Jan.

28

PET

Ausschlafen und lang frühstücken. Das können wir hier genauso wie daheim praktizieren.
Danach unterscheidet sich der Sonntag allerdings von den heimischen Gefilden.
Anker lichten, Segel setzen und fast im „Stoppschild-Kurs“ um eine große Insel mit flachen Stellen herum. Da werden Segel ständig angepasst, um Kurs genau zu halten und den guten Wind optimal auszunutzen.

Am Spätnachmittag erreichen wir dann Cayo del Rosario. Wir ankern auf der windabgewandten Seite, wie alle Fischer in der Umgebung auch. Kaum dass der Anker im Grund festsitzt, paddeln schon die ersten Fischer zu uns rüber. Ein bekanntes Bild hier.
Bezahlung ist allerdings immer sonderlich. Wir geben gerne Bierbüchsen, obwohl als erstes Wort immer erstmal „Ron“ ertönt, und verteilen unsere aussortierte Kleidung, Sonnenbrillen, Caps, alte Ölkleidung, Jacken usw. Sie freuen sich immer sehr über alles und wollen tatsächlich NIE Geld. Obwohl wir auch einheimische Pesos haben. Das verstehen wir nie so richtig. Dürfen sie nicht? Genug haben werden sie ja wohl nicht. Aber auch nach mehrmaligem netten Nachfragen – sie wollen es nicht. Na gut, dann kosten eben die 6 Langustenschwänze 4 Bierdosen. Daran sollte man mal denken, wenn man welche irgendwo mal auf der Speisekarte sieht $$$$$ ?

Zur Altkleidersammlung gibt es noch eine nette Anekdote. Das meiste sind Sachen von Martin, die ihm nicht mehr passen (wegen zu starker Oberarme natürlich nur), oder von ehemaligen Mitseglern. Teilweise richtig gute Stücke und da ich „meine“ Männer hier nun ein wenig kenne, teile ich einige Sachen den jeweiligen Crewmitgliedern zu. Und siehe da, Kleider machen Leute. Und sogar Kaki sieht am Ende wie ein Millionärssöhnchen aus.

Auf den südlichen Inseln gibt es kaum Zivilisation, kaum Segler, da bietet es sich natürlich an, jedem der mal herkommt seinen frischen Fang anzubieten, obwohl wir natürlich gern selbst das Fangerlebnis hätte.
Haben wir auch oft, nur bei Barracuda schütteln schon alle den Kopf, die dürfen weiterschwimmen. Man ist halt verwöhnt.
Vahoo, MahiMahi und Tuna sind auf unseren Wunschlisten. Sonst nichts mehr. Auch die Fischer, die von ihren teils wirklich alten verrosteten Fischerbooten, mit kleinen Nußschalen zu uns mühsam rüberrudern, bieten uns herrlichste Fische an. Gelangweilt verneinen wir. Nur bei den Langusten heben noch 2 – 3 von uns die Augenbrauen. Na gut, dann halt nochmal Langusten.

Aber dann düsen wir erst mal mit dem großen Speedboot noch zum Strand und nehmen optimistisch die Schnorchelsachen mit, obwohl sich am Riff weiter draußen die Wellen noch stark brechen. Andreas paddelt tapfer durch die Gras- und Sandlagune Richtung Riff, aber nicht sehr erfolgreich.
Wir laufen ein wenig am Strand entlang, lassen uns den warmen Wind um die Nase wehen, den Pelikanen wurden die Fische geklaut (sie flogen zu schnell weg und Fischer brauchen immer kleine Fische als Köder) und wir amüsieren uns über ein riesiges grünes Zelt, dass bei näherem Betrachten eine Fahrwassertonne ist, die nun bei der Ausfahrt fehlt.
Was muss das für ein Sturm gewesen sein (Hurrikane vom Herbst?), der diese Tonne abreißt und über das flache Riff samt Lagune an den Strand trägt.
Die Natur – das sind einfach Kräfte – unglaublich.
Das merkt man auch immer wieder beim Segeln, wenn man ständig von Wind und Wellen abhängig ist und die alles beeinflussen. Wie klein und unscheinbar man dabei immer wird und merkt, wie unwichtig und schwach man eigentlich ist.

