Jun

10

ANNETTE

Die Nacht im Atoll war sehr erholsam für uns gewesen. Jeder schien mehr als 9 Stunden Schlaf abbekommen zu haben, so dass wir fit genug waren um in unsere nächste Entdeckungsreise zu starten.

Um 8:30 Uhr liefen wir bei Sonnenschein aus Manihi aus um zur Nachbarinsel Ahe zu segeln. Glücklicherweise hatten wir genug Wind um direkt nach dem Auslaufen das Segel zu setzen und mit gemütlichen 5 bis 6 Kn Kurs auf Ahe zu halten.

Unser erstes Ziel war die Begehung eines sehr alten Waldes, der noch Baumbestand zeigen sollte, wie es ihn wohl vor der Ansiedlung der Palmen überall auf den Atollen gegeben hatte.
Da das Einlaufen in Ahe aufgrund der Strömungen erst ab 15 Uhr empfohlen wurde, wollten wir vor dem Atoll in der Nähe des Waldes ankern und mit dem Dinghy an Land gehen. Bereits von der Ferne sahen wir durch das Fernglas den dunkelgrünen Hügel des Waldes, der sich hinter dem palmengesäumten Strand erhob. Ganze Heeresscharen an Vögeln schienen über den Bäumen zu kreisen. Zuversichtlich holten wir das Segel herunter und tuckerten mit dem Motor auf den Palmenstrand zu. Doch je näher wir dem Ufer kamen, mussten wir erkennen, dass ein Anlegen mit dem Dinghy völlig ausgeschlossen war. Die ans Ufer schwappenden helltürkisen Wellen suchten sich ihren Weg über Riffe und geschlossene Steinschichten. Außerdem war der Strandabschnitt an dieser Stelle recht steil. Es tat sich einfach keine einzige sichere Anlegestelle auf, aber ene kleine Sandstelle zum Ankern!

 

Doch trauerten wir dieser Idee nicht lange nach sondern stürzten uns sofort in das frische Nass, welches uns mit atemberaubender Klarheit in einen Korallengarten einlud. Meine Vorfreude stieg rasant an als ich mit Flossen, Schwimmbrille und Schnorchel in das türkisblaue Wasser eintauchte. Unter uns eröffnete sich eine brillante Unterwasserwelt, die in mir Erinnerungen an die Korallengärten der Philippinen weckte, außer dass das Wasser hier viel leuchtender zu sein schien. Eine Weile dauerte es bis sich unsere Augen nicht mehr vom Ozeanblau ablenken ließen und sich ganz auf die zauberhafte Welt in pastellrosa, – lila und -grün einstellten. Das riesige Außenriff, von dem wir sicherlich nur einen Bruchteil gesehen hatten, zeigte sich gesund und vielfältig. Zwar schwammen nicht Scharen an Fischen an uns vorbei, doch die wenigen Größeren waren nicht so schreckhaft als anderswo. Mehr als eine Stunde ankerten wir an diesem Riff bevor wir uns zur Einfahrt ins Atoll aufmachten.

Der Wind hatte sich zum Aufbruch komplett verabschiedet, so dass wir kein Segel mehr setzen konnten. Wie ein Ausflugsdampfer tuckerten wir daher an den endlos scheinenden Sandstränden von Ahe entlang, bevor wir um 15 Uhr in das Atoll einfuhren und uns einen hübschen Ankerplatz suchten. Den Ersten, den wir wählten, mussten wir wieder verlassen, da wir zu nahe an einer Perlenzucht waren. Drei junge Männer hatten uns mit einem kleinen Motorboot aufgesucht, um uns zu bitten 100 m weiter entfernt den Anker zu setzen. Beim zweiten Versuch klappte es dann, wir waren im nächsten Atoll angekommen.

Wir entschieden uns mit dem kleinen Ausflugsboot zu einer türkis schimmernden Bucht innerhalb Ahes zu fahren. Wie wir feststellen mussten, war es gar nicht so leicht auf direktem Weg an den Strand zu kommen. Überall blockierten Riffe und Korallenbänke unsere Fahrspur, so dass wir Schlangen-Linien fahrend etwas länger brauchten. Zwar fanden wir keinen hervorragenden Schnorchel-Spot vor, doch landeten unsere Füße direkt bei Verlassen des Dinghys in weichem orange gefärbten Sand. Terracotta-Farben, wie Chris feststellte. Als ich ins Wasser abtauchte, während die Männer die Drohe über Ahe steigen ließen, sah ich auch den Grund für die Färbung. Am gesamten Boden der flachen Bucht verteilten sich kleine hübsche orange-rote Korallen.
Uns besuchte dann noch ein Octopus im seichteren Wasser und eventuell auch ein kleiner Baby-Manta, wie wir dem Schlagen der Flügel auf der Wasseroberfläche nach urteilten.

Auf dem Weg zurück zur VAVA-U saßen wir mit unserem kleinen Ausflugsboot fast auf den Korallenbänken auf, was wir Dank dem Anheben des Motors und den beiden Paddeln an Bord geschickt zu verhindern wussten.
Unser 8. Abend an Bord lief sehr entspannt an: wir hörten Musik im Cockpit, bereiteten unsere Hähnchenschenkelchen zu und genossen die Zeit. Vielleicht lag es auch am absolut perfekten Übergang in die Nacht, denn hinter der Palmenreihe, auf die wir sahen, ging in atemberaubender Schönheit die Sonne unter. Sogar ein leuchtendes Lila hatte sich mit eingemischt.