere Nacht; bis auf einen Schauer, der uns schnell alle zum Lukenschließen getrieben hat, haben wir ungestört und wie die Babys in unserer frischen Bettwäsche geschlafen.

Nach und nach war dann die gesamte Crew gegen 9 Uhr aus den Kojen gekrochen und hat sich über den leckeren Obstsalat, das frische Brot und unser auch ansonsten nicht mageres Frühstückssortiment hergemacht. Lediglich Wladis Magen schwächelt noch ein bisschen.

Martin repariert dann das Provisorium an unserem Dinghi-Motor, der startet jetzt wieder wie eine Eins.

Während danach die einen faul im Trampolin schaukelten und in die Sonne blinzelten, ist ein Trupp zu Besuch auf die Insel von Oma gestern gefahren.
Im Gepäck hatten wir Milchpulver, diverse Kleinigkeiten und vor allem zwei Schwimmwesten für die Kinder. Unglaublich, wie viele der kleinen Kinder in den wackeligen Einbäumen mitfahren, die noch gar nicht schwimmen können!

Generell möchten die Gunas nicht fotografiert werden, nachdem wir aber ein Familienfoto für alle versprochen haben, waren sie sehr begeistert bei der Sache. Wieder am Boot wurde das Bild ausgedruckt, laminiert und zur Familie gefahren. Martin und Wladi haben dafür auch eine dicke Umarmung von den kleinen Mädchen kassiert.
Den nächsten Auftrag für die Nachbarfamilie hatten sie auch schon in der Tasche ??

Mit im Gepäck waren vier frische, große Kokosnüsse; die schwerste davon lag bei 3,8 kg. Was macht man also, wenn man nicht wirklich was zu tun hat? Ein Kokosnuss-Wettheben der Herren hier an Bord. Alle haben sich gut geschlagen, die Nase vorn hatte jedoch Werner, der in erstklassiger Haltung – 90° Winkel vom Körper weg – das Ding eine Minute lang stemmen konnte. Wie er dabei auch noch fototauglich schön gucken konnte, verwundert uns alle.

Am Nachmittag sind wir, wieder in anderer Besetzung, zu einem der schönen Inselchen gefahren, auf der neben Ferienhäusern auch eine Strandbar steht. Wir sind durch türkisfarbenes Wasser und weißen Sand gelaufen, haben uns mit Cola und Bier erfrischt und natürlich das obligatorische Warensortiment in Augenschein genommen.

Der anschließende Ausflug zum Schnorcheln ans Riff war nicht ganz so erfolgreich, nur ein paar Fische, aber viel Seegras.
Macht nichts, wir haben noch so viel Zeit, um uns die Unterwasserwelt anzuschauen!

Zum Abendessen gab es heute den restlichen Barsch aus Kuba mit Currysoße und Gemüse mit frischer Kokosnuss, danach gebratene und flambierte Bananen vom Skipper himself. Jetzt hängen wir faul herum und es geht uns richtig gut!

Feb.

19

Irene

Wir sind da! Endlich und so richtig angekommen auf Guna Yala!

Nach einer nicht ganz so unruhigen Nacht mit deutlich weniger „Duschen“ am luvseitigen Fahrstand hatten Werner und Markus während ihrer Nachtschicht um 5:30 Uhr als erste Landsicht zu vermelden.
Da wir im Dunkeln hätten einen Ankerplatz suchen müssen, sind sie, von der restlichen Besatzung völlig unbemerkt, sogar eine halbe Stunde einfach dahingedümpelt.
Pünktlich um 7:50 Uhr schließlich fiel der Anker und wir lagen idyllisch und geschützt vor Porvenir.

Auch wenn wir alle gerne mit vollen Segeln dahinbrausen, die Freude über unsere Ankunft war riesengroß.
Sofort wurden alle Luken aufgerissen, um endlich frische Luft in unser Schiff zu lassen. Tat das gut!
Werner hat standesgemäß um 8:16 Uhr sein Ankerbier genossen.

