Heute nach dem Frühstück verabschiedeten sich Andrea und Richard und fuhren wieder nach Hause. Martin und ich brachten das Auto zum nächsten Liegeplatz und entdeckten beim Zurückfahren noch einen kleinen Hofladen. Dort kauften wir leckeren, sehr milden Ziegenkäse in den Geschmacksrichtungen Chili, Bruschetta und Kräuter, den gab’s dann auch gleich zum Abendessen. Wir beschlossen, nichts mehr zu unternehmen außer diem Stille hier am Liegeplatz zu genießen.
Heute hatten wir auch einiges vor uns . Der Schräglift, zwei Tunnels und 4 Schleusen. Nach unserem, wie üblich leckeren Frühstück ging es los.
Die erste Schleuse war gleich am Dorfende. Dann fuhren wir gemütlich durch die schöne Gegend. Irgendwann trennte sich der Kanal und der Schräglift war nicht mehr weit. Einige Boote lagen an der Kaimauer, aber in entgegengesetzte Richtung. Wir machten auch kurz fest, da die Ampel auf rot war. Martin stieg aus und fragte beim Lift-Häuschen nach. Sie warteten noch auf ein Passagierschiff, danach wären wir dran. Das Passagierschiff fuhr nach oben und zwei Mietboote kamen von oben runter. Schon Wahnsinn, diese Technik. Endlich durften wir reinfahren, schnell festmachen und dann einfach nur noch staunen. Das Schiffshebewerk von Arzviller ist einzigartig in Europa.
Es ersetzt 17 herkömmliche Schleusen und sorgt damit für eine erhebliche Zeitersparnis. Es besteht die Möglichkeit einer ausführlichen Besichtigung, einer Führung oder einer Rundfahrt mit einem Schiff. Das am 27. Januar 1969 in Betrieb genommene Schiffshebewerk hat Saint-Louis und Arzviller über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Das Bauwerk ersetzt 17 Schleusen, die über eine Strecke von 4 km verteilt waren, Dadurch ergibt sich eine enorme Zeitersparnis für die Binnenschifffahrt. Früher mußte man für die Strecke einen ganzen Tag einplanen. Die Wanne (41,50 m x 5,50 m) bewegt sich auf Schienen, auf einer Schräge mit einem Gefälle von 41 % bei einem Höhenunterschied von 44,55 Meter – und das Ganze fast ohne Energie! Das Bauwerk wird geräuschlos mit Wasser und zwei Gegengewichten betrieben und nur anfangs mit einem Motor „angeschubst“.
Dieser Schrägaufzug verkürzt die Schifffahrt zwischen Strasbourg und Paris um einen ganzen Tag. Die ganze Fahrzeit dauerte keine ca 5 Minuten. Oben wurden wir freudig von deutschen Zuschauern begrüßt, die sich über unsere bayr. Flagge freuten. Nach unten war mehr los. In der Warteschlange standen bestimmt 10 Boote. Der neue Kanal wirkt gegen den alten richtig steril. Vielleicht muss er auch erst über 100 Jahre alt werden. Kurz nach dem Lift kam schon das nächste Highlight . Ein 2,5 Kilometer langer beleuchteter Tunnel. Das funktioniert über ein Ampelsystem. In unsere Richtung war erst mal rot, also kurz in der Erkennungs-Zone festmachen und warten. Zwei kleinere Boote kamen raus und schon durften wir, nachdem die Ampel auf grün schaltete, losfahren. Auf der Seite sah man noch die Schienen, mit denen früher die Boote da durchgezogen wurden. Wenigstens sahen wir schonmal das Licht am Ende des Tunnels. Es war richtig schön kühl im Berg drin.
Kurz nach dem ersten Tunnel kam noch ein weiterer mit knapp 500 Meter.
