Apr.

13

Susanne

Die Nacht ist gut verlaufen und bis auf ein paar Frachter in der Entfernung gab es nicht viel zu sehen.

Und obwohl die See an sich sehr ruhig ist verabschiede zumindest ich mich für die nächsten zwei Tage in eine Art komatösen Zustand, so dass ich folgende Zeilen hauptsächlich aus der Erinnerung meiner Mitsegler schreibe.

Wir sind immer noch unter Motor unterwegs und nutzen das Großsegel nur als Stütze.
Der Himmel ist bedeckt, der Wind fehlt und es passiert nicht viel. Gegen Mittag gesellt sich ein brauner Tölpel zu uns. Nach einigen missglückten Landeversuchen schafft er es und sitz, quasi als blinder Passagier, tatsächlich bis zum nächsten Morgen auf dem Bugspriet.

Wir verlassen indes die Küstengewässer und der letzte Zipfel Festland gerät außer Sicht.
Martin backt Brot und die anderen verbringen die Zeit mit lesen und dösen.

Zum Abend gibt es Lasagne, kredenzt von Skipper Martin in nicht anders zu erwartender spitzen Qualität.

Apr.

12

Susanne

Gestern Abend hatten wir noch Besuch von einer Fledermaus. Nach ein paar Rundflügen durchs Schiffsinnere entschließt sie sich dann aber doch wieder von Bord zu entschwinden.

Nach dem Frühstück kommt wie versprochen der nette Typ aus dem Dorf und bringt uns frischen Fisch.
Wir können uns zunächst nicht entschieden was wir nehmen sollen, auch da uns die spanischen Namen nichts sagen.
Unsere Wahl ist dann aber genau richtig und wir bekommen für 4 Dollar (die wir wenigstens auf 5 Dollar aufrunden) ein wiedermal fantastisches Abendessen:
Fisch an Kokosnuss à la Martin.

Bis dahin ist aber noch Zeit und wir machen uns auf zum Mosquito River, von Kopf bis Fuß eingeschmiert mit Sonnencreme und Antimückenmittel – wir nehmen an der Name ist bei diesem Fluss Programm.
Wir ankern in der Bucht bei Punta Gorda vor der Flussmündung und düsen kurz vor Hochwasser mit den Kajaks im Schlepptau und bewaffnet mit Kameras, Drohne und Fernglas in süße Gefilde. Wir erwarten jetzt endlich eines der uns gegenüber bereits mehrfach erwähnten Krokodile zu sehen. Daraus wird leider letztlich nichts.
Aber schön ist der Ausflug trotzdem.
Wir machen nach 3 sm Halt an einem kleinen Zufluss und Martin lässt seine Drohne fliegen.
Vielleicht entdecken wir später auf dem Video ja doch noch den Wasserfall den es hier geben soll, den wir so nicht finden, richtig viel Mühe geben wir uns bei der Suche aber auch ehrlich gesagt nicht.


Für den Rückweg zum Schiff werden die Youngsters in die Kajaks verladen. Aber auch von diesen doch etwas ruhigeren Gefährten aus sehen wir nicht besonders viel Wildlife am Fluss, lediglich ein paar wenige Vögel, eine kleine Schlange und einen Rochen bekommen wir zu Gesicht. Im tropischen Wald jedoch rechts und links vom Fluß hört man diverse Urwaldgeräusche.


Die Paddelei in den Kajaks in der Mittagssonne ziemlich anstrengend und wir stürzen uns, zurück am Schiff, sofort in die wenig erfrischend Fluten.
Martin nutzt die Gelegenheit und nimmt letzte Reinigungsarbeiten am Schiffsunterboden vor, der muss für die Einreise nach Galapagos nämlich frei von Algen und anheftenden Muscheln sein.

Und dann geht es los, wir machen uns auf den weiten Weg nach Galapagos – 890 lange Seemeilen liegen vor uns.
Auf Grund von quasi null Wind müssen wir die Segel leider zunächst lassen wo sie sind. Und bis auf eine kurze, Hoffnung weckende Episode später an diesem Tag wird das auch leider erst einmal so bleiben.

Das macht uns jetzt gerade aber mal so gar nichts aus. Unter strahlend blauem Himmel, in spiegelglattem Wasser, begleitet von einer Heerschar an Meeresbewohner verlassen wir die schöne Inselwelt und blicken in freudiger Erwartung neuen Abenteuern entgegen.
Wir sehen Wale, Meeresschildkröten, sich in die Luft katapultierende Rochen und gleich mehrere Delfinschulen, die offensichtlich mehr als gut gelaunt die VAVA-U ein Stück im Heckwasser begleiten und in der Entfernung gewagte Pirouetten drehen und Luftsprünge machen.
Auch die Massen an Pelikanen und anderen Seevögeln, die sich rechts und links von uns Ihr Abendessen besorgen, sollen nicht unerwähnt bleiben.