Kurz danach war auch schon der erste Einbaum in der Anfahrt.
Ein Paar, Ethan der wesentlich gesprächigere der beiden, kam mit allen notwendigen Informationen und natürlich mit den ersten typischen Waren angepaddelt. Wir haben erfahren, dass wir uns mit dem Einklarieren nicht beeilen müssen, da der zuständige Officer noch gar nicht da sei.

Dann wurden erste Einkäufe getätigt: Typisch sind die bestickten Molas, Tücher mit feinen, plastischen Mustern; aber auch Perlenarm- und Fußbänder. Ihr Lieben daheim, es sieht mittlerweile wesentlich besser aus mit den Mitbringseln!
Von Ethan wurden wir auch auf die Insel des Clans eingeladen, sonst hätten wir sie nicht betreten dürfen.

Martin hat die „Handelsschranken“, unseren Schutz gegen das Rausfallen am Heck, schnell beseitigt, was die nächsten drei Besuche dieser Art erleichtert hat.
Danach ist er zum Einklarieren, der Officer war in der Zwischenzeit eingetroffen. Die zwei Hängematten in dem Inselbüro hätten wir auch gerne daheim in der Arbeit!

Vor unserem Besuch auf dem Inselchen wurde erst einmal klar Schiff gemacht. Wir werden heute wunderbar in frischer Bettwäsche schlafen, haben neue und salzfreie Handtücher, die Böden sind gewischt (danke, Pet!) und die Kajüten sind aufgeräumt. Ein Sprung ins Wasser und eine gemütliche Außendusche ohne Gewackel waren die Krönung. Es riecht insgesamt wieder richtig gut, nicht mehr wie Fuchsbau oder Tigerkäfig ??

Unser Besuch auf dem kleinen, palmenbestandenen Eiland von Ethan war wie ein Sprung in eine andere Welt.
Jede Menge Kinder tobten zwischen schiefen Häuschen herum, ein vogelwild reparierter Schubkarren lag herum und wir haben die vier kleinen Supermärkte der Insel besucht.
Das Sortiment erinnerte uns alle an die kleinen Tante-Emma-Läden mit zusammengewürfelten Sortiment unserer Kindheit. Bei weitem nicht so üppig, aber nicht minder interessant!

Die Menschen schlafen in Hängematten, auf dem Dorfplatz wird Zuckerrohr gekocht für ein großes Fest in zehn Tagen; die Männer rühren in den großen Töpfen, die Frauen sitzen am Boden und werkeln in kleineren Schüsseln und Schalen.
Immer wieder bekommen wir die typischen Waren angeboten; viele Kleinigkeiten wechseln den Besitzer.
Nachdem wir dann noch Karten fürs Internet bekommen, geht es wieder aufs Dinghi.
Leider verzögert sich unsere Abreise, weil der Motor nicht anspringt. Unter Einsatz von Werners Universalwerkzeug, das er immer an seinem Gürtel trägt, und Martins Geschick mit allen Reparaturen, können wir doch zur VAVA-U zurück.

Schnell, der Sonnenuntergang ist nur noch zwei Stunden weg, setzen wir unser Schiffchen in eine ruhige Bucht zwischen kleinen Inselchen und flachem Wasser um.
Dann geht es in der Küche rund: Helmut macht sich an den Salat, die Hähnchenschenkel sind auch gleich eingelegt; Isabel macht die Guacamole für den Appetizer und auch das Gemüse zum Hähnchen; die Blogschreiberin kümmert sich ums Brot fürs Frühstück.

Wieder bekommen wir Besuch von einem Einbaum, dieses Mal drei Damen, eine Mutter mit zwei Töchtern.
Wir kaufen brav ein und erhalten wieder eine Einladung auf die Insel.
Kaum sind die drei Grazien weg, kommt der nächste Einbaum an: Eine Oma, die ihre Enkelkinder alleine aufzieht. Es wird geschaut und gehandelt, wieder wechseln etliche Handarbeiten den Besitzer. Helmut, der eigentlich mit unserem Hähnchen beschäftigt ist, macht das besondere Schnäppchen; er kauft ein wirklich tolles Hemd, verzichtet aber auf das „Besito“ der Oma. Keine Ahnung, warum!

