Juli

7

Heute Nachmittag kamen dann Werner und Petra aus der Schweiz. Nachdem sie das Gepäck verstaut hatten, gab es erstmal Kaffee und Kuchen zum Relaxen, da die Fahrt bei Dauerregen wohl recht anstrengend war.


Werner erzählte von gemeinsamen Segeltörns. Petra war Tanzlehrerin für klassischen indischen Tanz. Begeistert schauten wir uns davon Videos an.
Die Zeit verging so recht schnell . Während sich Werner und Petra noch ein bissel ausruhten, bereitete ich das Abendessen zu.
Nach den Nudeln mit Zucchini gab’s noch Schweizer Schoki als Nachtisch, die die beiden mitgebracht haben.
Es war noch nicht spät, also kniffelten wir noch eine Runde und hatten richtig Spaß. Petra war der Favorit .
Noch ein bissel ratschen, bevor wir in die Kojen gingen.

Juli

8

Am Morgen hieß es Leinen los aus Hesse.
Es ging ein kurzes Stück ohne Schleusen in ein Dorf, dessen Namen unaussprechlich ist. Xouaxange.


Nach dem Anlegen fuhren wir mit dem Auto nach Sarrebourg zum Einkaufen. Werner wollte heute ein Risotto mit Gemüse kochen und da fehlten noch ein paar Zutaten .

In der Stadt war leider die Chapelle de Cordeliers geschlossen. Schade, Werner und Petra hätten gerne das große Glasfenster von Marc Chagall angeschaut.

Die Stadt war richtig leer und trostlos im Gegensatz zum Samstag bei Sonnenschein und Markt. Martin gönnte sich in einem Barbershop eine Rasur. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Fußgängerzone fuhren wir zurück aufs Boot. Wir spielten seit langem mal Mensch ärgere dich nicht und Dame. War eine spannende Verfolgungsjagd, wenigstens da konnte ich mal gewinnen.
Zum Abendessen gab es das leckere, schön cremige Risotto mit Gemüse von Werner und dazu tolle Gesangseinlagen von alten Schlagern. Werner ist ein richtiger Entertainer und wir hatten viel Spaß.
Neben dem Liegeplatz war ein Bouleplatz. Endlich konnten wir mal unsere Boulekugeln einweihen. Wir bildeten zwei Teams und ließen die Kugeln rollen. Alle drei Partien gingen ziemlich knapp aus, aber Martin und ich haben 3x gewonnen . Danach ließen wir den Abend gemütlich im Salon ausklingen.

Juli

9

Am Vormittag fuhren wir nach Abreschwiller. Dort gibt es eine außergewöhnliche Eisenbahnstation. Leider haben wir die Zugfahrt um eine knappe halbe Stunde verpasst, durften aber in der Garage die Dampf und Dieselloks besichtigen. Der Chef erklärte bereitwillig die verschiedenen Typen und wir beschlossen, die Fahrt am nächsten Tag nachzuholen.


In der Nähe befand sich noch das angeblich schönste Dorf Frankreichs, St. Quirin. Das haben wir aber nicht so empfunden, das sah irgendwie etwas schmucklos aus gegenüber anderen Ortschaften, die wir in letzter Zeit besucht hatten.
Zurück auf dem Boot machten wir los in Richtung Gondrexange. Wieder ganz gemütlich ohne Schleusen tuckerten wir bei schönem Wetter am Canal de la Marne au Rhin entlang auf dem es dann doch manchmal eng werden kann.

Links und rechts von einer weitläufigen Seenlandschaft umgeben, die den Kanal bei Wassermangel speist, fand Martin nach kurzer Suche einen Liegeplatz.

Nach dem Kaffeetrinken gingen Werner und Petra ein bisschen spazieren und Martin und ich fuhren das Auto zum nächsten Haltepunkt. Auf dem Rückweg am Kanal entlang fanden wir dick behangene Mirabellenbäume. Leider waren sie noch nicht ganz so süß , aber wir ernteten trotzdem eine Tasche voll für einen Kuchen und so zum Naschen.


Nach dem Abendessen erzählte Werner noch Geschichten und gab so manche Gesangseinlage von sich, bevor wir dann müde in die Kojen gingen.

Juli

10

Heute hatten wir uns ja für die Zugfahrt angemeldet. Es hatte am Vortag geheißen, dass die Dampflok fährt. Die Wagons standen schon bereit, als wir ankamen, aber leider nur mit der Diesellok.
Da war Martin schon ein bisschen enttäuscht. Er hätte so gerne die Dampfgeräusche gehört.
Wir suchten uns einen Platz in einem der hinteren Wagen, dann ging es auch schon los durch eine malerische Naturlandschaft. Nach 30 Minuten hielten wir an einem alten, authentischen Hochofen Sägewerk, das man besichtigen kann.


Zurück fuhren wir die gleiche Strecke. Das war eine schöne Abwechslung zu unseren Kanalfahrten.
Am Spätnachmittag fuhren wir das Auto zur nächsten Anlegestelle und Werner und Petra chillten unter dem Sonnenschirm an Deck.

Juli

11

Heute früh machten wir uns auf den Weg ins Bassin d‘ Albeschaux an dem Speichersee Le Stock.

Werner probierte sich heute als Steuermann und führ die Vlinder perfekt durch die Kanalkurven

Nach guten drei Stunden und einer Schleuse erreichten wir unser Ziel. Martin drehte die Vlinder gleich und wir legten Steuerbord an.

