Heute am Morgen fuhren Christine und Klaus mit dem Boot vorbei. Sie wollen zurück nach Saarbrücken und das Boot dann von dort mit dem Trailer nach Mainz holen. Martin machte das Boot noch winterfest, und nachdem das Auto vollbepackt war, ging es mittags ab nach Hause.
Liebe Blogleser, das heißt auch, unsere Saison ist zu Ende und der Blog macht jetzt öfter Pause. Ich hoffe, euch haben unsere spannenden Abenteuer mit der VLINDER gefallen und ihr seid nächstes Jahr vielleicht auch mal selber dabei. Kommt mit an Bord und erlebt unvergessliche Momente aus einer ganz anderen Perspektive.
Martin macht demnächst den Plan für die neue Saison fertig und stellt ihn alsbald online. Wenn ihr Fragen habt, zögert nicht und meldet euch.
Wir würden uns freuen, euch auf der VLINDER 2026 willkommen zu heißen.
Habt alle einen schönen Herbst und eine schöne Weihnachtszeit.
Ab Januar gibt’s dann wieder den Blog mit Südsee Abenteuern aus French Polynesien.
Herbstliche Grüße und auf bald Eure Sylvia und natürlich Flusskapitän Martin
Gleich am Vormittag verzog sich Martin in den Motorraum um die Maschinen schon langsam auf den Winter vorzubereiten. Ich flickte ein paar Sachen.
Nachmittag beschlossen wir, nochmal zum Lift zu fahren um eventuell vor Ort konkrete Informationen zu bekommen. Klaus und Christine vom Nachbarboot fuhren auch mit. Hier stellte sich raus, dass auch die Elektronik betroffen war. Die Aussicht war frustrierend.
Dann haben wir wenigstens noch das Museumsschiff auf dem Gelände angesehen.
Dann fuhren wir zu Kuhnle Tours, eine kleine Marina mit Vermietbooten. Martin fragte dort nach einem Winterplatz. Und wir hatten echt Glück, die hatten für die Größe von der Vlinder noch einen Platz. Dann ging alles ganz schnell. Wieder auf dem Boot zurück, legten wir gleich ab und fuhren die kurze Strecke zur Marina zurück. Nach dem Anlegen holte Martin das Auto mit dem Radl und er fing schon langsam an, das Auto mit all den Sachen einzuräumen, die wir nicht mehr brauchten. Ich habe im Schiff angefangen, alles zu packen. Da kommt ja doch einiges zusammen.
Dieses Wochennede sah es draußen noch nicht besser aus. Jeder gruschtelte irgendwas an Bord rum, damit die Zeit verging. Samstagabend waren Klaus und Christine bei uns an Bord auf ein Gläschen Wein. Sonntag schauten wir ausnahmsweise mal schon mittags fernsehen, weil uns da Andrea, eine fleißige Blogleserin und frühere Mitseglerin von Martin, drauf aufmerksam gemacht hat dass der Fernsehgarten live aus dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte gesendet wird. Da waren wir doch vor kurzem. Die Mechaniker der Locaboat Vermietstation machten uns derweil keine Hoffnung, die meinten sogar, der Lift macht heuer gar nicht mehr auf.
Heute Morgen hatten wir nochmal ein ausgiebiges Frühstück, bevor sich Thomas und Heike verabschiedeten und nach Colmar weitergefahren sind. Schade, dass das mit dem Tunnel und dem Schräglift nicht geklappt hat, aber die beiden waren dafür viel mit den Rädern unterwegs. Wir mussten nochmal einkaufen und haben Klaus und Christine gefragt, ob sie mitfahren möchten. Sie haben das Angebot dankend angenommen. Vollbepackt, wir wissen ja nicht, wie lange wir noch festsitzen, fuhren wir zu den Booten zurück. Das Wetter ließ auch zu wünschen übrig. Es fegte ein Sturm übers Boot. Gut, dass wir eine Heizung an Bord haben.
Eigentlich wollten wir heute durch die Tunnels und den Schräglift weiterfahren nach Lutzelbourg.
Wenn es schon nicht mit dem Boot weitergeht, setzten wir uns halt auf die Räder und fuhren direkt zum Schräglift. Martin und Thomas wollten genau wissen, was dort die Ursache ist.
Wir sind wieder den alten wunderschönen Schleusenweg gefahren. Es war noch ganz schön kalt in der Früh. Zuerst haben wir an der Glasbläserei angehalten und konnten dort den Glasbläsern zuschauen.
Dann ging es den hoch zum Lift. Die Dame vom Souvenirshop erklärte uns alles. Heike und ich setzten uns ein bisschen in die Sonne und die beiden Männer verschwanden in den Zuschauerbereich, durch den man von oben den Technikern zuschauen könnte, wenn welche da gewesen wären. Ein neuer Motor war eingebaut und es lagen einige Kabel rum. Ein Mitarbeiter erklärte uns noch, dass es seit 1969 keine gravierenden Störungen gab, aber auch er konnte uns keine genaue Auskunft geben. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Thomas und Heike fuhren mit ihren E-bikes weiter nach Lutzelbourg und Martin und ich wollten eigentlich aufs Boot zurück. Nach einigen falschen Ansagen von Martins Navi Trulla und matschigen Feldwegen haben wir doch zur Vlinder gefunden.
Weil hier wenig Zivilisation in der Nähe war, beschlossen wir abends selber Spaghetti alio oglio zu kochen. Dazu gabs einen gemischten Salat.
Nach dem Essen gabs keine Spielerunde, sondern einfach einen gemütlichen Ratschabend mit Bier und Knabbersachen. Es wurden viele Segelerlebnisse ausgetauscht bis die Kojen riefen.
Mittwoch früh legten wir in Xuoanxange ab in Richtung Niderviller.
Heike war sehr tapfer und setzte sich trotz Kälte gut eingepackt vor an den Bug. Thomas steuerte derweil die Vlinder. Auf der Strecke sahen wir ein riesiges noch leuchtendes Sonnenblumenfeld. Alle anderen Felder waren schon total verblüht. Am späten Nachmittag erreichten wir unser Ziel vor den Tunneln von Arzviller.
Thomas wendete unter Martins Anleitung das Boot, das wir Steuerbord anlegen konnten.
Auf der anderen Seite lagen schon einige von den Vermietbooten und warteten auf die Durchfahrt. Die Schranken waren unten, das heißt nichts Gutes. Hier lag auch das kleine Segelboot, dem wir schon auf unserer letzten Etappe immer wieder begegnet sind. Er nahm uns die Leinen ab und überraschte uns mit der Ansage, dass der Tunnel schon seit 19. September gesperrt ist. Sie warten schon seit zwei Tagen und es tut sich nichts.
