Mai

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… aber sind auch wir willkommen in Kroatien?

Unsere Erlebnisse mit dem Segelkatamaran VAVA-U von blu-venture.de
auf der Seereise von Izola (SLO) nach Lefkas (GR) im Mai 2014.

Beim Törnstart Anfang Mai Sonne in Izola und leichte NW-liche Winde als Vorhersage in der nördlichen Adria. Also Leinen los in Sloweniens größter Marina Izola. Unser erstes Ziel soll das markante Hafenstädtchen Rovinj in Kroatien sein. Dort wollen wir einklarieren um auf dem Weg nach Süden auch einige Stopps in Kroatien zu machen.

Der Wind frischt auf und dreht leider auf Südost. Also heißt es aufkreuzen bei kurzer steiler See die sich schnell aufbaut. Aber mit gut 8 Knoten schiebt sich VAVA-U mit Fock und 2. Reff bei 25-30Kn Wind durch die Wellen Rovinj entgegen wo gerade das Segelkreuzschiff WINDSURF mit Kurs nach Venedig startet.

Die Zollpier zum einklarieren in Rovinj ist innen belegt mit einem Ausflugsboot und einer amerikanischen Segelyacht und somit kein Platz mehr für VAVA-U mit seinen 18x8m. An der Außenseite der Zollpier schwappt erheblicher Schwell entlang. Also machen wir an der gegenüberliegenden Mole vor Kopf mit Buganker und Heckleinen gegen 22.30 bei nunmehr Regen fest um am nächsten Morgen ordnungsgemäß einzuklarieren.

Kurz vor halb acht, wir wollten gerade mit allen Papieren losmarschieren, erscheint der Polizist von der Immigration und erklärt uns barsch das wir am falschen Steg liegen würden – „ein Skipper müsste das wissen“. Da half auch nicht die Erklärung von Schwell und belegter Pier. Er nahm unsere Pässe und Crewliste mit und forderte uns auf an der Zollpier fest zu machen – was jetzt am morgen auch möglich war.

Mit allen weiteren Papieren gingen wir dann in sein Büro, wo dann im Prinzip auch alles in Ordnung war. Jedoch mit dem Hinweis, dass es beim nächsten Mal 1000 Kuna Strafe kosten würde. Hmmm.

Die nächste Behörde war das Hafenmeisteramt gleich um die Ecke im ersten Stock. Dort zwei Amtsstuben bei der an einer  Tür dick und fett „NO EURO“ steht. Also betraten wir zunächst die andere Tür –  wurden aber weiter geschickt. Ein netter junger Mann erledigte die Formalitäten.
400 Kuna für sieben Personen und acht Tage Kurtaxe mussten noch bezahlt werden. „NO EURO“ bedeutete, dass wir in der Wechselstube unten um die Ecke eben noch schnell tauschen mussten.
Auch hier ein leider recht rauer Ton und Umgang, wenn man nicht gleich am richtigen „Schalter“ steht – so was fällt einem an sich erst im Nachhinein und im Zusammenhang auf – aber weiter.

Ein paar Stunden besuchten wir noch Rovinj und brachen dann zur ersten Nachtfahrt gen Süden auf.
Wir hatten zunächst kein festes Ziel und segelten mit mäßigem Wind bis zur Südspitze Istriens entlang der Küste. Dann weiter bei Flaute unter Motor über den Kvaner vorbei an Mali Losinj bis auf Höhe Premuda. Hier setzte wieder Südost wind ein – also genau von vorn. Mit Groß und Genua legten wir etwa 190 Grad über Grund an. Hinter uns zog ein Gewitter im NW vorbei und im Südosten ebenfalls. So fühlten wir uns auf unserem Kurs bei stark bewölktem Himmel gut aufgehoben, obwohl der Abstand zu den kroatischen Inseln größer wurde. Gegen 01.00 machten wir dann eine Wende und konnten etwa 90 Grad über Grund in Richtung der Insel Dugi Otok anlegen.
Was uns im Moment nicht wirklich bewusst war, war die Tatsache, dass wir beim Aufkreuzen von ca. 23.00 bis 03.00 außerhalb der 12 sm-Zone waren und somit außerhalb der EU (!). Aber auch wenn wir es gewusst hätten wäre die Segel-/Kursentscheidung auf Grund der Windrichtung und des Gewitters im Südosten dieselbe gewesen.

Am Morgen schlief dann langsam der Wind ein und es hieß wieder Motor an. Entlang von Dugi Otok ging es weiter Südwärts.
Mittags wurden wir von der kroatischen Marine und über Rijeka Radio aufgefordert auf der Insel Zirje in eine Bucht zu gehen und dort das Ende einer militärischen Übung, die auf unserem Weg nach Rogosniza lag, bis 17.00 Uhr abzuwarten.
Wir nutzen die kleine Ankerpause ab 15.00 zum Baden und relaxen und wollten dann noch vor Dunkelheit Rogosniza erreichen.

Daraus wurde leider nichts, weil schon kurz nach unserem Eintreffen in der Bucht ein Polizeiboot auftauchte und uns wegen „illegaler Grenzverletzung“ in der letzten Nacht aufforderte in den 12 sm östlich gelegenen Ort Sibenik zu folgen.
Dort gegen 17.30 angekommen wurden wir schon von mehreren Uniformierten an der Kaimauer empfangen. Kontrolle der Papiere, die an sich in Ordnung waren – sonst keine weitern Vorwürfe, außer der schon erwähnten „illegalen Grenzverletzung“ also Aus- und wieder Einreise nach Kroatien und somit in die EU ohne zu klarieren (auf hoher See?).

Auch unsere Anmerkungen zu Wind und Wetter sowie der recht spärlich beleuchteten Küste machten keinen Eindruck.

Heraus kamen zwei Schriftstücke in kroatischer Schrift, die keiner von uns lesen konnte und das für das darin beschriebene „Vergehen“ jeweils 1000 Kuna, also zusammen 2000 Kuna (etwa 270€) zu zahlen seinen. Eine Rechtshilfebelehrung bekamen wir nicht. Dafür zwei Zahlkarten und einen handschriftlichen Zettel der energischen Polizistin worauf steht, dass es jeweils nur 667 Kuna kosten würde, wenn alles innerhalb 8 Tagen bezahlt würde.
Danach Händeschütteln und auf Wiedersehen und nicht etwa neue Papiere, die alten schienen also doch noch Gültigkeit zu haben.

Ob es ein Wiedersehen wird steht für uns im Moment in den Sternen, zu stark sind doch diese negativen Eindrücke, auch wenn sie tatsächlich nach Gesetz und Ordnung richtig sind. Es bleibt die Frage offen, ob unsere „illegale Grenzverletzung“ überhaupt bemerkt worden wäre wenn wir nicht ein AIS-Signal senden würden und wie viele Frachter, die die Adria hoch- und runter fahren auch von einer solchen Vorgehensweise betroffen sind.
Wir jedenfalls fühlten uns wie man so schön sagt „abgezockt“ und unterm Strich um einen halben Tag unseres Segeltörns betrogen.

Inzwischen haben wir in Ubli auf Lastovo mit unseren in Rovinj ausgestellten Papieren bei einer netten Grenzpolizistin ausklariert. Die beiden Strafzettel haben wir natürlich noch nicht bezahlt und werden die Geschichte auch erst mal rechtlich prüfen lassen und weitläufig im Internet, den Medien und an das Auswärtige Amt verteilen.