Juni

14

Um 9.00 hieß es Leinen los. Das Passagierschiff Napoleon hatte nämlich auch eine Reservierung an dem Steg angebracht und wollte am Mittag dort anlegen.
Außerdem hatten wir eine lange Strecke von über 35 km vor uns. Der Skipper meinte so ca 6 Stunden.
Da hatte er sich gründlich verschätzt. Noch waren wir auf dem Canal de Neuf-Brisach in Richtung Rhein, als uns dann die Napoleon bei strahlendem Sonnenschein mit ihren Gästen auf dem Deck begegnete. Über Funk nahm der Kapitän Kontakt mit Martin auf, dass er an einer geeigneten Stelle anhält und wir dann vorbeifahren können. Bei wenig Wasser und der Enge des Kanals ist das schon eine Meisterleistung. Mit fröhlichem Hallo und Winken von den Gästen und Hupen von Martin passierten wir das Passagierschiff.

Nach ein paar Kilometern kam eine kleinere Schleuse , dann ging es auf den Rhein. Das ist schon eine andere Dimension, wenn uns die riesigen Frachter überholen oder wenn wir mit denen in einer Schleuse anlegen. Auf den Kanälen ist die Vlinder immer der Hingucker wegen ihrer beachtlichen Länge, aber neben den Frachtschiffen wirkt sie wie ein kleiner Kahn.


Auf dem Rhein muss Martin immer die Schleusen anfunken, ob wir mit einem der großen Schiffe mit reinfahren dürfen. In der ersten großen Schleuse waren wir mit der Mondial, die Schrott geladen hatte. Bei den Größenverhältnissen ( z. Bsp. Schleuse Marckoldsheim : 180 m lang, 22,70 m breit und Hubhöhe 13,80 m) dauern die Schleusenvorgänge etwas lönger.

Oft muss man warten und die Großen fahren zuerst rein. In der zweiten waren wir dann mit der Vesper, da konnte ich nicht sehen, was die geladen hatte.


Nachdem es 14 m abwärts ging und sich die Tore öffneten, sollte es endlich ein kurzes Stück weiter wieder zurück auf den Rhône au Rhin Canal gehen. Martin funkte den Schleusenwärter an. Leider sprach er nur französisch, aber wir hörten raus, dass es Probleme gab und wir nicht vor 17.00 Uhr durchfahren könnten. Ups, schnell suchte Martin eine Stelle zum Festmachen, was auf dem Rhein gar nicht so einfach ist. Durchs Fernglas entdeckte er zwei Dalben, an denen wir zumindest noch die eineinhalb Stunden bleiben konnten. Leicht genervt gab’s erstmal Kaffee und Kuchen an Bord bei ca 35 Grad. Danach fuhren wir ein Stück weiter bis vor die Schleuse. Da konnten wir nochmal kurz festmachen, es sollte ja um 17.00 Uhr weitergehen.

Die Lichter waren immer noch auf rot. Oder doch nicht?? Sie hüpften lustig auf rot/grün, wieder zurück auf rot und gingen schließlich ganz aus. Ohje, das hieß nichts gutes. Martin versuchte, den Schleusenwärter anzufunken. Der ging gar nicht mehr ans Telefon. Ich konnte über eine Leiter und einen Steg aussteigen und machte mich auf den Weg zum Schleusenhäuschen. Martin konnte mit dem Fernglas sehen, dass jemand da war. Ein anderer Mann diskutierte schon mit dem Verantwortlichen und übersetzte mir , dass die „neuen“ Schleusentore sich nicht öffnen ließen und er auf den Elektriker wartet. Wie lange das dauert, könne er nicht sagen. Mittlerweile waren wir schon über 9 Stunden unterwegs.
So langsam stellten wir uns auf eine Nacht auf dem Rhein ein.
Ich wartete immer noch in der Schleuse, und hoffte, dass sich was tat. Der VNF Mitarbeiter telefonierte emsig mit dem Elektriker, drückte dauernd ohne Erfolg irgendwelche Knöpfe. Der nette Mann, der auch auf seinen Freund mit einem kleinen Boot wartete, lud uns sogar zum grillen ein, falls wir nichts an Bord hätten. Plötzlich ruckelte es und die Tore setzten sich in Bewegung.

Endlich konnte es weitergehen. Die Vlinder fuhr in die Schleuse und ich stieg wieder zu. Wir hatten noch keinen Liegeplatz. Da, wo Martin gedacht hatte, ging es nicht, weil es zu flach war. Schließlich kam ein Fluttor, ähnlich wie eine Schleuse, wo wir festgemacht haben. Keine ideale Lösung, aber nach 10 Stunden war uns das erstmal piepegal .
Ich fuhr mit dem kleinen Klapprad den Kanal entlang, ob es irgendwo eine geeignetere Stell gab. 200 Meter weiter schien der Kanal etwas tiefer zu sein. Gesagt getan fuhren wir noch die paar Meter und machten mitten in der Natur an zwei Bäumen fest. Puuuuh, solche Tage braucht‘s echt nicht öfter. Um 20:00 Uhr waren es immer noch über 30 Grad. Fritz und Rudi wollten noch ein bisschen laufen, bevor wir um neun endlich unser Abendessen genießen konnten und alle dann erschöpft in die Kojen gingen.