Abends wird der Grill entflammt. Die Sonne kommt raus und wir sind gut gelaunt, weil wir Surf & Turf grillen können. Haben ja noch lecker Steaks und eben wieder frische Langusten. Doch erst gibt es Fleisch, dann Langusten. Also eigentlich somit Turf & Surf und ehrlich gesagt, keiner wollte mehr am Ende die Langustenschwänze essen. Vollgefressen und übersättigt von feinstem Essen saßen wir dekadent vor den Tellern, vor denen sich andere die Finger abschlecken würden. So ist es doch mit allem. Was man im Überfluss hat, schätzt man nicht mehr.

Andreas weiht und ins chinesische „Wong“ Kartenspiel ein.
Ok, es floss auch viel Alkohol, aber auch so war uns schnell klar, unser No 1 Kartenspiel. Wir hatten einen lustigen Abend und Kaki war unser Mr. Wong.
Matze hat verloren und wurde Misses Wong und hatte somit am darauffolgenden Tag Spülmaschinendienst.
Da hat es mal den richtigen erwischt, hehe. Haste aber (relativ) gut gemacht, Matze !

Jan.

27

Um 8 Uhr stehen wir auf der Insel und gucken den Affen zu wie sie nach und nach aus dem Gebüsch krabbeln.
In der Morgensonne an dem wirklich schönen Palmenstrand – tolles Erlebnis.
Vor allem werden sie nicht für touristische Zwecke mitbraucht, sondern nur gefüttert, weil sie aus Asien (Vietnam, oder Korea, so genau wusste das von den Rangern auch keiner so genau…) stammen und zusätzlich Futter bekommen. Deshalb scheu, aber eben frei.

Nach dem Affenzirkus geht´s für uns raus auf´s Meer und wir segeln weiter 30 sm Richtung Osten.
Endlich sahen wir auch mal ein paar Delfinrücken.
Das Wetter war grandios. Sonne, Wind und türkises Wasser soweit das Auge reicht.

Beim Segel bergen kommen dann Wolken und als der Anker in den Grund rasselte fing es das nieseln an.
Trotzdem wollten noch einige von uns was erleben und wir stachen mit dem Ausreißer-Dinghy „Nemo“ los rein in die Mangrovenwälder mit tollen Wasserstraßen dazwischen.
Wir waren zwar am Ende pitschnass, aber war trotzdem spaßig und natürlich hüpften wir auch noch ins Meer, denn nass waren wir so oder so.

Jetzt aber H U N G E R.
Alle sauber und frisch, die Haare bei jedem noch feucht, so lungern wir hier herum, ärgern Kaki beim kochen und schlürfen verdientes Feierabendbier.

Euch allen ein schönes Wochenende! Wir gehen heut wieder ins Kino nach dem Abendessen

Jan.

26

PET

Der gestrige Abend war ja soooo schön relaxt.
Lecker Essen, lustiger Kinofilm mit dem Beamer und dann auf einmal der Schrei von Matze, der dies dank Raucherpause erst überhaupt entdeckte:

„Das Dinghy ist weg!!!“. Ach Du schöne Sch……. Wer war´s? Wer machte den letzten fatalen Knotenfehler? Und vor allem, was tun?

Es waren Windstärken bis zu 25 kn und viele Wellen, natürlich auch tiefste schwarze Nacht und bis zur nächsten Insel, zu der es laut Berechnung getrieben wäre, weit weit weg. Die Männer wollten gleich mit Taschenlampen im großen Speedboot (wir haben ja genügend) los und Abenteuer erleben. Skipper entschied sich aber dagegen.
Morgen früh aber.

Also startete heute die Suchaktion. Eher aufstehen und dann ging es entgegen dem berechneten Kurs erstmal zur Insel, in dem das Dinghy hängen sollte. Lauter Mangroven und elend flach alles. Wir konnten also nicht so nahe ranfahren, wie wir wollten. Alle Augen zur Küste, alle Ferngläser im Einsatz und tatsächlich, irgendwann, nach bestimmt schon ca. 1 h Suche der ersehnte Ruf:
DA IST ES!

Wie man sich doch freuen kann über so ein graues Plastikboot, wurde Nemo getauft
Skipper und Kaki holten es dann mit dem Speedboot, war ein wenig verfangen in den Mangroven, aber Kaki holte es da schon raus und bekam als Dank ein paar dicke blaue Flecken ab. Der Ausreißer war also wieder daheim und Aktion „Finding Nemo“ erfolgreich beendet.
Zufrieden segelten wir rüber zur nächsten Cayo (= kleines Inselchen). Welch Aufregung.

Aber uns reicht´s ja anscheinend nicht.