Auweia, das sind ja keine guten Aussichten. Sie hätten auch schon fast alle Vorräte aufgebraucht. Ich habe ihr angeboten, wenn wir unser Auto holen, können wir noch im Supermarkt halten und einkaufen. Dann ging es zu viert am Kanal entlang zurück nach Xouaxange zu den Autos. Wir hielten noch kurz an dem Bauernhof, bei dem es Ziegenkäse zu kaufen gibt. Der Laden war leider zu. Thomas und Heike fuhren direkt zum Boot zurück und Martin und ich gingen noch für uns und die Nachbarn einkaufen. Die waren total froh, als wir ihnen die Sachen aufs Boot brachten. Heike und Thomas schwangen sich nach dem Kaffee nochmal auf die Räder und machten noch eine Radtour über den alten Schleusenweg und zur Glasbläserei. Ich bereitete so langsam das Abendessen vor, Hühnchen Curry Cocos mit Reis.
Martin rief unterdessen an der Schrägliftstation an und fragte nach. Die Situation ist genau, wie Klaus gesagt hat. Die wissen noch nicht, wann der Lift wieder in Betrieb genommen werden kann.
Beim Abendessen planten wir den nächsten Tag, danach wurden Heike und Thomas ins Wizardspiel eingeweiht.
Am Dienstag in der Früh waren wir noch kurz einkaufen, da sich mittags neue Gäste für die letzte Etappe angemeldet haben. Ich habe die Gästekabine noch hergerichtet und einen Kuchen gebacken. Am frühen Nachmittag klopfte es. Thomas und Heike kamen gerade richtig zum Kaffee und Kuchen. Sie waren die Woche vorher in Straßburg. Thomas ist auch leidenschaftlicher Segler, da kann die nächsten Tage genügend Seemannsgarn gesponnen werden.
Nachdem die beiden sich in der Kabine eingerichtet hatten, fuhren wir nach Sarrebourg. Leider war das Chagall Museum geschlossen, man konnte es nur von außen ohne Farbe sehen. Martin und ich waren im Frühjahr schon dort. Dann spazierten wir durch die Stadt und liefen langsam zu einer Pizzeria, die wir uns zum Abendessen ausgesucht hatten. In der Nonna Maria waren die Tische sehr schön eingedeckt und die Bedienung war freundlich und auf Zack. Innerhalb einer Stunde hatten wir lecker gegessen und waren auf dem Weg quer durch die Stadt zurück zum Auto.
Heike und Thomas waren von der Anreise und dem Laufen etwas müde und gingen bald in die Koje. Martin genoss noch ein Erfolgserlebnis, indem er mich beim Backgammon dreimal hintereinander abzockte. Ich drehte den Spieß mal um und sagte, dass ich ihn hab gewinnen lassen. Da mussten wir beide lachen.
Gegen Mittag machten wir los nach Xuoaxange. Die Strecke hatte keine Schleuse und dauerte nur 2 Stunden. Am Schwimmsteg machte uns ein Mietboot Platz, so dass wir gut anlegen konnten. Das Wetter war nicht ganz so toll um im Wasser zu panschen, aber das Boot brauchte dringend eine Außenreinigung. Ich schrubbte und Martin spritze mit dem Schlauch alles sauber. Nach zwei Stunden glänzte die Vlinder wieder.
Trotz Sonntag machten wir uns gleich um halb neun auf die Strecke. 13 Schleusen und ca 22 Kilometer lagen auf dem Saarkanal vor uns. Aber wir hatten nach Frühnebel Sonne und blauen Himmel. Hier merkt man die Vermietbootstationen in der Nähe. Naja, die einen können halt fahren und andere wiederum nicht. Uns sind heut einige der zweiten Kategorie begegnet. Nur, die bedenken nicht, dass sie mit ihren Plastikbooten im Falle eines Falle den Kürzeren ziehen. Am schlimmsten sind die, die uns noch mit einer Flasche Bier in der Hand zu prosten.
Am späten Nachmittag erreichten wir Gondrexange, ein kleiner Ort mit einem langen Liegeplatz. Den kannten wir schon vom Frühjahr. Nach dem Kaffeetrinken fuhren wir mit den Rädern die Strecke am Kanal zurück. Ein unbewohntes Schleusenhaus haben wir uns mal näher angeschaut. Bis auf den Stall, der schon langsam verfällt, war alles abgesperrt.
Kurz vorm Ziel machten wir noch Halt bei einem Pony, zwei Ziegen und einem Esel. Ein paar Streicheleinheiten mussten schon sein. Irgendwie ist einer der kleinen Böcke aus dem Zaun geschlüpft und hat sich die Äpfel, die draußen lagen, schmecken lassen. Er wird schon irgendwie wieder zurück finden.
Martin wollte das Auto gleich vor fahren an den Ort, den keiner aussprechen kann und doch in Frankreich liegt, Xuoaxange. Die Strecke sind wir schon gefahren und die eifrigen Blogleser können sich vielleicht noch an den Namen erinnern. Es dämmerte schon, als wir ins schöne warme Boot zurück kamen. Den langen anstrengenden Tag ließen wir dann mit dem neuen Tatort Kammerflimmern ausklingen.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit den Rädern los zurück zum Auto. Da macht das Radeln gleich viel mehr Spaß, wenn es trocken ist und die Sonne vom Himmel blinzelt . Martin hat noch eine Mühle entdeckt, die auf dem Rückweg lag und die er anschauen wollte. Als wir ankamen , hörten wir schon das Mühlrad, das sich durch die Wassermassen schaufelte. Leider war auch in dieser Mühle kein Mensch zu sehen, obwohl alle Lichter an waren und alle Maschinen liefen. So hatte der Skipper auch hier keine Gelegenheit, sich alles von innen anzuschauen.
Zurück auf dem Boot hing ich die Wäsche auf dem Deck auf, als plötzlich ein Nymphensittich neben dem Boot landete und lauthals schrie. Als Martin sich näherte, flog er laut schimpfend davon. Der ist bestimmt irgendwo entflogen.
Gegen Abend wurde es gleich wieder frisch, deswegen gab es eine leckere wärmende Kürbissuppe . Den Abend ließen wir ganz chillig mit dem „Eberhofer-Sauerkrautkoma“ ausklingen.
Dick eingepackt spazierten wir früh in den Ort Sarralbe, in dessen Ortsmitte die gotische Kirche St. Martin steht, auch bekannt als die Kathedrale des Saarlandes. Die Kirche ist komplett gebaut aus rosaem Sandstein der Vogesen mit zwei siebzig Meter hohen Türmen. Innen konnten wir sie nicht besichtigen, da ein Beerdigungsgottesdienst stattgefunden hat. Daneben steht der Turm von Alba , der erste Name von Sarralbe, der schon in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts erwähnt wurde.
