Jun

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ANNETTE

Um 4 Uhr in der früh löste ich Chris von der Wache ab und übernahm zur Sonnenaufgangsschicht bis um 6 Uhr. Es war mein erster Tagesbeginn auf See, eine absolute Premiere!

Schon ab 5 Uhr sah ich am Horizont hinter mir, dass die Dunkelheit mehr und mehr verschwand und sich die Sonne zu uns auf den Weg zu machen schien. Während um mich herum alle endlich Schlaf gefunden hatten, durfte ich ein Farbenspiel beobachten, dass den Himmel in zartes gelb, grün und hellblau tauchte. Die zarten Wölkchen am Himmel wurden dabei in ein rosa Licht versetzt, dass ich schon gar nicht mehr genau wusste wo ich zuerst hinschauen konnte. Ringsum das Wasser, kein Land in Sicht und das stete Wiegen der Wellen. Ziemlich zeitgleich hierzu sprangen rechts von mir zwei fliegende Fische weit über das Meer. Genau für solche Momente waren wir alle hier! Mehr als nur zufrieden gab ich die Wache an Markus ab, um nun ebenfalls meine Augen wieder schließen zu können.

So verlief dann unser erster richtiger Tag auf See. Jeder schlief wann er konnte um fit für die Schicht zu sein und genoss währenddessen den Blick aufs Meer. Konstant trieb uns der Wind mit 7-10 Kn voran, so dass wir um 14 Uhr, als unsere ersten 24 Stunden vorüber waren, bereits 190 sm zurückgelegt hatten. Normalerweise schien man das „Etmal“, also die Anzahl der Seemeilen innerhalb von 24 Stunden, von 12 bis 12 Uhr zu berechnen, wir zählten jedoch ab unserer Abfahrtszeit in Tahuata, also von 14 bis 14 Uhr.

Ein absolut sonniger Nachmittag suchte sein Finale in einem grandiosen Sonnenuntergang, den Chris und ich Seite an Seite auf der weichen weißen Liegematte an Steuerbord genossen.

Derart viele friedliche Momente reihten sich im Wippen der Wellen aneinander, so dass wir sehr entspannt in unsere zweite Nacht auf See gingen, welche sich ebenfalls so ruhig und konstant fortsetzte wie der Tag. Diesmal hielt ich Wache zur Mondaufgangsschicht und sah mit unglaublich viel Ehrfurcht dem halbroten Feuerball zu, der wie eine riesige im Himmel hängende Schale in Erscheinung trat, wie er begann die Nacht zu erhellen. Aber auch die See strotzte in Dunklen nur so vor Schönheit!
Das von uns verwirbelte Wasser perlte immer wieder in neonblauen Farbtönen, denn die Reibung brachte den fluoreszierenden Plankton zum Leuchten.