Gut gestärkt durch besagten leckeren Fisch starten wir in die erste Nacht auf See und in den Schichtdienst – alle acht Stunden jeweils zwei Stunden Wache für jeden stehen ab jetzt auf dem Plan.

Apr.

11

Susanne

Alles läuft nach Plan.
Mit dem ersten Tageslicht verlassen wir das Schiff.

Die VAVA-U sitzt auf dem Trockenen.

Martin stürzt sich sofort in die Arbeit – ab jetzt muss alles schnell gehen. Die Zeit läuft und das Wasser auf. Konzentriert macht sich Martin an die Backbordschraube um Simmerringe und Opferanoden auszutauschen.
Wir anderen machen Fotos von diesem seltenen Ereignis oder gehen Martin zur Hand.

Das Wasser kommt unaufhaltsam näher und langsam wir die Zeit knapp. Aber, wie nicht anders zu erwarten und letztlich schlichtweg auch alternativlos, ist die Schraube kurz bevor sie das Seewasser gewohnt umspült zusammengebaut und einsatzbereit.
Eine gewisse Erleichterung und Freude über den geglückten Einsatz macht sich breit.

Jetzt können wir frühstücken und abwarten bis die Flut die VAVA-U wieder aufschwimmen lässt und wir unsere explorative Rundreise durch die Islas de las Perlas fortsetzen können.
So motoren wir gegen Mittag ein kleines Stückchen weiter und ankern westlich der Isla Cañas.

Hier erholen wir uns von der morgentlichen Aufregung und betreiben ein bisschen Wassersport – die Youngsters dürfen mit Begeisterung die bordeigene Wasserski Ausrüstung testen, sicherlich die letzte Gelegenheit bevor es zu den Galapagos Inseln geht.
Etwas später machen wir uns dann zu fünft im Beiboot auf zu dem kleinen Dorf Cañas Village, was wie der Name schon sagt (?) fast gegenüber auf der Isla del Rey liegt. Ronald lassen wir zurück an Bord.

Im Dörfchen angekommen finden wir dann auch tatsächlich ein kleines Lädchen, indem die männlichen Dorfbewohner überaus emotional begeistert ein aufregendes Fußballspiel am Fernseher verfolgen. Wir kaufen indes bei einem netten Einheimischen noch etwas Obst nach, wobei wir uns auf örtlich verfügbare Papayas, Mangos, Gailas, Bananen und natürlich Kokosnüsse beschränken. Danach handeln wir noch eine Fischlieferung zum Boot am nächsten Morgen aus. Auf dem kurzen Rückweg zum Dinghy möchten uns dann noch weitere Dorfbewohner etwas Obst verkaufen. Leider haben wir aber kein Kleingeld mehr und müssen die netten Menschen daher enttäuscht zurücklassen.

Abends wird noch gegrillt, eh wir von dem ereignisreichen Tag erschöpft und von kleinen beißenden Minifliegen gequält in die Kojen fallen.

Apr.

10

Susanne

Nach einer sehr entspannten und ruhigen Nacht (immerhin wussten wir uns beschützt durch unsere militärischen Freunde) genießen wir das glasklare Wasser, unternehmen kleinere Ausflüge mit dem SUP bzw. Kanu und laben uns an einem wie immer fantastischen Frühstück.

Im Anschluss ergattern wir dann ganz mühelos unser Abendessen. Wir kaufen einem vorbeifahrendem kleinen lokalen Fischerboot ein bisschen Fisch ab. So richtig gerne verkaufen die Jungs anscheinend nicht, werden dafür aber ja reichlich entlohnt. Den Fisch nimmt Martin später aus und kredenzt uns am Abend einen wunderbaren Ofenfisch in einer Gemüsekokossoße. Sehr lecker!!

Nach dem Fischkauf kümmert sich Martin weiter um das leibliche Wohl der Mannschaft und backt das Brot für die kommenden Tage. Auch das, sehr sehr lecker!

Gegen Mittag machen wir uns dann vorm Wind und unter Vorsegel auf zum nächsten Ziel, das wir bereits 13 Seemeilen später erreichen, die Isla Espiritu Santo, bzw. die danebengelegene Isla Mamey. Die kleine Bucht bietet die Möglichkeit zu einem besonderen Vorhaben, dass auch für Martin und seine VAVA-U eine Premiere darstellen wird. Aber dazu später mehr.

