Jun

18

ANNETTE

Martin hatte mit seinen Planungen für die perfekte Abschlussfahrt in der Nacht gesorgt!
Zwar hatten wir ein wenig Seegang, doch aufgrund des sehr gering bleibenden Windes fuhren wir die gesamte Nacht mit Motor und gondelten somit mit 5 Kn durch eine wahnsinnig romantische Nacht. In meinen Augen hatte ich die beste Zeit für die Wache erwischt, denn ich durfte um viertel nach zehn den Untergang des Mondes hinter mir bewundern. Die orange Halbsichel verschwand mehr und mehr hinter der Kimm, so dass schon bald absolute Finsternis um mich herum herrschte. Doch Dank des wolkenfreien Himmels leuchtete der Sternenhimmel mit derartig vielen Details, dass ich froh war keine störende Lichtquelle um mich herum zu haben.

Von Steuerbord bis Backbord spannte sich die Milchstraße über die VAVA-U und damit über mich hinweg! Ein strahlender Lichterkranz, der so hell war, dass er sich auf der dunklen See wiederspiegelte. Diese Fahrt empfand ich wie ein riesiges Geschenk! Was hatte sich die Crew im Vorfeld Gedanken über diese Überfahrt gemacht. Von „Gegenkreuzen“ und anstrengenden Stunden gegen die Wellen war gesprochen worden! Voller Dankbarkeit saß ich hingegen auf meinem Wachposten und genoss diese Stunden mehr als jede Nachtwache zuvor.

So glücklich wie jeder von uns den Tag begrüßte, schienen wir alle mehr als nur zufrieden mit dieser Überfahrt gewesen zu sein.
Ab 5 Uhr hieß es wieder „Land in Sicht!“. Wir sollten schon bald Moorea erreichen.

Für Chris und mich würde sich damit der Kreis schließen, denn hier hatten wir unser Südseeabenteuer begonnen. Da wir die schönsten Ecken schon ausgekundschaftet hatten, empfahlen wir Martin auch eine Stelle für den ersten Ankerplatz. Für die letzten Seemeilen setzten wir mit dem aufkommenden Wind um 7:15 Uhr die Segel. Da Markus und Felix noch schliefen, erledigten Chris und ich dies erstmals gemeinsam mit Martin.

Hinter uns lag ein perfekter Sonnenaufgang auf der Backbordseite, so dass wir im morgendlichen Sonnenschein mit den Bergen Mooreas eine perfekte Szenerie hatten. Chris kletterte nach Anweisung auf den Mast hinauf und übernahm damit „den Markus-Part“ während ich mit dem geöffneten Reißverschluss das Segel auspackte. Wir zogen noch an ein paar Seilen und folgten Martins Anweisungen, danach hieß es: Motor aus und die Ruhe auf See genießen.

Schön, dass wir dies auch noch einmal zusammen machen durften! Auf den letzten Meilen war es dann so gemütlich, dass wir mit frischem Früchte-Müsli und selbst gebackenem Martin-Brot im Cockpit frühstücken konnten. Genuss-Segeln, nannte ich das immer so schön! Mit strahlendem Sonnenschein rückte Moorea immer näher und die faltigen Berge kamen richtig gut zur Geltung.

Pünktlich zur Mittagszeit ankerten wir auf Höhe von Apo´ota´ata in kristallklarem grünen Wasser, der westlichsten zugelassenen Ankerstelle für Segelschiffe und brachen nach einer kurzen Verschnaufpause zur Erkundungstour mit dem Dinghy auf.
Alle Grün- und Blautöne taten sich abwechselnd neben uns auf als wir Kurs auf den Schnorchelplatz nahmen, welcher für seine Rochen und Haie bekannt war. Da Chris und ich so begeistert von diesem Schnorchel-Erlebnis waren, wollten wir dies den Anderen unbedingt zeigen.

 

Langsam steuerte Martin das Dinghy an die seichte Stelle heran und schon sahen wir die ersten schwebenden Rochen und kreisenden Haie unter uns. Da wir vorerst jedoch andere Pläne hatten, beschlossen wir am folgenden Morgen mit Schnorchel-Ausrüstung zu diesem Platz zurück zu kehren. Ein kurzer Halt an Land verhalf Chris zur Organisation seines Tauchganges am folgenden Morgen, verschaffte uns ein kühles Getränk in der Strandbar, doch leider wie bereits schon so oft in Französisch-Polynesien: kein Wifi!

Unverrichteter Dinge ging unsere Erkundungstour daher erst einmal weiter zur kleinen vorgelagerten Insel Fare One. Die Meeresoberfläche zwischen den Inseln glich einem See, so dass wir auch vom Boot aus wundervolle Korallen und Fische beobachten konnten. An Land stieg, für uns zur Erinnerung, die Drohne empor! Martin und Chris, als die Luftaufnahmen-Beauftragten, sorgten damit für unvergleichliche Eindrücke. Begleitet wurden wir bei unserem Landgang von unzähligen Hühnern, die auf dem bewaldeten Sand herum pickten und fast ein wenig Farmland-Atmosphäre auf dieser idyllischen Insel verbreiteten.

Das türkise Wasser lud uns ein noch mehr von dieser Küstenecke zu erforschen, außerdem hatten wir ja noch kein Wifi gefunden. Daher ging es für uns weiter westlich! Wir fanden herrliche Ausblicke auf die grünen Berge Mooreas und tief türkise Farbverläufe der Buchten, doch ein Internetanschluss schien in weiter Ferne.

Als wir den Weg zurück zur VAVA-U ansteuerten und Martin sich kurzerhand entschied in einen kleinen Wasserkanal abzubiegen, kam uns der Zufall zu Hilfe! Ein sehr exklusiv aussehendes kleines Hotel am Eingang der Wasserstraße zog unsere Blicke auf sich, denn die bequeme Lounge mit Blick auf das Riff war sehr geschmackvoll im polynesischen Stil dekoriert. Spontan entschieden wir uns die nett aussehende Dame des Hauses zu fragen wo wir in der Umgebung Wifi nutzen könnten. Ich weiß nicht ob es an meinem liebevollen Fragen lag oder an der Hilflosigkeit, die sie unseren Augen ablesen konnte, jedenfalls lud uns diese Dame doch tatsächlich ein an diesem Steg anzulegen und das Wifi des Hotels kostenlos zu nutzen. Das konnte ich erst gar nicht so recht glauben, geizten die meisten Luxus-Unterkünfte doch mit ihren Online-Zugängen. Doch als die Dame mit dem Passwort in der Hand zum Boot zurückkehrte und uns wirklich bat an Land zu kommen, bedankten wir uns sehr herzlich.

Jeder von uns fand einen Platz auf der dunklen Terrasse und nutzte die Highspeed-Verbindung! So freute ich mich beispielsweise riesig von meiner Arbeitskollegin zuhause zu hören und einer kleinen lieben Dame daheim ein Dankeschön zu schreiben, denn sie hatte uns für den Segeltörn ein Reisetagebuch geschenkt, welches ich jeden Tag füllte. Die Anderen hatten noch ein paar Reiseorganisationen zu erledigen und schon ging es für uns zurück zur VAVA-U.

In diesen Tagen brauchte es nicht viel uns zu erfreuen: der Kontakt zur Heimat, eine perfekte Nachtfahrt und verschiedene Blautöne genügten um eine tiefe Zufriedenheit herzustellen! Die Crew der VAVA-U ist bereit in den kommenden Tagen den Törn auf Moorea ausklingen zu lassen.