Überall im Ort waren Skulpturen mit verschiedenen Figuren, z. Bsp. ein Flötenspieler oder ein Elf am Brunnen.
Dann haben wir ein Schild zu einer Mühle gesehen. Die Le Moulin Dubach oder die Stadtmihl. Die konnte man nur von außen besichtigen.
Heimwärts nahmen wir uns noch Croissants und ein Baguette vom Bäcker zum Frühstück mit.
Es hat aufgehört zu regnen, na immerhin. Aber es ist halt schon Herbst. Bei grauem Himmel fuhren wir nach dem Frühstück los Richtung Mittersheim. Die Strecke war ziemlich mit Schilf bewachsen, dadurch schien der Kanal ziemlich schmal. Zwischendurch ging der Kanal als Brücke über den Fluss Albe und ganz versteckt entdeckte man ab und zu alte kleine Bunker aus dem 2. Weltkrieg, Zeitzeugen von den schrecklichen Kriegen hier.
Durch sieben Schleusen aufwärts ging es heute. An jeder Schleuse stehen noch die alten Schleusenwärterhäuschen, Zeichen von langer schwerer Handarbeit, als die Schleusenwärter noch die großen Tore per Hand aufkurbeln mussten. Manche sind verlassen und verwahrlosen so vor sich hin und manche sind bewohnt und ganz liebevoll hergerichtet.
Wir kamen ziemlich spät in Mittersheim an, deswegen holten wir die Räder nicht mehr . Martin wollte eh einen Tag länger hier bleiben. Ein ganz netter Anleger für kleinere Boote und ein langer Pier für große Schiffe.
Heute Morgen um 8.00 Uhr ging es weiter. Knapp 25 km und 8 Schleusen lagen auf dem Weg nach Sarralbe. Zwar alles grau in grau, aber es regnete nicht mehr. Wir fuhren ganz nah an der Majesty of the Sea vorbei. Wahnsinn, diese Arbeit, alles im Eigenbau und nun vergammelt es im Hafen von Sarreguimines.
Die zweite Schleuse funktionierte schon mal wieder nicht. Martin versuchte die Tore zu rütteln, half aber nichts. Er musste die VNF (Voies navigables de France = ist die staatliche Wasserstraßenverwaltung in Frankreich) anrufen, doch vorher probierte er die Methode vom letzten Jahr – einfach mal an den Toren wackeln half aber diesmal nicht.
Nach der vierten Schleuse stand britschbreit ein LeBoat Boot vor den Schleusentoren. Der musste dann nach unserm langen Signalton ein bisschen rangieren, damit wir überhaupt rausfahren konnten…tztz.
Ein bisschen später folgte uns ein Boot, wollte überholen, das ging aber in dem schmalen Abschnitt nicht. Nach sieben Stunden erreichten wir die lange Pier von Sarralbe.
Jetzt mussten wir uns entscheiden, heute das Auto zu holen oder morgen früh. Wir warteten einen trockenen Moment ab und fuhren doch noch los. Es dauerte natürlich nicht lange und es fing wieder an zu nieseln. Eineinhalb Stunden später erreichten wir endlich durchgefroren das Auto. Auf dem Heimweg erledigten wir noch einen Einkauf, bevor wir ins kuschelig warme Boot zurück kamen.
Es regnete immer noch, also fuhren wir mit dem Auto in die Saarland Therme. Ein paar Stunden entspannen im warmen Wasser, das war eine schöne Abwechslung. Auf dem Heimweg haben wir uns die Majesty of the Seas angeschaut. Die Geschichte dazu: Der gelernte Elektriker und frühere Bergmann François Zanella (* 1949, † 2015), dessen Hobby bereits in seiner Jugend der Schiffsmodellbau war, hat das Schiff nach Originalplänen im Maßstab 1:8 in fast alleiniger Arbeit in elf Jahren Bauzeit, rund 30.000 Arbeitsstunden und Eigenkosten von 500.000 Euro in seinem Garten geschaffen. Dann wurde das Schiff mit einem Schwertransporter 2005 in den Hafen von Sarreguimines gebracht und zu Wasser gelassen. Das muss ein riesiges Spektakel gewesen sein. Das könnt ihr, wenn es euch interessiert, im Internet nachlesen.
Auf seinem Schiff legte der Rentner über 10.000 Kilometer zurück. Leider ist 2015 verstorben und bis heute liegt das Boot in Sarreguemines und ist in keinem guten Zustand. So schade. Am Mittwoch beschloss Martin aufgrund des Dauerregens, noch einen Tag zu bleiben . Er machte einige Servicearbeiten und checks im Motorraum und verlegte ein neues Kabel damit jetzt dann auch die Lichtmaschine unsere Bordbatterien mitladen kann.
Keine Aussicht auf besseres Wetter, also machten wir im strömenden Regen am Vormittag Leinen los Richtung Sarreguemines. Gottseidank haben wir die Strecke schon bei Sonnenschein mit den Rädern gemacht. Heute waren wir immer nur kurz bei den drei Schleusen draußen, die auf der Strecke lagen. Witzig ist, dass jetzt einige Kanäle wegen Hochwasser gesperrt sind.
Nach der letzten Schleuse sahen wir schon den Schwimmsteg, an dem wir anlegen wollten. In mein Regencape eingehüllt, stand ich draußen am Bug.
Mit dem Headset verbunden sagte ich zu Martin, da stehen Leute am Steg, vielleicht kann mir der mit der roten Jacke die Leine abnehmen. Martin „Wer?“ Na die Leute, die da stehen. Plötzlich schallendes Gelächter aus dem Steuerhaus. Das waren keine Leute, sondern ein Rettungsring und ein kleiner blauer Stromkasten. Vielleicht sollte ich langsam mal die Brille aufsetzen. Das ist natürlich jetzt unser Running Gag.
Apropos Festmachen, da fällt mir gerade noch eine lustige Geschichte ein. Als wir in Pompey am Schwimmsteg anlegen wollten, stand ein älterer Mann vom Nachbarboot schon bereit, die Leinen entgegenzunehmen, aber er bewegte sich nicht als wir näher kamen. Da sagte ich zu Martin ins Headset „ Nimmt er sie jetzt oder nicht?“ Ich dachte , er versteht mich nicht. Dann sagte der Mann, ein Schweizer, ganz trocken….“ er nimmt sie“. Peinlich, aber das sind die lustigen Geschichten vom Leben auf dem Boot. Das Wetter war immer noch so grausig, dass Martin beschloss, mit der S-Bahn zurück nach Saarbrücken zu fahren, um das Auto zu holen.