Gleich danach haben wir unsere Anlegestelle erreicht. Schön ruhig an einem kleinen Hafen am Waldrand. Außer uns lag da nur ein alter verlassener Kahn. Wir bauten schnell unseren Pavillion als Schattenspender auf. Martin und Richard fuhren die Strecke am alten Kanal mit den Rädern zurück um die Autos zu holen. Richard war auch begeistert von dem schön angelegten Radweg. Andrea machte ein bisschen Siesta und ich ging derweil in Richtung Reiterhof spazieren . Selbst die Pferde drängten sich alle in den Schatten bei diesen Temperaturen.
Gegen Abend auf Deck, wir waren gerade mit dem Abendessen fertig, schlug plötzlich das Wetter um. Wie aus dem nichts stürmten heftige Windboen übers Deck, das wir Mühe hatten, den Pavillion abzubauen. Gespannt warteten wir oben im Steuerstand auf das Gewitter, dass sich so schnell, wie es kam auch wieder verzog. Ein paar Blitze, ein bisschen Donnergrollen und 5 Tropfen Regen, vorbei war der ganze Spuk. Aber es hat zumindest etwas abgekühlt. Dann kniffelten wir noch zwei Runden , die jeweils an unsere Gäste Richard und Andrea gingen, bevor wir schlafen gingen.
Rekordhitze….wir haben hier auch mindestens 35 Grad wie ihr daheim . Andrea und Richard wollten mit dem Auto die Gegend erkunden. . Martin wollte sich den nächsten Liegeplatz und den Schräglift anschauen. Aber zuerst fuhren wir mit unseren Rädern an dem alten, stillgelegten Kanal mit den 17 Schleusen und den dazugehörigen Schleusenwärterhäuschen.
Am Haus Nr 17 kletterten Ziegen und genossen die Sonne in ihrem Revier. Optimales Gelände für sie. Man kann hier echt bestätigen, dass sich die Natur alles zurück holt. Eingewachsene Schleusentore, der leere Kanal total mit Unkraut überwuchert, verwilderte Brücken, aber auch schöne und liebevoll hergerichtete Grundstücke.
Am Radweg waren viele Tafeln aufgestellt, damit man sich ein Bild von dem damaligen Leben als Schleusenwärter oder Schiffer machen kann. Da wurde Zusammenhalt noch groß geschrieben.
Am Ende des La Vallèe des eclusiers fuhren wir zum Anlegeplatz, der von Martin als gut befunden wurde. Am Schräglift oben waren lauter Zäune , so dass wir umkehren mussten, dann aber doch noch einen Aussichtspunkt fanden.
Zurück auf dem Boot fuhren wir mit dem Auto zur Lutzelbourg hoch, die dem Ort, wo wir festgemacht haben, seinen Namen gegeben hat. Da geht auch ein anspruchsvoller Wanderweg hoch, aber bei 35 Grad haben wir nicht lange überlegt und das Auto genommen. Eine sehr imposante Burgruine mit einem fantastischen Ausblick auf den Kanal. Wenn diese Mauern erzählen könnten. Sie ist eine der bedeutendsten stauferzeitlichen Burgruinen im früher lothringischen Teil der Vogesen.
Und weil wir noch nicht genug Kultur hatten für den Tag, wollten wir noch die Felsenhäuser von Graufthal besichtigen. Nach ca 20 Minuten Autofahrt erreichten wir Graufthal. Wenn das nicht so gut beschrieben wäre, wären wir glatt vorbeigefahren. Kleine Fensterchen in einer blauen Wand zeigten uns dann doch den Weg zu diesen versteckten Schätzen. Der erste Anblick dieser faszinierenden Häuser ist atemberaubend. Die Häuser sind direkt in den Felsen gehauen und verschmelzen so mit der Natur. In den liebevoll restaurierten Häuschen war es bei den Temperaturen schön kühl.
Die rustikale Einrichtung spiegelte das traditionelle Elsass. Von den blumengeschmückten Fenstern hatte man einen tollen Ausblick auf die Kirche und in das grüne Tal. Nach dem interessanten Einblick in das einfache Leben der Felsenhausbewohner machten wir uns auf dem Rückweg.