Beim Großsegelsetzen klemmte was und bei der Hälfte sah man das Übel: das Großfall hatte sich verheddert und Kaki durfte im Seemannsstuhl hoch und alles entwirren. Erscheinend witzig so ein Affenkunststück, aber vielleicht nicht bei hohen Wellen und starkem Wind. Der arme Kaki hing da oben und wurde schon ein wenig hin- und hergeschüttelt beim rauf- und runterziehen, aber es ging alles gut und er kam grinsend wieder unten bei uns an.
Groß rauf, Genua raus und wir flitzten über´s Wasser zur Cayo Campo, wo wir zur Abendstimmung ankamen.


Ein süßer kleiner Strand mit Palmen, wieder eine Biostation, die sich um Flora und Fauna kümmern und auch mal andere Segelboote.
Ein Cat mit drei Deutschen drauf, aber die redeten nicht so mit uns. Ist halt anscheinend nicht jeder so quasselbereit wie wir.
Die anderen waren eine schweizer Familie, die drei Jahre um die Welt segeln. Und redeten sogar mit uns.
Liegt´s gar manchmal an der Nationalität???….
Die Kinder wachsen praktisch am Schiff auf. Sonnengebleichte Haare und offen gegenüber jedem. Sicher kein Kindergarten im klassischen Sinne, aber ist die Welt mit den verschiedenen Kulturen und Menschen nicht gar die bessere Lehre für das Leben?
Wir wandern ein wenig herum, haben Spaß und genießen die schöne Stimmung und die im Wind wiegenden Palmen.

Wo sind denn die Affen die auf der Insel sein sollen? Uns wurde erklärt, dass sie scheu seien und nur um 8 und 15 Uhr kommen (Futterzeit).

 

Am Abend zocken wir mal Wizzard und der Verlierer darf morgen den ganzen Tag Spülmaschinendienst machen.
Da ist die Motivation natürlich hoch zu gewinnen. Wladi hat sich dafür entschieden die Küche morgen sauber zu halten und wir sagen „Danke“, hehe.

Jan.

25

PET

Diejenigen, die sich aufrappeln konnten, marschierten nach dem Frühstück los. Mission hieß „Essen finden“.

Mit Kutsche ging es inseltypisch zum Markt. Da das Pferd nicht so wollte wie der Kutscher schob Andreas ein wenig an. Wir gaben auf und gingen den Rest. Ist ja auch nicht schlimm, denn es gibt soviel zu sehen. Auf dem Markt fanden wir wenigstens ein wenig Gemüse und die Preise waren mehr als niedrig. Gut, dass wir noch einheimische Pesos haben.

Danach ging es weiter. Schön gepflasterte Fußgängerzonen, Palmen, Bänke, alte Kirchen und alles voll mit Menschen. Ein kunterbuntes Treiben überall, türkise Häuserfassaden und auch die ersehnten Geschäfte. Wie damals in der DDR stehen Schlangen an. Wir dann auch. Im einen Geschäft gibt es Brot, im anderen Butter, dort leider keine Milch. Und so geht der Vormittag herum, aber wir haben zumindest die Basics wieder aufgefüllt. Sonst haben wir ja bereits gut eingekauft für den kompletten Törn in Key West. Gut so. Einmal so ein Einkaufserlebnis erleben macht schon Spaß, aber immer nur so einkaufen? Dafür sind wir wohl zu sehr verwöhnt und sehnen uns jetzt schon wieder manchmal in einen riesigen Supermarkt in dem es immer alles gibt. Wie man doch alles schätzt, wenn man es mal nicht mehr hat….

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Abfahrt 11.00 Uhr wurde gestern vom Hafenbeamten festgelegt und es war 11.03 Uhr, als wir die Pforte zum Hafen passierten. Reisepass brav aufgeschlagen und mit einem Lächeln im Gesicht gab es gleich wieder eine Strafpredigt, weil wir zu spät sind. Herrjeh, die sollen sich mal nicht so anstellen, wir tun niemanden etwas, sind nett und gut drauf und verteilen unsere hart verdienten Taler. Warum freuen sie sich nicht einfach mal so richtig über uns? Wir freuen uns ja auch über die abwechslungsreiche Landschaft und die meist echt netten und zufriedenen Cubaner.
Es sind nur immer die offiziellen Hoheiten, die ihre Macht ausspielen müssen/wollen?