Dienstag Nacht war es ganz schön stürmisch, aber es regnet zum Glück nicht. Ich hab in der Früh noch passend zum kommenden Herbst einen Zwetschgendatschi gebacken und Martin hat das Brett nochmal lackiert.
Gegen elf machten wir los in Richtung Saarbrücken, dh. ca. 3 Stunden und eine Schleuse. So langsam verschwindet die grüne Landschaft und wir passierten einige größere Industrieanlagen. Vor der einzigen Schleuse mussten wir kurz festmachen, obwohl das Wasser draußen war. Naja, die Schleusenwärter machen wahrscheinlich Kaffeepause. Dann schaltete die Ampel endlich auf grün und wir durften reinfahren. Die Schleuse war geteilt in zwei Kammern, damit für die kleineren Boote nicht immer das ganze Wasser rausgelassen werden muss, was sehr sinnvoll ist. Danach sahen wir schon von weitem die ersten Stadtteile von Saarbrücken. Die Universitätsstadt entstand im Jahr 1909 aus dem Zusammenschluss der drei bis dahin selbständigen Städte Saarbrücken , St. Johann an der Saar und Malstatt-Burbach. Sie ist die einzige deutsche Landeshauptstadt mit direkter Grenzlage. Martin fand schnell einen Anlegeplatz, musste aber drehen, damit wir steuerbord festmachen konnten.
Der Platz ist mitten in der Stadt an einem schönen Park gelegen und kurzem Fußweg in die Stadt. Weniger schön ist die Stadtautobahn auf der gegenüberliegenden Seite. Aber nachts war so gut wie kein Verkehr und die Rushhour haben wir schon gar nicht mehr gehört. Martin wartet immer noch auf Nachricht von der Autowerkstatt, damit er endlich sein Auto wieder holen kann. Erst dann geht es weiter.
Am Mittwoch waren wir gute 2 Stunden an der Saar entlang spazieren. Am Stadthafen vorbei über eine Brücke auf die andere Seite. Die Betonwände sind nahezu alle voll mit Graffitis und wo noch Platz ist, stehen schon Namen drin, wer sich dort verewigen darf.
Am späten Nachmittag hat Martin doch Bescheid vom Autohaus bekommen, dass sein Auto fertig ist. Aber für diesen Tag war es echt zu spät. Abends sind wir noch auf ein Eis in der Stadt gewesen.
Am Donnerstag wollte Martin schon zeitig los, um sein Auto in Trier zu holen. Es fuhr alle halbe Stunde ein Zug, also alles easy. Ich wollte mich heute mal lang aufgeschobenen Nähprojekren widmen. Eine WOB Flagge für Tinka und eine Abdeckung für unsere Kabinenluke. Die MS Steilvoll machte derweil vor uns fest.
Martin war mittags wieder daheim auf dem Boot. Jim und Jehan kamen auf einen kleinen Plausch vorbei. Beim Kaffee trinken rief plötzlich eine Stimme „ Hallo , ist der Martin auch da?“ Das war eine Surfschülerin, die vor 27 Jahren bei Martin in seiner Wassersportstation auf Kreta war. Sie hat auf FB gesehen, dass wir in Saarbrücken sind. Witzig ist, sie leben auch auf einem Hausboot hier im Hafen. Das haben wir sogar gestern beim spazieren gehen gesehen. Die Welt ist manchmal echt ein Dorf. Abends spielten wir Federball und liefen nochmal durch die nette Altstadt.
Freitag war wieder ein wunderschöner Herbsttag mit 30 Grad. Wir beschlossen, mit den Rädern nach Saareguimes zu fahren. Das wird unser nächster Stop und liegt wieder in Frankreich. Die 20 km am Fluss entlang waren wunderschön und bei den Temperaturen waren gefühlt alle Leute von Saarbrücken unterwegs. Die ganzen Betonwände entlang am Wasser waren wieder voll mit Graffitis. Manches ist Kunst aber vieles ist einfach nur Schmiererei Wir kehrten in „der wilden Ente“ ein und sahen eigentlich nur Gänse.
Abends revanchierten wir uns bei Jim und Jehan mit einer Einladung. Wir konnten noch bis 20.00 Uhr mit einem Gläschen Wein und Snacks draußen sitzen bleiben.
Samstags war nochmal ein sonniger Tag mit knapp 30 Grad angesagt. Deswegen bekam Martin erstmal einen neuen Haarschnitt verpasst. Der Steuerstand wurde kurzerhand zum Friseursalon umgebaut. Mit neuer Frisur ging es dann in die Stadt.
Die Lokale rund um den Marktplatz waren schon mittags voll. Markthändler boten ihr buntes Gemüse an. Wir suchten uns einen Platz in einem Eiscafé und ließen uns leckere Eisbecher schmecken . Dann spazierten wir über die Brücke zur Schlosskirche und auf den Schlossplatz. Das Schloss Saarbrücken ist ein barockes Schloss in der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken. Es befindet sich im Stadtteil Alt-Saarbrücken am linken Ufer der Saar hoch oben auf einen Sandsteinfelsen gebaut. Dort hat man einen tollen Blick auf die Stadt und auf die Saar, wo die Vlinder unterhalb geparkt war. Dann genossen wir die letzten Sonnenstrahlen auf Deck.
Abends gab’s leckere Tagliatelle mit Lachs und Weißwein/Zitronenmeerrettichsosse. Später bereitete ich noch Martins Geburtstagskuchen vor. Einen Blaubeerkäsekuchen mit Mohn und Eierlikör.
Mitten in der Nacht fing es plötzlich an , wie aus Eimern zu schütten. Eigentlich müssten langsam die Wasserpegel in den Kanälen wieder steigen. Der Park war zum ersten Mal seit wir hier sind menschenleer. Wir hatten ein leckeres, ausgiebiges Geburtstagsfrühstück und am Nachmittag musste Martin seine Kerzen auf dem Kuchen ausblasen.
Dazwischen tauschte Martin irgendwas an der Elektrik aus und es kamen immer wieder Geburtstagsgrüße und Anrufe von Freunden. Abends gingen wir dann in ein jemenitisches Restaurant. Die Auswahl hier in Saarbrücken ist ja riesig, aber das kannten wir beide noch nicht. Es war reichlich und sehr lecker.
In der Nacht hat es heftig geregnet und es ist schon ziemlich frisch in der Früh. Eigentlich wollten wir heute nach Saarbrücken weiterfahren, aber Martin hatte noch einiges zu tun. Er brachte ein Brett bei unserem Niedergang an, dass dann quasi als zusätzliche Abstellfläche beim Essen genutzt werden kann und wenn man es n icht braucht wird es abgeklappt.