Richard und Andrea waren schon an Bord. Sie besichtigten auch die Burg und den Schräglift. Begeistert erzählten sie von der Führung im Maschinenraum und von der eigentlichen einfachen Technik des Liftes. Super, wir werden ja morgen selber damit fahren und waren schon ganz gespannt.
Hier in Lutzelbourg am Liegeplatz ist eine schöne Holzbank mit Tisch unter schattigen Bäumen. Hier baute Martin den Grill auf. Andrea und Richard hatten Grillfleisch besorgt. Ich machte noch schnell einen Kartoffelsalat und eine Kräuterbutter . Teller, Besteck und Soßen waren schnell rausgebracht und so konnten wir unser Abendessen draußen direkt vom heißen Grill genießen. Nach einer Partie Wizard und Kniffel sind wir geflasht von den vielen Erlebnissen des Tages in die Kojen gefallen.
Am Montagvormittag hieß es au revoir aus dem schönen Städtchen Saverne. Es ging zunächst noch vorbei am Yachthafen, dem gegenüber dem großen Schloss Rohan liegt.
Dann kam schon die erste Schleuse, die noch direkt in der Stadt liegt und in der es über fünf Meter hoch geht. Nachdem wir diese passiert hatten, ging es weiter auf der schönen Strecke entlang am Rhein Marne Kanal in Richtung Lutzelbourg. Andrea und Richard hatten vorne am Bug Platz genommen und genossen ihre erste Hausbootfahrt.
Ein Schild zeigte uns an, dass wir das Elsass verlassen und ab jetzt in Lothringen unterwegs sind. Am Nachmittag, pünktlich zum Kaffeetrinken, erreichten wir Lutzelburg.
Ein schöner Platz mitten im Ort mit Tischen und Bänken im Schatten, die wir gleich für einen Kniffel nutzen. Martin brauchte eine kurze Pause, aber Andrea, Richard und ich ließen die Würfel rollen. Irgendwie liegt mir dieses Spiel nicht 🙂 – hab leider zweimal verloren.
Danach fuhren Richard und Martin mit den E-bikes nach Saverne zurück und holten die Autos.
Abends gab’s eine Brotzeit an Deck, bei der Hitze verzichteten wir aufs Kochen. Andrea und Richard waren neugierig auf Wizard und wir konnten endlich wieder mal unser Lieblingskartenspiel spielen. Nach einer kurzen Einweisung durch den Skipper starteten wir. Lustig war es, aber Martin hat uns alle abgezockt. Damit der Frust nicht allzu groß war haben wir noch eine Runde gekniffelt, da hat dann wie nachmittags Richard gewonnen.
Zum Schluss haben wir noch kurz den nächsten Tag besprochen und sind müde ins Bett gegangen.
Sonntag war in der ganzen Innenstadt ein Flohmarkt aufgebaut. Eineinhalb Stunden bummelten wir durch die Kuriositäten und schüttelten bei so manchem Stand den Kopf mit der Frage ….wer kauft sowas? Aber es war total interessant, weil es kein Chinesenmarkt war, sondern ein richtiger Flohmarkt. Zurück auf dem Boot warteten wir auf unsere Gäste.
Die Anreise aus der Pfalz dauerte nicht so lange und nach einem kurzen Anruf holte ich die beiden vom Parkplatz ab.
Bei Eiskaffee, Kuchen und Häppchen wurden gemeinsame Segeltörn Erinnerungen und Taucherlebnisse mit Martin ausgetauscht.
Abends gingen wir ins Hafenrestaurant zum Flammkuchen essen.
Unter den Bäumen war es total angenehm. Im Moment ist es ja ziemlich heiß, wir haben um die 35 Grad.
An Bord saßen wir noch ein bisschen an Deck und haben beim Sonnenuntergang noch ein bissel geratscht, bevor wir alle müde ins Bett gingen.
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