11.21 Uhr: Leinen los, Fender alle rein und raus geht es wieder durch die grüne Flussausfahrt mit winkend-lachenden Einheimischen am Uferrand. Andreas übernimmt das Ruder und bringt uns hinaus auf´s Meer. Wir genießen eine sonnig-ruhige Fahrt entlang der bergigen Inselkulisse im Hintergrund. Wir mampfen uns so durch den Segeltag und in diversen Ecken sieht man selig-schlafende Gesichter.

Am Nachmittag rasselt die Ankerkette. Wir liegen vor Cayo el Navio.
Mangroveninseln reihen sich aneinander. Die Kanus werden ins Wasser gelassen und natürlich springen auch fast alle ins Meer.
Ist grünlich hier, aber klar. In der Ferne sehen wir noch ein anderes Boot, Fischer. Sie paddeln tapfer die Strecke zu uns herüber um uns deren Langusten zu verkaufen. Kostenpunkt: 1 Languste = 2 Büchsen Bier. Da verhandeln wir auch nicht mehr. Das wird gleich akzeptiert.

Hackfleisch ist schon aufgetaut, d.h. Chile con carne wird trotzdem gekocht, mengenmäßig bei sieben Personen wohl besser. Beim Zubereiten der Langusten bin ich dann nicht in der Küche. Die schönen Tierchen, seufz. Aber da Leben ist ein Kreislauf. Fressen und gefressen werden?! Darüber lässt sich diskutieren bis ins Unendliche.
Das Wichtigste erscheint mir, ein schönes Leben und ein gnädig-schneller Tod (muss auch mal gesagt werden, denn auch beim Fischen ergeht es mir oft so, dass ich mir denke, der arme Fisch ?). Die Langusten schmeckten übrigens schon fantastisch…

Gerade laufen laut Seemannslieder zum mitgrölen, draußen duscht jemand, der Kochvorgang beginnt und oben werden die Kanus wieder festgezurrt.
Ein typischer Abend auf der VAVA-U. Gute Nacht aus dem Süden Cuba´s vor irgendwelchen kleinen Inselchen.

Jan.

24

Pet

Zu diesem Tag gibt es nur eines zu sagen: Augen schliessen und Christopher Cross` „Sailing“ anhören…


In der Morgendämmerung starten wir los. Segel werden bald gesetzt, Sonne geht kurz darauf auf, das Meer kaum wellig und der Wind steht gut, so dass wir mit guten 8 kn eine tolle Fahrt machen. Überall sieht man Inseln und erst gegen Spätnachmittag lässt er langsam nach.
Wir sitzen draußen und genießen die Aussicht, die Abendstimmung und gut auch, dass wir Bluetooth-Boxen an Bord haben und somit das ganze Deck vorne mit Musik beschallen können.
Das Tagesziel heißt heute „Isla de Juventud“, die Insel der Jugend. Schadet ja nie.

Wir erleben bei Sonnenuntergangsstimmung, und somit herrlich-satten Farben, eine Einfahrt zwischen einer sehr hügeligen Landschaft und dem Leben am Uferrand. Alles ist grün und man fühlt sich ein wenig nach Asien versetzt.
An der Hafenpier angekommen durchlaufen wir nach dem Anliegen wieder das übliche Willkommens-Prozedere mit einem Beamten. Alles prüfen, checken, Papiere hin-und herschieben, Reisepass kontrollieren.
Und nu? Dürfen wir nun endlich raus, denn Nueva Gerona ist ein etwas größeres Städtchen. Wir bekommen Ausgehregeln (Reisepaß am Mann, max. 4 Stunden Ausgang….) und morgen müssen wir bitte wieder bis 11 Uhr weg, ist angeblich nur ein kommerzieller Hafen. Von wegen. Wo steht das denn? Wir haben doch auch Karten und Bücher – nirgends ist etwas vermerkt. Wie auch immer, was hilft diskutieren, ist so wie es ist und jetzt aber raus.

Die ganzen Ausgehregeln wurden fast alle gebrochen. Jemand verstaute vorsichthalber zu später Stunde den Reisepass eines anderen und 3 Uhr früh ist sicherlich über der Zeit gewesen. Aber Essen (ca. 1 Euro) und viel Leben in den Bars, Discos und Restaurants waren eine tolle Abwechslung.
Die Leute alle mehr als nett und wir durften tiefstes Cuba erleben. Keine einzigen Touristen sonst unterwegs. So ist es eben manchmal am Schönsten.