Feb.

18

Irene

Der Countdown läuft, nur noch rund 14 Stunden bis Guna Yala! Sobald wir angekommen sind, wird Martin, wie es sich gehört, in Porvenir, einer der größeren Inseln, einklarieren und wir hüpfen erst einmal ins Wasser.
Wladi ist sich noch nicht sicher, ob er sich nicht stattdessen in den Sand wirft und russische Lieder singt vor lauter Freude, wieder ruhiges Wasser unter seinem Bettchen zu haben ??

Jetzt ist später Nachmittag und die Reihen der Seekranken lichten sich deutlich.
Isabel und Martin machten frühmorgens Obstsalat und siehe da, die Schüssel war nach dem Frühstück leergeputzt.
Unser Skipper backte sogar frisches Brot für das sehnsüchtig erwartete Frühstück morgen, wenn wir endlich ankern.

Nachmittags wandern dann Salamitoasts und Cracker mit Käse auf unsere „Veranda“.

Helmut steht gerade in der Küche und bereitet schon mal unser Abendessen vor, es gibt „Guna Yala Countdownsuppe“ – Kürbis mit Süßkartoffeln und Karotten.
Suppe rutscht immer, sogar wenn der Magen noch nicht so will.

Wieder war die Nacht ziemlich heftig, die Luv-Seite des Fahrstandes wird immer wieder mit Brechern überspült und wehe dem Wachposten, wenn er sich zu spät in Sicherheit bringt. Außer einem Frachter nachts gibt es weiterhin kein Zeichen von Leben außerhalb der VAVA-U, wenn man die zwei fliegenden Fische, die ihr Leben auf unserem Deck aushauchten, nicht mitzählt.

Irgendwann in der Nacht wird die Fock mit der Genua ersetzt, weil der Wind deutlich nachlässt, nur um dann im Morgengrauen selbige zu reffen, weil der Wind wieder zunimmt und wir zu viel Fahrt machen. Unser Schiff kämpft sich durch Wellenberge, manche sind gut fünf oder sechs Meter hoch.

Martin ersetzt die Cayman-Flagge „Marke Eigenbau“ gegen eine von Guna Yala, ebenfalls selbst produziert. Sieht schick aus, so glänzend laminiert, so können wir uns sehen lassen!

POS 18.2.18 23:59
10 45,2 N – 079 28,2 W
COG 155, SOG 6,8 Kn
Wind NE 20 Kn

Feb.

17

Irene

Die Nacht stellt sich als ziemlich nass und wild heraus.
Es bläst ordentlich, wir haben teilweise sogar 30 Knoten Wind und reffen die Genua.
Die VAVA-U kämpft sich durch die Wellen, in den Kojen hören wir jeden Schlag und manchmal hebt es uns gefühlt aus den jeweiligen Nachtlagern.
Draußen müssen wir schnell alle Polster in Sicherheit bringen, rechts und links schlägt des Öfteren das Wasser über den Bug und setzt unser Deck unter Wasser.
Auch auf den Fahrstandsitzen gibt es immer wieder eine Dusche. Eine Nachtwache wird fast vom Stühlchen gespült und ist, trotz wasserdichter Jacke, bis auf den letzten Faden nass. Das kommt davon, wenn man den Verschluss nicht bis oben zumacht und Luftzug haben will ?? Immerhin ist das Wasser mit 29,4 °nicht kalt!
Irgendwann in der Nacht regnet es kräftig, der kühle Luftzug im Schiff ist sehr willkommen.

So ungemütlich die Nachtwachen heute auch sind, der unglaubliche Sternenhimmel und die spürbare Weite, das ganz nah bei den Elementen sein, macht es immer wieder wett.
Wir segeln direkt auf das Kreuz des Südens zu während Orion über uns steht und werden nicht müde, uns darüber zu freuen und zu staunen.

Der Morgen beginnt sehr langsam, erneut ohne gemeinsames Frühstück, weil die einen noch nicht essen können, die anderen endlich eingeschlafen sind und sich so halt jeder aus der wohlgefüllten Pantry bedient.
Das Couscous, das Martin und Pet gestern zum Abendessen kredenzt haben, schmeckt kalt fast noch besser.