An diesem Speichersee war ein großer Campingplatz mit Strandbad. Also packten wir nachmittags die Badesachen und fuhren nach Langatte. Werner war der Einzige, der ins Wasser ging, uns war es nicht warm genug :-). Aber die Umgebung lud zum spazieren gehen und chillen auf der Liegewiese ein.
Abends waren wir wieder dort am See in einem schönen Restaurant. Der Service war sehr freundlich, das Essen reichlich und lecker, ein angenehmer Abschluss von einem tollen Tag.


An Bord wurden noch philosophiert und gekniffelt, diesmal war Martin der Gewinner.

Juli

12

Heute hatten wir eine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit auf unserer Route nach Réchicourt le Chateau.
Zuerst fuhren wir wieder über den See auf der Kanalbrücke. Schon erstaunlich was sich die Kanalerbauer von gut 150 Jahren alles einfallen ließen.

Nach einer kleinen Schleuse kamen wir zu der höchsten Wasserschleuse auf dem Rhein Marne Kanal. Der Bau der Grande Écluse von 1962 bis 1965 ermöglichte es, 6 Schleusen zu ersetzen.


Das Bauwerk beeindruckt durch seine Höhe (15,70 m) und herrliche Aussicht auf die Teiche. Weil wir etwas warten mussten, konnten Martin und Werner dem Schleusenwärter ein bisschen über die Schulter schauen und schöne Fotos machen. Der Platz ist wunderschön angelegt mit Sitzgelegenheiten zum Zuschauen.

Dann waren wir an der Reihe. Wir machten an den Schwimmpollern fest und los ging es über 15 Meter in die Tiefe. Eine kleine Schlange hatte nicht mehr rechtzeitig den Weg nach draußen gefunden und schwamm aufgeregt im Wasser hin und her.


Wir legten gleich hinter der Schleuse im Grünen an. Auf der Betonwand der Schleuse befindet sich ein gigantisches Wandbild von dem Künstler Adec, das einen riesigen Reiher zeigt und die verschiedenen Etappen dieses künstlerischen Projekts, das von VNF – Voies navigables de France ins Leben gerufen wurde. Jetzt wirkt die Wand nicht mehr so schmucklos und monströs.


Die alten Schleusen kann man auch noch auf einem Spazierweg besichtigen. Das taten Werner und Petra auch, während Martin und ich mit den Rädern das Auto holten und schon mal nach Lagarde voraus fuhren. Dort war ein kleiner Hafen einer Mietbootstation und Platz für die Vlinder.
Nachdem wir wieder zurück an Bord waren, gingen wir nach dem Abendessen noch ein bisschen an dem alten Schleusenweg spazieren.

Juli

13

Diesen Sonntag früh machten wir ohne Eile nach dem Frühstück los. Vier Schleusen und 13 km lagen vor uns. Werner und Petra nahmen vorne am Bug Platz und winkten fröhlich bei schönstem Wetter den Radfahrern und Spaziergängern zu. Nach guten 4 Stunden erreichten wir Lagarde.

Zum üblichen Kaffeetrinken gab es frischen Käsekuchen an Deck. Danach inspizierten Werner und Petra das kleine Dorf und erzählten von der schönen Kirche.


Nach unserem letzten gemeinsamen Abendessen machten wir noch eine letzte lustige Kniffelrunde und den Abend ließen wir auf dem großen Traumschiff unterwegs in Richtung Hawaii vor dem Fernseher ausklingen .
Gegen 23.00 Uhr hörten wir weiter weg ein Feuerwerk, auch in der Marina gingen ein paar Feuerwerkskörper in die Luft.

Juli

14

Petra und Werner

Juli

14

Diesen Montag ist Nationalfeiertag in Frankreich und Werner und Petra verabschiedeten sich nach einer Woche „Vlindern“. Martin fuhr sie nach dem Frühstück in die Marina von Hesse, und von da ging es für die beiden zurück in die Schweiz.


In Lagarde war ein kleiner Flohmarkt aufgebaut und die Muttis und Omas boten ihre Sachen an, die nicht mehr gebraucht wurden. Wir erstanden drei Espresso Tassen.
Dann mussten wir weiter. Vor uns fuhr die „Lost in France“, auch ein WOB Boot. Das bedeutete, dass wir vor den Schleusen warten mussten.
Ungefähr nach der Hälfte der Strecke sagte Martin, was ist denn das für ein Vogel, der da so laut schreit?. Wir schauten immer wieder mal raus, aber nach oben und in die Büsche. Das Piepsen hörte nicht auf. Dann schaute plötzlich ein kleines rotes Kätzchen, völlig durchnässt, zur Tür rein und maunzte ganz laut. Martin sagte nur…oh nee, ein blinder Passagier. Ich wickelte ihn in ein Handtuch und taufte ihn Bruno:-) . Er muss in Lagarde aufs Boot gehüpft sein, da waren einige wilde Katzen. Und nun? Erstmal schlafen und dann das Boot erobern.


Die nächste Schleuse war defekt und alle mussten warten. So kamen wir mit der Crew von der Lost in France ins Gespräch. Das waren Neuseeländer und kannten die Vorbesitzer von Martins Vlinder. Die Welt ist manchmal ein Dorf. Sie wollten leider auch keine Bordkatze.
Martin meinte, in dem Office am Anleger in Parroy sitzt eine nette Dame, die können wir fragen. Dem kleinen Bruno gefiel es derweil an Bord. Er genoss die Streicheleinheiten .
Nach dem Festmachen in dem kleinen Hafen durfte er mit an Deck .
Neugierig tapste er unter den Stühlen umher und legte sich dann wieder schlafen.
Um 18.00 Uhr kam das Mädel vom Office. Die war gleich begeistert und bot sich an, das Kätzchen mit nach Hause zu nehmen. So hatten wir für unseren blinden Passagier eine gute Lösung gefunden.