Dann kehrt Ruhe ein vor der VAVA-U und wir stürzen uns aufs superleckere Abendessen und genießen endlich wieder das ein oder andere Glas Wein, Rum und Likör.
Buenas noches an euch daheim!

Feb.

18

Irene

Der Countdown läuft, nur noch rund 14 Stunden bis Guna Yala! Sobald wir angekommen sind, wird Martin, wie es sich gehört, in Porvenir, einer der größeren Inseln, einklarieren und wir hüpfen erst einmal ins Wasser.
Wladi ist sich noch nicht sicher, ob er sich nicht stattdessen in den Sand wirft und russische Lieder singt vor lauter Freude, wieder ruhiges Wasser unter seinem Bettchen zu haben ??

Jetzt ist später Nachmittag und die Reihen der Seekranken lichten sich deutlich.
Isabel und Martin machten frühmorgens Obstsalat und siehe da, die Schüssel war nach dem Frühstück leergeputzt.
Unser Skipper backte sogar frisches Brot für das sehnsüchtig erwartete Frühstück morgen, wenn wir endlich ankern.

Nachmittags wandern dann Salamitoasts und Cracker mit Käse auf unsere „Veranda“.

Helmut steht gerade in der Küche und bereitet schon mal unser Abendessen vor, es gibt „Guna Yala Countdownsuppe“ – Kürbis mit Süßkartoffeln und Karotten.
Suppe rutscht immer, sogar wenn der Magen noch nicht so will.

Wieder war die Nacht ziemlich heftig, die Luv-Seite des Fahrstandes wird immer wieder mit Brechern überspült und wehe dem Wachposten, wenn er sich zu spät in Sicherheit bringt. Außer einem Frachter nachts gibt es weiterhin kein Zeichen von Leben außerhalb der VAVA-U, wenn man die zwei fliegenden Fische, die ihr Leben auf unserem Deck aushauchten, nicht mitzählt.

Irgendwann in der Nacht wird die Fock mit der Genua ersetzt, weil der Wind deutlich nachlässt, nur um dann im Morgengrauen selbige zu reffen, weil der Wind wieder zunimmt und wir zu viel Fahrt machen. Unser Schiff kämpft sich durch Wellenberge, manche sind gut fünf oder sechs Meter hoch.

Martin ersetzt die Cayman-Flagge „Marke Eigenbau“ gegen eine von Guna Yala, ebenfalls selbst produziert. Sieht schick aus, so glänzend laminiert, so können wir uns sehen lassen!

POS 18.2.18 23:59
10 45,2 N – 079 28,2 W
COG 155, SOG 6,8 Kn
Wind NE 20 Kn

Feb.

17

Irene

Die Nacht stellt sich als ziemlich nass und wild heraus.
Es bläst ordentlich, wir haben teilweise sogar 30 Knoten Wind und reffen die Genua.
Die VAVA-U kämpft sich durch die Wellen, in den Kojen hören wir jeden Schlag und manchmal hebt es uns gefühlt aus den jeweiligen Nachtlagern.
Draußen müssen wir schnell alle Polster in Sicherheit bringen, rechts und links schlägt des Öfteren das Wasser über den Bug und setzt unser Deck unter Wasser.
Auch auf den Fahrstandsitzen gibt es immer wieder eine Dusche. Eine Nachtwache wird fast vom Stühlchen gespült und ist, trotz wasserdichter Jacke, bis auf den letzten Faden nass. Das kommt davon, wenn man den Verschluss nicht bis oben zumacht und Luftzug haben will ?? Immerhin ist das Wasser mit 29,4 °nicht kalt!
Irgendwann in der Nacht regnet es kräftig, der kühle Luftzug im Schiff ist sehr willkommen.

So ungemütlich die Nachtwachen heute auch sind, der unglaubliche Sternenhimmel und die spürbare Weite, das ganz nah bei den Elementen sein, macht es immer wieder wett.
Wir segeln direkt auf das Kreuz des Südens zu während Orion über uns steht und werden nicht müde, uns darüber zu freuen und zu staunen.