Im Lauf des Vormittags berechnet Martin unsere Ankunftszeit neu und entscheidet sich, die Genua einzuholen und durch die kleinere Fock zu ersetzen.
So machen wir etwas weniger, aber ruhigere Fahrt, werden weniger durchgerüttelt und wollen ziemlich genau am Morgen des 19.2.18 mit Sonnenaufgang an unserem Ziel ankommen.

Ansonsten herrscht das übliche Tagestreiben.
Wir holen Nachtschlaf nach, die Tagwachen machen ihre wechselnden Dienste.
Wladi versucht erneut, einen Fisch zu bekommen, nachdem er gestern einen kleinen Thunfisch, der nicht mal die Hälfte von uns sattgemacht hätte, wieder ins Wasser zurückgeschickt hat.
Sollte er nicht erfolgreich sein, gibt es Spaghetti und wir sind genauso zufrieden!

Die zusammengewürfelte, total unterschiedliche Gruppe versteht sich gut, trotz der Enge und des wenigen Schlafs gibt es keine Streitereien, auch wenn wir uns nicht immer einig sind.

Das Motto des Tages übrigens lautet: Der Atlantik ist nichts für Flachwasserpaddler – nur die Harten kommen nach Panama!

POS 17.2.18 23:59
13 29,5 N – 080 15,3 W
COG 168, SOG 6 Kn
Wind ENE 18-20 Kn

Feb.

16

Irene
Zuallererst muss hier etwas richtig gestellt werden: Es wurde behauptet, unser Skipper hätte vergeblich versucht, den Spülmittelspender zu reparieren, aber so leicht hat Martin nicht aufgegeben. Den Kampf Mann gegen Equipment konnte er nach hartem Einsatz zu seinen Gunsten entscheiden und wir sind sehr stolz auf ihn!

Der Tag heute wird vom Rhythmus der Wachschichten und Freizeiten bestimmt.
Wir haben, bis auf eine kurze Zeit am frühen Morgen, richtig guten Wind; in der Nacht fast neun Knoten.


Mit untergehender Sonne haben wir schon fast ein Drittel unserer Strecke geschafft. Hoffentlich bleibt das so, damit wir möglichst früh in Guna Yala ankommen.

Dieser ursprüngliche Name der St. Blas Inseln wird auch eingeübt, die Indianer, die das Gebiet eigenständig verwalten, mögen den ihnen von den Spaniern gegebenen neuen Namen nämlich nicht so besonders.

Der Tag startet mit einer Besonderheit, es gibt kein gemeinsames Frühstück. Bei ein paar von uns ist es ein wenig flau im Magen, der andere Teil stürzt sich gleich auf den Apfelkuchen von gestern oder macht sich einen Strammen Max, der auf vier (!) Scheiben Toastbrot ruht. Ansonsten wird der Kühlschrank auffällig gering frequentiert.

Je weiter wir südlich kommen, desto wärmer wird es, da es in den Kabinen sehr heiß ist – wir können die Luken wegen Seegang nicht öffnen – schlafen und dösen wir tagsüber im Freien.

Wladi versucht, diverse Köderwechsel inbegriffen, einen Fisch zu fangen, bis jetzt ohne Erfolg. Eine einsame Seemöwe betrachtet das Schauspiel von oben, bis es ihr langweilig wird.

Ansonsten sind wir mutterseelenalleine auf dem Teich, zwei Frachter in der Nacht sind alles, was wir seit unserer Abreise zu Gesicht bekommen haben.
Mal schauen, was die nächste Nacht bringt!

POS 16.2.18 23:59 UTC
16 18,7 N – 080 51,3 W
COG 170, SOG 6-7 Kn
Wind ENE 28-30 Kn

Feb.

15

Irene
Zeitiger als sonst lassen wir heute den Bettzipfel los, schon vor 8 Uhr morgens ist das Frühstück fertig und wir lassen es uns mit Obstsalat und allem anderen gut gehen. „Never sail on an empty stomach“ lautet die alte Seglerweisheit, an die wir uns selbstverständlich halten.

Dann wird alles für die große Fahrt verräumt und festgezurrt, Isabel setzt Ingwertee auf und so gerüstet lichten wir den Anker.
Problemlos manövriert uns Martin durch die Untiefen, wir haben ziemlich Seegang und die Wellen sind teilweise so hoch wie die VAVA-U.
Bei bestem Wind sind wir schön schnell in Georgetown und an einer Boje festgemacht.