Dann spazierten wir zum Kaufland und machten ein paar Besorgungen. Martin schaute sich noch den Anliegeplatz auf der gegenüberliegenden Seite an. Falls im nächsten Jahr an unserem jetzigen Platz kein Platz ist, haben wir zumindest schon eine Ausweichmöglichkeit. Zurück an Bord lackierte Martin noch das Brett, bevor für ihn Feierabend war. Für mich steht für den Abend ein Wäscheberg zum Bügeln bereit, der wird dann nebenbei beim Fernseh schauen erledigt.
Leider waren Corinna und Thoren nur zu einem Kurzurlaub auf der Vlinder. Sie mussten mittags zum Bahnhof. Vorher gab es noch ein ausgiebiges Frühstück und einen kleinen Spaziergang. Gegen 13.00 Uhr begleiteten wir die beiden zum Bahnhof. Die Bahn hatte natürlich Verspätung, aber dann hieß es Abschied nehmen. Nächstes Jahr müssen sie unbedingt einen längeren Aufenthalt planen. Wir chillten noch den restlichen Sonntag und den Abend ließen wir mit dem Tatort ausklingen.
Da wir eine längere Strecke und zwei Schleusen vor uns hatten, machten wir um 9.00 Uhr los. Frühstück gab es während der Fahrt. Corinna und Thoren wechselten sich abwechselnd am Steuer ab und machten sich auch draußen beim Schleusen gut. Zwischendurch genossen sie die Sonne an Deck.
Wir fuhren immer noch durch das grüne Saartal. Wir sahen ein paar Kanufahrer, einen riesigen Schrottplatz mit Verladestation, moderne Brücken und das Polygon in weiter Ferne auf einem Berg. Das Polygon im Kreis Saarlouis ist eine stählerne Skulptur und ein Denkmal zur Erinnerung an den im Juni 2012 endgültig beendeten Steinkohlebergbau.
Kaffee und Kuchen gab es auch zwischendurch weil wir unbedingt noch in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte wollten. Wir kamen kurz vor 16.00 Uhr in Völklingen an, machten das Boot fest und gingen gleich los. Man sah den Stahlkoloss schon von weitem. Er ist eigentlich von allen Seiten präsent. In dem ersten Raum wurde die Ausstellung „Bewegung. Macht. Geschichte“ per Audioguide erzählt und Videos von einigen ehemalige Mitarbeiter erinnerten an die damalige Zeit, als das Stahlwerk noch in Betrieb war. Dann gingen wir raus auf das Gelände. Die Völklinger Hütte ist das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung und zugleich das erste Industriedenkmal dieser Epoche, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Sie präsentiert sich den Besuchern als hochspannender und faszinierender Ort, an dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf vielfältigste Weise begegnen. Das Eisenwerk wurde 1873 gegründet und 1986 stillgelegt. Wir besichtigten die Sinterhalle, die Erzhalle und die Möllerhalle. Auf die Hochofengruppe durften wir nur mit Helm. Und es ging bis zu 45 Meter hoch. Es macht fast sprachlos, wenn man das ganze Areal von oben sieht. Ich kann hier gar nicht alle unsere Eindrücke beschreiben, wenn ihr in der Gegend seid, unbedingt einen Abstecher dorthin planen. Zum Abschluss besichtigten wir noch die Kokerei, und das Paradies. Das Paradies“ bietet einen einzigartigen Dialog von Industriekultur, Natur und Kunst. Wo einst Feuer und Staub regierten, wachsen nun außergewöhnliche Pflanzen und überall haben sich Künstler verewigt. Die Natur holt sich hier schon einen Teil der Anlage zurück.
Ziemlich beeindruckt gingen wir danach noch zum Essen. Die Stadt selber ist ein wenig trostlos . Daheim gab es noch einen Nachtisch, gebackene Banane mit Honig und Vanilleeis und natürlich noch ein letztes Wizard mit Corinna und Thoren. Nach diesem ereignisreichen Tag fielen wir anschließend müde in die Kojen.
Mit Sonnenschein und einem üppigen Frühstück fuhren wir mit den Rädern zu dem Wolfspark in Merzig. Im Wolfspark finden sich sieben Gehege sowie ein Aufzuchts- und Reservegehege. In den Gehegen leben Wolfsrudelrudel mit einer Größe zwischen zwei und sechs Wölfen. Insgesamt leben im Wolfspark durchschnittlich 20 bis 30 Wölfe. Im Jahr 2023 sind es zwanzig Wölfe in sieben Rudeln. Es gibt verschiedene Rassen wie Timberwölfe, Polarwölfe, mongolische und schwedische Wölfe. Im Aufzuchtsgehege haben wir ein ganzes Rudel Jungwölfe beobachten können. Sie spielten, rauften oder schliefen. War echt interessant.
Danach fuhren Corinna, Thoren und Martin mit den Rädern weiter zur Saarschleife um zum Aussichtspunkt zum Wandern. Ich fuhr aufs Boot zurück, weil ich dort Besuch erwartete.
Die Wanderung von Corinna, Thoren und Martin war sehr schön und mit tollen Eindrücken behaftet. Sie hatten die Räder unten bei der kleinen Fähre abgestellt und marschierten zunächst den kleinen steilen in Serpentienen geschlängenten Wanderpfad immer steil nach oben bis zum Aussichtspunkt unterhalb des neunen Baumwipfelpfades.
Oben angekommen gabs einen netten Epfang durch den örtlichen Wanderverein, der mit Musik, kleinen Snacks und trinkbaren jenden zweiten Freitag eine kleine Wilkommensveranstaltung für die Wanderer organisiert.
Der Weg wieder nach unten führte über sieben Brücken zurück zur Fährstation. Beide Wege, hinauf und wieder hinunter schafften sie danz gemütlich in jeweils einer Stunde.
Wieder unten angekommen fuhr grad nooch die letzte Fähre um 17:40 um das andere Ufer trockenen Fußes zu erreichen, von wo aus es dann wieder mit den Rädern entlang der Saar bis zur VLINDER in Mettlach ging.
Derweil fuhr am Nachmittag bei der VLINDER ein Raddampfer vorbei , der ne ganz schöne Welle gemacht hat. Den hatten die Drei bei der Wnderung auch schon von oben in der Saarschleife gesehen. Aber diesmal hielten alle Leinen.
Bis zum Sonnenuntergang genossen wir noch die warmen Sonnenstrahlen in den Liegestühlen auf Deck. Wie immer gabs dann zum Tagesabschluss nach der leckeren Brotzeit eine Runde Wizzard.
