Tag 21 – Fr, 09.12.11
POS 00:00 UTC: 14 10,099N und 053 30,220W
Wind 060 3Kn, KÜG 250, FÜG 4,5Kn (unter Motor)
Etmal 97sm
By Michael
Man kann nicht Alles haben im Leben. Schlauer Spruch, trifft aber unsere Situation ganz gut. Nachdem uns das Anglerglück nach vielen Anläufen endlich hold war, haben wir die gestrige Mittgasmahlzeit so richtig genossen. Die Filets der Goldmakrele haben wir in einer schmackhaften Marinade eingelegt, gebraten und mit einem Spinatrissotto auf den Tisch gebracht. Uns fünfen hat es ausgezeichnet gemundet.
Die Kehrseite hat sich versteckt in der Positionsmeldung von 00:00 UTC. Da steht in Klammen „unter Motor“. Es ist kaum zu glauben, aber der Wind ist uns mitten auf dem Atlantik abhanden gekommen. Die Segel hingen nur noch schlaff an den Fallen und brachten keinen Vortrieb mehr in das Schiff. Konsequenterweise haben wir Genua und Groß geborgen und „tuckern“ nun mit besagten 4,5Kn in Richtung Barbados. Die Windvorhersage sagt für heute Nacht wieder östlichen Wind voraus, aber mehr als 5Kn Wind kommen da nicht heraus. Und das langt nicht, um die Segel zum stehen zu bekommen. Also müssen wir abwarten, was der heutige Tag so bringt.
By Rainer
Logbucheintrag Erdenzeit UTC 03:12
Jede Medaille hat zwei Seiten. Ich tendiere eindeutig dazu mich der positiven hinzugeben. Kein Wind und motoren heißt, dass wir mitten im Atlantik alles ausschalten können, ohne Fahrt in einer unendlichen Wasserfläche liegen und mit einem Kopfsprung vom Bugtrapez ins salzige Nass uns stürzen. Ich liebe diese Bäder. Hier habe ich keine Angst mich beim Kopfsprung zu verletzten, da der „Pool“ eine Tiefe von ca. 4000 Meter hat. Das Ganze dann auch noch mit Sonnenuntergang : Ein wenig Unterwasserfotografie der Ruderanlage und der plantschenden Crew erhöhen das Vergnügen.
Die Bugstrahlruder werden von Martin aktiviert und offerieren ein Whirlpoolgefühl beim schwimmen zwischen den beiden gigantischen Aluminiumrümpfen. Überhaupt das Schiff macht von der Wasseroberfläche gesehen einen sehr eindrucksvollen, stabilen und aerodynamischen Eindruck. Kaum ist die Sonne weg steht der fast Vollmond mit seinem Licht am Himmel. Mutter Erde ist sehr schön!
Ende Logbucheintrag Erdenzeit UTC 03:29
By Stefan
Dreizehn Schritte mache ich von Back- nach Steuerbord auf dem Achterdeck von blu:kat, wenden wieder dreizehn. Auf dem kleinen Kran hängt das Schlauboot wie ein Gemälde von Salvador Dali, erschlafft Luft los, zeitlos.
Es ist heiß heute, über dreißig Grad, wenig Wind. Wir motoren ohne Fock in den drei Stunden während die Batterien laden und die Waschmaschine läuft.
Der Himmel Wolkenlos, in der Ferne einige Kumulus wie in den Tropen üblich. Nach dem fetten Guss hat sich das Schiff mit Feuchtigkeit aufgeladen wie ein Schwamm, trocknet nun wie ein Feudel in der Sonne. Im Schatten des Großsegels finde ich Platz zu lesen, behalte das T-Shirt an. Kissen, Buch, Brille, Foto. Eine Lumix begleitet mich, ein gutes Investment die wunderbare Bilder macht. Die Crew liest, matt und zufrieden im Schatten des Achterdecks. Der Ozean, so weit, Minuten verschmelzen mit Stunden inmitten der endlos erscheinenden Zeit. Einige Delphine am Bug, zu schnell und verspielt für uns. Goldmakrelen in grüngoldenem Gewand hüpfen in der abendlichen Dünung. Ein Bad zum Schluss, wunderbar 29 Grad C ca. 400 Seemeilen vor Barbados 21:30 h UTC brummeln wir dem Wind entgegen.
By Michael
Es ist jetzt 08:30 UTC, also 05:30 lokaler Zeit. Ich stehe auf dem Steuerstand der blu:kat, wir motoren mit Kurs 250 Grad, mit Ausnahme der Generators ist es ruhig im Schiff. Recht voraus in Richtung 270 Grad geht langsam der Mond unter. Jetzt, zwei Tage vor Vollmond, leuchtet er schon fast in seiner ganzen Strahlkraft. Innerhalb kurzer Zeit verschwindet er hinter den Wolkenbänken am Horizont und beleuchtet noch für einen kurzen Moment die Szenerie aus dem Hintergrund. Dann ist es dunkel. Das kommende Schauspiel findet nun links achteraus statt. In Richtung 90 Grad sehe ich einen beleuchteten Streifen am Horizont. Wieder werden die Wolkenbänke im Hintergrund angestrahlt. Jedoch sieht es diesmal ganz anders aus, die Sonne mit ihrer Kraft zeichnet ganz andere Farben an den Horizont. Mit jeder Minute nimmt die Helligkeit zu und es sind mehr und mehr Wolken am Himmel erkennbar. Nach 1 œ Stunden erscheint die Sonne hinter einer Wolke, und ein neuer Tag beginnt.
So ein Schauspiel kannst Du nur auf dem Meer erleben. Weder im Land zwischen den Meeren noch in den Bergen am anderen Ende der Republik ist das möglich. Es fehlt die unbegrenzte Weite zum Horizont, dieser 360 Grad Rundumblick, der es Dir ermöglicht, das in Einem wahrzunehmen. Ich bin froh, dass die Besatzung noch schläft und ich mit mir allein bin auf dem Steuerstand der blu:kat. Ich bin dankbar, hier und heute (auf 13° 51N und 54° 16W) sein zu dürfen. Das ist einer der Momente, für die es sich gelohnt hat, diese Reise zu machen.
POS 12:00 UTC: 13 48,723N und 054 24,018W
Wind 115 7Kn, KÜG 260, FÜG 4,5Kn (Maschine)
Etmal 105sm
… und hier in Zürich ist es kalt und regnet. Geniesst Eure Zeit !
Michael, um dieses sensationelle Erlebnis beneide ich Euch aber richtig. Wie geil ist das denn? Beim Lesen hab ich eine Gänsehaut bekommen…
Wünsch Euch wieder viel Wind, Spatz, freu mich auf Deine Stimme!!!