Das Dinghi bringt neben Martin, der ausklarieren muss, auch einen kleinen Trupp an Land, der nochmal festen Boden unter den Füßen haben möchte und Besorgungen erledigt. Markus und Isabel wollen Vollkornmehl und Kleinigkeiten im Supermarkt kaufen, Wladi ist unterwegs, um Köder zu bekommen, Pet will unbedingt nochmal in den örtlichen Burger King und die Post wegbringen.

Der Rest beobachtet den Shuttle-Service der sechs riesigen Kreuzfahrtschiffe – es geht zu wie auf Münchens Mittlerem Ring zur Stoßzeit – und passt auf, dass der VAVA-U niemand eine Delle reinfährt.

Sobald alle wieder an Bord zurück sind, geht es los.
Zwischen den Kreuzfahrtriesen hindurch machen wir uns auf den Weg in den Süden.
Wir haben guten Wind und segeln mit knapp sieben Knoten dahin.

Ein Apfelkuchen ist dank Isabel im Ofen, Helmut macht sich pünktlich zum Abendessen an die „Cayman – Panama- Suppe“, unsere Kürbissuppe mit Süßkartoffeln.

Hatte ich erwähnt, dass Helmut jeder Dame hier an Bord einen Valentinsgruß geschickt hat? Da könnt ihr mal sehen!

Wer keine Wache hat, trollt sich langsam ins Bett, die Zeit bis zum Schichtwechsel ist nie lang genug ??

Feb.

14

Irene
Wieder werden wir irgendwann im Morgengrauen von Regen geweckt, die Luken klappern, dann fällt die VAVA-U erneut in Tiefschlaf.
Gegen 8 Uhr morgens sind schließlich alle wach, wir frühstücken, baden im Meer und ruhen uns aus, während Martin erfolglos versucht, den Spülmittelspender zu reparieren. Werner spleißt eine gebrochene Leine ein, dann geht es raus zu den Rochen.

Fünf Passagiere mit Schnorchelausrüstung werden verladen, bevor Martin los düst.
Wir haben ziemlich Wind und Seegang, im Nu sind wir pitschnass und werden kräftig durchgerüttelt. Kein Grund für Martin, weniger Gas zu geben!
In Stingray City, so heißt der Platz, an dem sich die Rochen tummeln sollen, ist von selbigen keine Spur.
Wir schnorcheln ein bisschen bei Korallen herum und sehen bunte Fische, bevor wir die nicht weniger wilde Rückfahrt antreten.

Nach so viel Aktivität macht die Bootsbesatzung, was sie am besten kann: Dösen und schlafen!
Martin hingegen repariert die Ansaugpumpe des Wassermachers, auch bekannt als Höllenmaschine.
Danach bringt er vier von uns an die kleine Marina, wir wollen nochmals zum Rum Point und ein bisschen im Geschäft stöbern. Den Weg von der Marina dorthin laufen wir zu Fuß an vielen schönen Villen vorbei, fast alle sind zu mieten, die wenigstens stetig bewohnt. Nach erfolgreicher Mission und Rückweg ist erst einmal ein kaltes Getränk am Abholplatz fällig, bis wir Martin anrufen.

Dieser hat in der Zwischenzeit noch eine Halterung für Dinghi Nummer 2 gebaut und selbiges mit dem Restteam der VAVA-U aufs Dach montiert. So müssen wir es nicht bis zu den St. Blas nachziehen.

Langsam wird es dann Zeit, wir machen uns ausgehfein und gehen in der kleinen Marina essen.
Wunderbar idyllisch sitzen wir unter Palmen im Sand und genießen wirklich gutes Essen. Ein kleiner Nachtisch hat auch noch Platz. Schließlich sind wir noch nicht sicher, ob wir nicht ab morgen für ein paar Tage Brezenstangerl knabbern…

Wieder zurück an Bord werden letzte Postkarten geschrieben, Absacker in Form von Rum oder Isabels Johannesbeerlikör genossen und der Blog geschrieben. Wladi bekommt seinen Likör auch real und nicht im Downloadmodus, obwohl er mit seinem Handy verwachsen zu sein scheint ??

Morgen starten wir früh zum Ausklarieren nach Georgetown, danach geht es los. Bis dahin gute Nacht!