Gleich in der Früh führen wir noch kurzes Stück nach Merzig. Also hieß es schon um 9.30 Uhr Leinen los. Wir tuckerten schön langsam auf der Saar. Die „Steilvol“ überholte uns und Jim fragte, ob alles ok sei, weil Martin so langsam fuhr. Aber die VLINDERR fährt immer ziemlich gemütlich. Die hatten dann auch schon festgemacht, als wir Merzig erreichten. Die Poller waren etwas ungünstig verteilt, aber es hat alles gut geklappt. Nach dem Anlegen haben sich Marlene und Benno nach einer guten Woche verabschiedet, damit sie ihren Zug noch erreichen konnten. Die beiden haben sich noch mit einem lieben Eintrag ins Gästebuch verewigt.
Nachmittags erwarteten wir Corinna und Thoren. Leider kam ein umgefallener Baum der Bahnstrecke dazwischen und sie kamen nicht weiter. Ausgerechnet in dieser Woche war Martins Auto in der Werkstatt. Aber er konnte kurzfristig einen Leihwagen mieten und holte sie in Neustadt an der Weinstrasse ab. Erst gegen Abend und müde kamen sie dann auf der Vlinder an. Es gab noch eine wärmende Kürbissuppe und als Nachtisch dann den Käsekuchen. Trotz Müdigkeit hat sich Thoren noch in das Wizardspiel einweihen lassen. Corinna und Martin hatten beide mit Gleichstand gewonnen.
Heute Früh war es total grau und neblig. Auf der Saar schwamm ein ekliger Algenteppich und ein Hotelschiff passierte uns am Anleger.
Nach dem Frühstück mussten wir auf den Rückruf der Schleuse warten, wann es für uns am günstigsten ist. Genau in dem Moment, als das eine Outlet geöffnet wurde, rief mich Martin an….in 10 Minuten können wir durch die Schleuse. Ok, war wieder nichts mit Shopping. Zurück an Bord ging’s dann auch gleich los. Benno machte alle Leinen los und die Schleuse war schon zu sehen. Erneut fuhren wir in die dunkle Schleusenkammer. Es ging wieder 11 Meter rauf. Wir sind schon gut erprobt für diese Höhe. Oben angekommen kam ein großer Frachter mit einem Kran für die große Schleuse. Als der vorbei war, tuckerten wir gemütlich durch die schöne Landschaft des Saartales. Es ist alles so grün hier, wirklich schön. Wir sahen den Baumwipfelpfad von unten, da wollen wir in den nächsten Tagen auf alle Fälle mal hoch. Unseren Anlegeplatz, eine ca 100 m lange Kaimauer mitten im Grünen, erreichten wir am frühen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein.
Das Anlegen funktioniert auch mittlerweile wie aus dem ff. Benno und Martin hoben gleich die Räder von Bord und radelten los. Es gab hier einige Sehenswürdigkeiten, unter anderem auch den Baumwipfelpfad, den wir schon vom Boot aus gesehen haben. Sie fuhren zuerst über die Brücke auf die andere Seite und dann am Ufer entlang und den Waldweg hinnauf zur Burg Montclair. Die ist gar keine Ruine mehr wie in den Büchern beschrieben, sonder sher gut restauriert mit einigen Museumsstücken und einem Imbiss für die müden Wanderer und/oder Radler.
Benno fuhr dann alleine noch weiter um auch den Aussichtspunkt an der Saarschleife in Augenschein zu nehmen. Martin kehrte derweil um und kam aufs Boot zurück. Hinter uns legte die „Steilvol“ am Nachmittag an, die wir schon aus Grevenmacher kannten mit ihren beiden kleinen Hunden Milli und Guinness. Martin nahm ihnen die Leinen ab, worauf wir eine Einladung zur Happy Hour erhielten. Doch zunächst konnten wir Kaffee und Kuchen sogar an Deck genießen. Ich versuchte mich wieder auf meinen Inlinern, was aber an den unebenen Wegen nach ein paar Kilometern scheiterte. Inzwischen kam Benno zurück und erzählte von seinem Ausflug hoch auf dem Berg und zeigte uns schöne Fotos.
Marlene hat sich heute bereit erklärt, eine Gemüsepfanne zu zaubern und fing an zu schnippeln, bevor wir zu den Nachbarn auf die „Steilvol“ rüber gingen. Ich machte noch Tomaten/ Mozzarella Spießchen und nahm eine Flasche Cremont mit. Jim und Jehan hatten auch leckere Häppchen und Dips vorbereitet. Sie zeigten uns das Boot und Martin und Benno verschwanden mit Jim im Maschinenraum. Auweia, das könnte dauern. Derweil unterhielten wir uns mit Jehan, die uns mit Guiness Kunststücke vorführte. Danach nahmen wir an dem riesigen Tisch Platz und erzählten alle ein wenig. Die Zeit verging wie im Flug und wir verabschiedeten uns so langsam. Unser Abendessen musste noch gekocht werden. Das wurde dann ein Gemeinschaftsprojekt. Nach dem Essen blieb Benno sogar sitzen und wartete auf die Wizardkarten. Das war unser letztes gemeinsames Wizard, weil die beiden morgen abreisen werden. Es war wieder total lustig und Benno brachte uns mit seinem trockenen Humor total zum Lachen, während sich Marlene still und heimlich an die Spitze spielte. Das war auch ein toller Tag.
Schon in der Nacht fing es an in Strömen zu regnen. Das Wetter war ja schon für gestern angesagt, aber heute hat es uns richtig erwischt. Sollte aber bis Mittag besser werden. Auf der Mosel und hier auf der Saar begegnen uns immer wieder riesige Frachter und auch Passagierschiffe. Aber alles in allem ein freundliches Miteinander, auch mit den Schleusenmitarbeitern.
Der Regen hat aufgehört und es blinzelt sogar ab und zu die Sonne durch. Wir passierten einen großen Steinbruch in der sonst überwiegend grünen Gegend. Unser Ziel heute war Mettlach. Nie gehört vorher. Ihr??? Aber jeder kennt doch Villeroy &Boch. Hier in Mettlach ist die große Manufaktur und es gibt auch ein Outlet dazu. Da weiß ich schon, wo ich den Nachmittag verbringen werde. Wir legten zuerst steuerbord an einer hohen Kaimauer kurz vor der Schleuse an. Martin funkte diese an und fragte , ob wir hier über Nacht liegen bleiben können. Das ging leider nicht. Wir sollten vorne bei den Passierschiffen festmachen. Da der Platz für die beiden Schiffe“Saarstern und Maria Croon“ reserviert war, waren wir uns nicht sicher, ob das möglich war. Also lief ich vor und fragte einfach. Die Jungs von der Maria Croon waren total nett und haben mir gezeigt, wo es am Besten passt. Da war sogar eine Tür im Zaun. Also zurück aufs Boot, Martin wendete einmal und ein Stück weiter oben nochmal und wir legten backbord gegen die Strömung an. Der Platz war gar nicht schlecht, mitten im Ort. Gegenüber war das Schloss Saareck, heute ein Hotel.
