Jun

17

ANNETTE

Partymusik die ganze Nacht! Da denkt man, man ankert vor einer ruhigen Bucht…und dann das! Von 20 Uhr bis morgens um 6 Uhr waren wir quasi Teil einer riesigen Strandparty, was nicht jeden von uns so guten Schlaf finden ließ. Es wurde erst ruhig als unsere Wecker zur Weiterfahrt angingen und der Regen einsetzte.

Da wir uns für den 15. Tag unseres Südseetörns vorgenommen hatten nach Raiatea zu segeln, wollten wir um 7 Uhr Bora Bora verlassen. Noch bevor wir richtig wach wurden, bescherte uns eine nasse Kabine wegen offener Lucke von Markus reichlich Turbulenzen. Eine halbe Stunde Tumult und alle Sachen von Markus waren zur Trocknung im Cockpit verteilt. Puh!

Danach lichteten wir den Anker wie geplant und nahmen, glücklicherweise mit Sonnenschein, Abschied von Bora Bora.

 

Für uns alle ging es mehr als nur gemütlich voran, denn mittlerweile hatten wir den zweiten Tag Windstille und somit eine absolut flache See. Dies sorgte natürlich auch dafür, dass wir kein Segel setzen konnten, sondern mit Motor Raiatea ansteuerten. Auf halber Strecke hatten wir Dank der Schönwetterfront einen absolut phantastischen Rundumblick: hinter uns wurde Bora Bora immer kleiner und vor uns erstreckten sich die Umrisse der Bergkulissen von Raiatea und der Nachbarinsel Taha ´a.

Zur Mittagszeit waren wir so nah herangekommen, dass wir die dunkelgrünen Wälder auf den schroffen Vulkanbergen erkennen konnten. Wunderschöne alte Urwaldriesen hatten sich die Insel als ihr Zuhause ausgesucht. Auf dem Trampolin sitzend genossen wir das Vorbeiziehen der neuen Landschaft und konnten auch hier kaum glauben, wie dunkeltürkis das Wasser entlang des Außenriffs war.


Martin hatte uns im Vorfeld einen atemberaubend schönen Ankerplatz ausgesucht, der sich in der Nähe der Privatinsel Naonao befand. Das Wasser zeigte sich rings um die Insel in allen erdenklichen Nuancen: vom tiefen Ozeanblau, über grün zu helltürkis. Felix hielt fortan nichts mehr auf der VAVA-U, sofort schnorchelte er einmal um die Insel herum, Kurs auf das Außenriff nehmend. Wir hingegen folgten ihm einige Minuten später mit dem kleinen Dinghy.

Nachdem wir geankert hatten, nahm nur kurz danach ein Boot von der Privatinsel Kurs auf uns. Es war ein Angestellter des Inselinhabers! Dieser informierte uns über Versorgungsleitungen, welche sich in der Nähe des Ankerplatzes befanden, die sich von Raiatea bis nach Naonao erstreckten. Da dies auf keiner Karte bekannt gegeben worden war, hatten wir also unglaublich viel Glück beim Ankern gehabt. Wir hatten nichts zerstört! Direkt im Anschluss stiegen Martin, Chris und ich ins Dinghy und steuerten den Strand der Privatinsel an. Auf einem 3m breiten Abschnitt war es erlaubt einem Strandspaziergang nachzugehen. Darauf hatte ich unglaublich viel Lust und überließ daher das Schnorcheln im vorgelagerten Riff den Männern.

Feiner Sand mit Korallen geschmückt lud mich am türkisen Wasser entlang ein und zauberte mich in eine andere Welt. Niemand außer mir! Diese Einsamkeit genoss ich sehr, denn ich wurde nur von einem kleinen Baby-Hai und einem Kofferfischchen im seichten Wasser besucht. Die Männer waren schwer begeistert vom Außenriff, gerade auch weil Felix das aller erste Mal Anemonenfische gesehen hatte. Ich erinnerte mich, wie das für mich in Thailand ein ganz besonderer Moment gewesen war, als die kleinen „Nemos“ aus ihrer Anemone kamen und so freute ich mich mit ihm.

Total zufrieden kehrten wir mit dem Dinghy zur VAVA-U zurück. Gerade noch rechtzeitig bevor der große Regen über uns hinwegrollte. Zwar hatten wir ursprünglich noch einen Landgang auf Raiatea vorgehabt, doch tauschten wir diesen kurzerhand gegen eine ausgiebige Kaffeepause im geschützten Cockpit ein. Markus Sachen waren glücklicherweise wieder trocken, so dass wir alle genug Platz fanden.

Martin nutzte die Pause um uns über die neueste Windvorhersage zu informieren und schlug im Zuge dessen vor besser schon am selben Tag Kurs auf Moorea zu nehmen. Eigentlich wollten wir vor Naonao eine Nacht verweilen, doch war die Wahrscheinlichkeit höher bei sofortigem Aufbruch weniger Gegenwind zu bekommen, der die Fahrt ungemütlicher machen würde. Da wir alle an einer ruhigeren Überfahrt interessiert waren, stimmten wir mit Martin überein spätestens um 17 Uhr Kurs auf Moorea zu nehmen.

Um das kleine Dinghy zu schützen, hoben wir es mittels Seilzug auf das Dach des Katamarans und zurrten es ordentlich fest. Nun konnte die Fahrt beginnen. Um 16:45 Uhr verließen wir Raiatea und stellten uns auf unsere letzte Nachtfahrt an Bord der VAVA-U ein.

Für das unkomplizierte Abendessen bei Seegang planten wir Chicken Nuggets, Kartoffelbrei und den grünen Salat á la Martin ein. So brachte ich in der Abendsonne unsere Erinnerung in Schriftform, blickte auf Raiatea und sah Markus und Felix beim Kartoffelschälen zu.

Es folgte noch eine Wette zum Thema Seekrankheit in dieser Nacht… dann ging es hinaus in den pazifischen Ozean!