Der Morgen beginnt sehr langsam, erneut ohne gemeinsames Frühstück, weil die einen noch nicht essen können, die anderen endlich eingeschlafen sind und sich so halt jeder aus der wohlgefüllten Pantry bedient.
Das Couscous, das Martin und Pet gestern zum Abendessen kredenzt haben, schmeckt kalt fast noch besser.

Im Lauf des Vormittags berechnet Martin unsere Ankunftszeit neu und entscheidet sich, die Genua einzuholen und durch die kleinere Fock zu ersetzen.
So machen wir etwas weniger, aber ruhigere Fahrt, werden weniger durchgerüttelt und wollen ziemlich genau am Morgen des 19.2.18 mit Sonnenaufgang an unserem Ziel ankommen.

Ansonsten herrscht das übliche Tagestreiben.
Wir holen Nachtschlaf nach, die Tagwachen machen ihre wechselnden Dienste.
Wladi versucht erneut, einen Fisch zu bekommen, nachdem er gestern einen kleinen Thunfisch, der nicht mal die Hälfte von uns sattgemacht hätte, wieder ins Wasser zurückgeschickt hat.
Sollte er nicht erfolgreich sein, gibt es Spaghetti und wir sind genauso zufrieden!

Die zusammengewürfelte, total unterschiedliche Gruppe versteht sich gut, trotz der Enge und des wenigen Schlafs gibt es keine Streitereien, auch wenn wir uns nicht immer einig sind.

Das Motto des Tages übrigens lautet: Der Atlantik ist nichts für Flachwasserpaddler – nur die Harten kommen nach Panama!

POS 17.2.18 23:59
13 29,5 N – 080 15,3 W
COG 168, SOG 6 Kn
Wind ENE 18-20 Kn

Feb.

16

Irene
Zuallererst muss hier etwas richtig gestellt werden: Es wurde behauptet, unser Skipper hätte vergeblich versucht, den Spülmittelspender zu reparieren, aber so leicht hat Martin nicht aufgegeben. Den Kampf Mann gegen Equipment konnte er nach hartem Einsatz zu seinen Gunsten entscheiden und wir sind sehr stolz auf ihn!

Der Tag heute wird vom Rhythmus der Wachschichten und Freizeiten bestimmt.
Wir haben, bis auf eine kurze Zeit am frühen Morgen, richtig guten Wind; in der Nacht fast neun Knoten.


Mit untergehender Sonne haben wir schon fast ein Drittel unserer Strecke geschafft. Hoffentlich bleibt das so, damit wir möglichst früh in Guna Yala ankommen.

Dieser ursprüngliche Name der St. Blas Inseln wird auch eingeübt, die Indianer, die das Gebiet eigenständig verwalten, mögen den ihnen von den Spaniern gegebenen neuen Namen nämlich nicht so besonders.

Der Tag startet mit einer Besonderheit, es gibt kein gemeinsames Frühstück. Bei ein paar von uns ist es ein wenig flau im Magen, der andere Teil stürzt sich gleich auf den Apfelkuchen von gestern oder macht sich einen Strammen Max, der auf vier (!) Scheiben Toastbrot ruht. Ansonsten wird der Kühlschrank auffällig gering frequentiert.

Je weiter wir südlich kommen, desto wärmer wird es, da es in den Kabinen sehr heiß ist – wir können die Luken wegen Seegang nicht öffnen – schlafen und dösen wir tagsüber im Freien.

Wladi versucht, diverse Köderwechsel inbegriffen, einen Fisch zu fangen, bis jetzt ohne Erfolg. Eine einsame Seemöwe betrachtet das Schauspiel von oben, bis es ihr langweilig wird.

Ansonsten sind wir mutterseelenalleine auf dem Teich, zwei Frachter in der Nacht sind alles, was wir seit unserer Abreise zu Gesicht bekommen haben.
Mal schauen, was die nächste Nacht bringt!

POS 16.2.18 23:59 UTC
16 18,7 N – 080 51,3 W
COG 170, SOG 6-7 Kn
Wind ENE 28-30 Kn