Wir mussten noch ein paar Sachen einkaufen, deswegen gingen wir zu Fuß zum nächsten Supermarkt. Martins Auto war ja noch in der Werkstatt. Benno und Martin machten sich mit den Rädern auf zum nächsten Anleger Richtung Merzig um zu schauen, wie dort die Lage ist. Marlene und ich ratschten ein bissel im Steuerstand bei einem Gläschen Wein. Abends spazierte ich noch durch das Städtchen, wo sich ein Outlet an das andere reihte. Vielleicht ist morgen früh noch Zeit, jetzt waren die Geschäfte leider (oder gottseidank für den Geldbeutel) schon geschlossen. Nach dem Abendessen, es gab Würstel mit Kartoffelsalat, spielten wir nochmal das „grässliche“ Spiel, laut Bennos Aussage. Wir haben viel Spaß gehabt beim Wizard. Danach kniffelten Marlene, Martin und ich noch zwei Runden. Benno zog sich zum Lesen in den Salon zurück. So ging wieder ein schöner Tag zu Ende.
Schon ganz früh am Morgen strömten die Passagiere von der Compass Opera in Richtung Stadt. Wir saßen gerade beim frühstücken. Einige winkten uns fröhlich in den Steuerstand. Später kam sogar die Bummelbahn vorbei und holte noch einen Schwung Passagiere ab für eine Stadtrundfahrt. So langsam machten wir auch los und fuhren gemütlich an dem schönen Städtchen Saarburg vorbei. Vom Wasser aus sah man die Stadtmauer und die Reste der Burganlage.
Heute übernahm Marlene ganz souverän das Steuer durch das natürliche und grüne Saartal, bis wir an die Schleuse kamen.
Wir mussten noch kurz anlegen bevor wir reinfahren durften. Das war wie in eine finstere Box fahren. Es ging wieder 11 Meter aufwärts ohne Schwimmpoller, dh mit zwei Leinen sich nach oben arbeiten. Benno war hinten und Martin und ich vorne. So hat das ganz gut geklappt.
Am Anleger angekommen war das Wetter , entgegen dem Wetterbericht, richtig schön. Martin und Benno schwangen sich auf die E-bikes. Benno wollte sich die Gegend anschauen und Martin hatte nochmal Lust auf das Glockenmuseum in der Glockengießerei. Marlene und ich chillten derweil auf dem Boot. Die beiden Männer kamen fast gleichzeitig zurück und erzählten von ihren Touren. Benno war auf dem Berg oben bei der Klause und dem Kasteler Plateau und hat schöne Fotos gemacht. Bei Martin war es auch total interessant. Es gab zwar keine Führung, dafür einen Audioguide. Da das Museum unerwartet schon eher schloss, er aber noch nicht ganz durch war, hat er einen Gutschein bekommen. Also müssen wir hier nächstes Jahr unbedingt nochmal herkommen.
Abends bemerkte ich ein Paar neben dem Boot. Die hatten eine Kamera mit einem riesigen Objektiv vor sich stehen und schauten immer wieder durch die Ferngläser. Da war ich neugierig und fragte sie, was sie beobachten und fotografieren. Die waren ganz nett und haben sich über das Interesse sehr gefreut, da sich Benno und Martin auch dazu gesellten. Die beobachten und fotografieren Hirsche und Eulen auf dem gegenüberliegenden felsigen Waldgebiet. Die Zeit ist wahrscheinlich noch zu früh, aber die erzählten, dass sie manchmal fünf bis zehn Hirsche mit richtig großen Geweihen vor die Linse bekommen. Naja besser vor die Linse als vor die Flinte. Sie zeigten uns auch Fotos . Sehr faszinierend, mit welcher Leidenschaft viele Leute ihre Hobbies betreiben.
Nach dem Abendessen gab’s heute kein Wizard. Es wurde jede Menge Seemannsgarn gesponnen von den vielen Törns und Erlebnissen, die die drei auf den Weltmeeren erlebt haben.
In der Früh ist es oft schon richtig herbstlich mit viel Nebel über dem Wasser. Heute konnten wir uns schön Zeit lassen, unser nächstes Ziel Saarburg war nur 3,5 km entfernt. Benno entschloss sich zu joggen und wir machten kurz vor Mittag los. Ich bereitet während der Fahrt noch die Bolo für heute Abend vor.
Benno wartete schon am Anlegeplatz, eine lange Spuntwand ca 1 km vor Saarburg. Martin und ich liefen am Wasser entlang in die Stadt. Zuerst besichtigten wir die Glockengießerei. Beitrag zum Glockengießermuseum:
In unserem Museum kann man ausprobieren, fühlen, riechen … Urbanus Mabilon oder – noch besser – Urbain Mabillot gründete 1770 das Familienunternehmen, das fast drei Jahrhunderte im Saarburger Staden seinen Sitz hatte und Glocken für die ganze Welt produzierte. Auch heute noch führen er und seine Frau Anna Maria Stocky die Gäste in der History Tour durch das Museum. Kaum zu glauben? Sie können sich gerne selbst davon überzeugen und die Entstehung einer Glocke von der Lehmform hin zu einem klangvollen Bronzekörper nachvollziehen!
Schade, dass heute wegen dem Weinfest keine Führungen angeboten wurden, interessant war es trotzdem. Vielleicht holen wir das morgen nach. Für das Weinfest war das Wetter traumhaft und in der Stadt steppte der Bär. Wir kamen gerade richtig zum Umzug mit Blaskapellen, Wein und Apfelkönigin und viele verschiedene Vereinsgruppen. Das witzige war, die schenkten alle Wein aus. Man musste nur sein leeres Glas hinhalten schon wurde wieder nachgeschenkt. Das merkte man einigen Zuschauern schon an.
Die Stadt selber ist ein richtiges Schmuckstück mit vielen Sehenswürdigkeiten, wie ein Wasserfall mitten in der Stadt und einigen Museen. Die eigentliche Geschichte von Saarburg begann mit dem Bau der Burg. Erstmals erwähnt wurde die Saarburg in einem Vertrag vom 17. September 964. Also auf zur Burg. Da war gerade eine Baustelle und kein Durchgangsverbot, das wurde erst später aufgestellt, weil Benno und Marlene konnten nicht mehr durch. Also schlängelten wir uns unter Gerüsten durch und hatten einen tollen Ausblick auf das Saartal. Oben kletterten wir noch auf einer engen steilen Wendeltreppe auf den Turm der Burg. Die Saarburg, erstmals 964 n. Christus urkundlich erwähnt, thront heute über der Saar und der Stadt Saarburg. Sie gilt als eine der ältesten Höhenburgen im Südwesten Deutschlands. Von der Burg sind noch heute große Teile der Umfassungsmauern sowie ein Wohnturm erhalten. Von mehreren Aussichtsplateaus und vom Turm aus kann man den schönen Panoramablick ins Saartal genießen.