Zunächst schippern wir gemütlich in die Bucht und nähern uns langsam dem vermeintlichen Seegrasteppich, der sich bei näherem Hingucken als ein riesiger Schwarm kleiner Fische herausstellt. Unfassbar, die ganze Bucht ist voll davon und bereitete den Pelikanen, die hier in entsprechend großer Zahl anwesend sind, ein Festmahl. Immer wieder stürzen sich um uns herum die großen Vögel ins Wasser und füllen ihre Schnäbel. Wir beobachten die sympathischen Tiere mit vergnügen und versuchen das Eintauchen fotografische festzuhalten. Mit Schnorchel und Maske bewaffnet kämpfen wir uns dann durch den Fischwarm, der nur wiederwillig Lücken für uns zum durchschwimmen eröffnet, und machen einen kleinen Landgang auf der Sandbank, die bei Ebbe die Isla Mamey mit der Isla del Rey verbindet. Den Rest der Zeit bis zum Abendessen verbringen wir damit die Pelikane zu beobachten und ein wenig die Kanus zu wässern.

Martin rechnet eine Weile vor sich hin und untersucht dann noch einmal die Sandbank.
Nachdem bereits erwähntem fantastischem Abendessen (mit flambierten Kochbananen zum Nachtisch) und einem kurzen Schläfchen erwacht die VAVA-U gegen 23 Uhr zum Leben. Wir lichten den Anker und bewegen uns ganz vorsichtig auf die Sandbank zu.
Wir wollen das Boot aufsetzten lassen! Nach Berechnung sollte der Kat dann morgen früh bei Sonnenaufgang vollständig auf dem trockenen liegen.
Das Manöver klappt soweit und wir sitzen fest.

Wir sind sehr gespannt auf den nächsten Tag!

Apr.

9

Susanne

Wie die letzten Tage auch schon lassen wir es ruhig angehen und machen uns heute vor allem erst einmal mit dem Pazifik vertraut.

Zu diesem Zweck springen wir immer wieder in das angenehm warme Wasser, umschnorcheln die VAVA-U und schwimmen letztlich auch einmal an Land.
Am ruhigen Hotelstrand treffe ich dann einen netten Segler, der die Perlas vier Jahre als Skipper auf einem Kat besegelt hat. Leider kann ich mir wegen fehlender Ortskenntnis seine Tipps nicht wirklich merken und so schickt uns Martin nach der Rückkehr zum Schiff mit Stift und Karte bestückt erneut zum Strand.

 

Diesmal wählen wir die Kajaks als Transportmittel (hier ein kleiner Hinweis an nachfolgende hellhäutige Nutzer – Hände mit Sonnenmilch eincremen nicht vergessen!). Leider treffen wir den Tippgeber nicht mehr am Strand an. Dafür lernen wir in der Hotelbar den Nachbarn und Helikopterpiloten Matthias kennen und erfahren damit auch wie er es schafft auf dem Deck seines Kats zu landen… Wir bekommen ein paar Inseltipps, die sich weitgehenden mit den Infos decken, die Martin bereits von anderen Bekannten bekommen hat. Am Nachmittag verlegen wir die VAVA-U zur Isla Chapera.

Die wenigen Seemeilen legen wir mit Genua und Motor zurück und treffen auf dem Weg ein paar kleine Wale. Wir ankern etwas abseits der anderen Segler vor der von Matthias erwähnten ehemaligen Drogenfinca… Warum die anderen abseits liegen wird wenig später klar. Wir bekommen Besuch von schwerbewaffneten, aber durchaus sehr freundlichen Militärs.

Die Finca dient Ihnen jetzt als Außenposten und wir liegen genau in der Einfahrtsschneiße… Die netten Herren kommen an Bord um unsere Pässe zu kontrollieren und sind sehr dankbar als Martin Ihnen eine gedruckte Liste der Crewmitglieder gibt. Entsprechend zügig können Sie unser Schiff wieder verlassen und, zurück an Land, sich ihrer kugelsicheren Schutzwesten entledigen…?

Wir hissen den Anker und begeben uns zu den anderen Schiffchen ein paar Meter weiter. Nun können wir auch endlich das bereits vorhin angestrebte Bad nachholen und die Bordeigenen SUPs ausprobieren.

Nach dem Essen werden die Karten gezückt und die neue Crew ins Bordspiel (Mr. WONG) eingewiesen. Dass müssen wir noch üben….