Zurück gingen wir aber den offiziellen Weg in die Stadt wieder rein ins Getümmel vom Weinfest. Martin steuerte gleich eine Eisdiele an, vor der eine lange Schlange stand. Kein Wunder bei dem tollen Wetter. Er wollte dann noch ins Mühlenmuseum, während ich mich durch die Menschenmassen kämpfte und zurück aufs Boot ging.
Martin kam eine Stunde später und erzählte vom Museum, während der Kaffee lief. Marlene und Benno kamen spätnachmittags zurück und ihnen hat das Weinfest und die Stadt auch sehr gut gefallen. Dann war Siesta angesagt. Beim Abendessen warteten wir auf den Blutmond und die Mondfinsternis, die für heute angesagt war. Leider verpassten wir das Spektakel, weil der Mond sich hinter den Weinbergen versteckt hatte. Mit dem Fernglas konnten wir später noch ein bisschen die Mondfinsternis verfolgen. Dann wurde es hinter uns hell. Es legte wieder ein sehr großes Passagierschiff an und parkte millimetergenau hinter uns ein. Das war die Compass Opera, auch 110 m lang.
Nach dem Abendessen mussten wir uns entscheiden, Wizard oder Tatort. Na, für uns mittlerweile Profizocker war klar „Wizard“. Tatort können wir später immer noch schauen. Leider konnte Marlene ihre Gewinnerserie heute nicht fortsetzen und musste Martin den Sieg überlassen. Nach dem Münchner Tatort ging es dann in die Koje.
Mit leckeren Croissants zum Frühstück waren wir gut gestärkt für die heutige Etappe. Heute geht’s von der Mosel in die Saar. Wir fuhren wieder an Weinbergen vorbei und sahen viele Radler. Das Moseltal ist wunderschön, hat tolle Radwege und das Wetter passt auch.
Da wir jetzt in Deutschland unterwegs sind, tauschte Martin noch die Flaggen aus. Kein Problem, da Benno am Steuer saß.
Die erste Stadt am Ufer der Saar war Konz. Hier gibt es viele Weingüter. Die Saar ist schmäler als die Mosel und sehr grün. Die Saar ist ein nordwärts fließender Fluss und mit 235 Kilometern Fließstrecke ist sie der längste Zufluss der Mosel. Hier waren einige Kanuten und Freizeitmotorbootfahrer unterwegs. Dann kam eine Schleuse , die ging 11 Meter hoch. Wir durften in die kleine Schleusenkammer mit 40 m Länge fahren. Es gab leider keine Schwimmpoller, so dass wir immer von einem Poller auf den anderen umhängen mussten . Da die Höhe schon besonders ist, waren auf der Brücke einige Zuschauer, die das verfolgten. Es ging ganz gemächlich nach oben.
Kurz nach der Schleuse war schon unser freier Liegeplatz mitten im Grünen. Zwei Poller zum Festmachen…passt. Marlene und Benno entschieden sich, eine Radltour mit den E-bikes zu machen. Ich hab an Deck die Sonne genossen und noch ein bisschen Blog geschrieben und Martin hat etwas gedöst.
Plötzlich spannten sich die Leinen. Gesehen hab ich den Frachter noch nicht, aber die Auswirkungen von seiner überhöhten Geschwindigkeit gemerkt. Als der Frachter Kerstin ums Eck geschossen kam, ging die Vlinder erstmal einen halben Meter runter. Die Bugwelle war so extrem und als er uns fast passiert hat, rissen auf einmal drei Leinen. Ich hab noch Fotos gemacht, aber mehr aus Spaß, weil eine Freundin von mir Kerstin heißt. Dort sieht man deutlich die Welle. Martin kam sofort hoch und funkte den Käptn an. Er überhörte das absichtlich. Dann hat Martin die Schleuse angefunkt, dass sich der Kapitän bei ihm melden soll. Widerwillig maulte er dann in den Funk und prozzelte erst gegen Martin, er sei mit 7 km/h vorbeigefahren . Gottseidank mal ein Lob auf die Technik. Heutzutage wird ja alles aufgezeichnet. Später hat er zugegeben, dass er mit 11 km/h an uns vorbei gedonnert ist. Aber Martin musste erst mit einer Anzeige drohen, damit er einsichtig wurde. Also, ausgemacht ist, dass Martin sich neue Leinen kaufen kann und ihm dann die Rechnung schicken soll. Wir werden berichten. Auf den Schreck, Martin hat dann die restlichen Leinen verknotet zum erneut fest machen und wir haben dann noch jeweils eine Leine zusätzlich gespannt, gab’s dann erst mal Kaffee und Kuchen.
Eine halbe Stunde später kam der nächste Frachter. Der fuhr ganz gemächlich mit 7 km/h vorbei und es rührte sich überhaupt nichts. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Wir haben nämlich ein Funkgespräch zwischen den Kapitänen gehört, in dem sich der eine beschwert hat wegen der Drohung mit der Anzeige. Marlene und Benno winkten vom gegenüberliegenden Ufer und kamen dann aufs Boot zurück. Sie sind über 30 km gefahren und es hat ihnen viel Spaß gemacht. Nach der Stärkung mit Kaffee und Kuchen ruhten sich die beiden aus. Martin fuhr mit dem Radl zur nächsten Anliegestelle nach Sarreburg und schaute, sich den Platz für den nächsten Tag an. Da das Wetter so schön war und die Wege gut geteert waren, hab ich nach fast 20 Jahren mal wieder meine Inliner rausgeholt. Martin hat mich noch mit den Schonern verpackt….heieiei, was haben wir früher als Kinder gemacht????, heutzutage braucht man Knie-Ellenbogen und Handschoner. Am besten noch einen Helm und eine Matratze rumgewickelt 🙂 . Hat aber super geklappt und hat sogar Spaß gemacht. Bin gespannt, ob ich Muskelkater bekomme.
Später haben wir noch Federball gespielt, es war leider zu windig. Nach dem Abendessen haben wir echt wieder Wizard gespielt. Unsere neuen Gäste sind mittlerweile auch infiziert. Dieses Mal hat Marlene sehr auf Risiko gespielt und hat dafür auch haushoch gewonnen. Wir haben viel gelacht.
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